Kategorien: Natur & Umwelt

Keine Frage, wir kennen die kleinen gelben Körner vor allem als Tierfutter und aus unserer eigenen Küche. Warum in Mais ein riesiges Potential für die Verwendung außerhalb von Herd und Stall steckt und was die Pflanzenzüchtung damit zu tun hat, haben wir für euch genauer angeschaut.

 

 

Wer regelmäßig in Deutschlands Ackerbaugebieten auf dem Land unterwegs ist, kennt das Gefühl vielleicht: Im Herbst scheint es, als würde überwiegend Mais angebaut. Mit ihren riesigen, bis zu drei Meter hohen Pflanzen wirken Maisfelder sehr dominant und werden deshalb häufig mit dem Begriff der „Vermaisung“ umschrieben. Aber stimmt das? Tatsächlich belegt die Maisanbaufläche etwa 21 Prozent der deutschlandweiten Ackerfläche. Allerdings ist es so, dass der Maisanbau in Deutschland unterschiedlich verteilt ist.
Vor allem in Regionen, die sich auf Tierhaltung und Biogasanlagen spezialisiert haben, sind die Maisanteile höher. Das trifft besonders auf Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bayern und Baden-Württemberg zu. Und wenn man sich Mais und seine Eigenschaften genauer anschaut – das machen wir jetzt gemeinsam – dann sieht man einen großen Maisschlag beim nächsten Mal vermutlich mit ganz anderen Augen. Denn, so viel sei schon verraten, Mais kann mehr als man vielleicht denkt!

Eine der weltweit wichtigsten Nutzpflanzen

Fangen wir ganz von vorne an: Mais ist eine der ältesten Kulturpflanzen überhaupt. Als einzige der hierzulande angebauten Getreidearten stammt er aus Amerika und kam von dort über Spanien und Kolumbus, der von seiner zweiten Expedition Maiskörner mitbrachte, im 16. und 17. Jahrhundert zu uns nach Deutschland. Hier konnte er aber zunächst nur als Nischenkultur in den wärmeren Gebieten wie Baden, Bayern und Ostdeutschland angebaut werden. Es dauerte noch einige hundert Jahre – genauer: bis in die 1970er – bis der Pflanzenzüchtung der Durchbruch mit kälteresistenten Maissorten gelang. Seitdem wird Mais deutschlandweit erfolgreich angebaut und die Maisfläche ist stark angewachsen. Von 50.000 Hektar im Jahr 1950 auf 500.000 Hektar im Jahr 1975 auf 1 Million im Jahr 1994 und schließlich knapp 2,5 Millionen Hektar in 2022.

Mais gehört zur Pflanzenfamilie der Süßgräser. Neben Weizen und Reis ist er eine der weltweit wichtigsten Nutzpflanzen. Das ist wahrlich kein Wunder, denn Maiskörner sind sehr nahrhaft und enthalten wichtige Vitamine und Mineralstoffe. Zudem ist Mais, anders als andere Getreidearten, glutenfrei. So weit so gut. Wusstest du, dass Mais auch deshalb so interessant ist, weil es wahnsinnig viele Sorten und Nutzungsmöglichkeiten gibt? Es stehen tatsächlich mehr als 400 verschiedene Erzeugnisse mit Maisinhalten in den Regalen deutscher Supermärkte. Ich muss zugeben: Mit dieser Zahl hätte ich nicht gerechnet!

Korntypen und ihre Verwendung 

Um den Überblick zu behalten, kann man die unterschiedlichen Korntypen unterscheiden. Körnermais etwa wird gemahlen und in Brot und Teig verarbeitet. Dann gibt es Weichmais, der beispielsweise die Grundlage für Tortillas bildet. Hartmais verwenden wir, um Maisstärke zum Kochen und Backen herzustellen. Sehr bekannt ist Zuckermais. Als ganzen Kolben legen wir ihn zum Beispiel auf den Grill oder essen ihn in Salaten und anderen Gerichten. Und last but not least gibt es Puffmais. Ihn knuspern wir im Kino als süßes oder salziges Popcorn. Ziemlich vielseitig, oder?

Eine vielfältig einsetzbare Pflanze

Mais ist aber nicht nur für unsere menschliche Ernährung interessant. Auch in der Tierhaltung ist er sehr beliebt. Er wird dort als Futtermittel für verschiedenste Tierarten eingesetzt und hat einen ausgezeichneten Futterwert. Ein Zahlenbeispiel: Vom Ertrag eines Hektars Mais kann das Hühnerfutter zur Erzeugung von ca. 80.000 Eiern produziert werden.
Biogasanlagen sind ein weiterer Einsatzort. In diesen wird er als Biomasse vergärt und wird so zu einem leistungsstarken Energielieferanten – ein Hektar Mais deckt den jährlichen Strombedarf von fünf Haushalten. In den USA, die mit Abstand der größte Maisproduzent der Welt sind, wird inzwischen rund ein Drittel der gesamten Maisernte zu Ökobenzin verarbeitet.

Beitrag zum Klimaschutz

Neben der Verwertung von Mais für die menschliche oder tierische Ernährung und als Biomasse zur Energiegewinnung erlangt er auch als sogenannter nachwachsender Rohstoff immer mehr Bedeutung. Viel zu lange hat unsere Wirtschaft den Fokus auf die Nutzung fossiler Ressourcen gesetzt. Doch diese Quellen sind begrenzt und ihre Verarbeitung setzt klimawirksames CO₂ frei, das zuvor unschädlich gebunden war. Neben einem bewussteren Konsumverhalten ist die Verwendung umweltschonend erzeugter erneuerbarer Rohstoffe also ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Und hier kommt der Mais wieder ins Spiel!

Von Verpackungen bis Flip-Flops

Maisstärke, die wir in der Küche zum Binden von Soßen oder Puddings kennen, ist außerdem die natürliche Ausgangsbasis für biologisch abbaubare Industrierohstoffe. Ja, richtig gelesen! Denn aus ihr lässt sich der natürliche Kunststoff Polylactid – abgekürzt „PLA“ – herstellen. Und den kann man genauso verarbeiten wie konventionelle Kunststoffe auf Erdölbasis. Wichtig ist dabei das Verhältnis der Stärkeformen Amylose und Amylopektin, das sich züchterisch beeinflussen lässt. In Europa werden jährlich etwa 11 Millionen Tonnen Stärke hergestellt und bereits heute stammen etwa 4,7 Millionen Tonnen davon aus Körnermais – das sind 43 %. Mehr als die Hälfte dieses Naturrohstoffs wird verwendet, um Einweggeschirr, Verpackungsmaterial oder Dinge wie Handys und Flip-Flops zu produzieren.

Ein großes Potential

Das Großartige daran: Mais wächst nicht nur jedes Jahr nach, sondern die aus ihm hergestellten Produkte können auch biologisch abbaubar und so vollständig kompostierbar sein. Körnermais hat dementsprechend für eine nachhaltigere und umweltschonendere Industrie ein wahnsinnig großes Potential! Umso erfreulicher, dass sich schon heute in unzähligen Produkten Mais versteckt, wo wir es vermutlich nicht erahnen würden. Wusstest du beispielsweise, dass die Pflanze auch in kosmetischen und pharmazeutischen Produkten steckt? Außerdem in Kinderspielzeug, Papier und Pappe, in Kunststoffen, Dämmmaterial oder Textilien? Und das sind nur einige Beispiele. Manchen von uns begegnet Mais mehrmals täglich im Badezimmer: In vielen Zahnpasten ist seine Stärke enthalten. Ich habe mal nachgeschaut – in meiner auch! :)

Kommen wir noch einmal zurück zur anfänglich erwähnten Kälteresistenz: Der Schlüssel zur Verbreitung von Mais als Erfolgspflanze liegt in der sogenannten Hybridzüchtung begründet. Dabei werden geeignete, in zeitaufwändigen Verfahren Maispflanzen einmalig miteinander gekreuzt. Die dabei entstehenden Nachkommen haben ein üppigeres Wachstum und einen höheren Ertrag als ihre Eltern. Ganz klassisch wie einst Gregor Mendel haben Pflanzenzüchter:innen besonders robuste Pflanzen ausgewählt und miteinander kombiniert, um Sorten zu entwickeln, die trotz der kälteren Temperaturen unseres gemäßigten Klimas zu wachsen.
Auch heute noch ist diese Eigenschaft ein wichtiges Züchtungsziel. Denn gerade im Jugendstadium bleibt der Mais bei kühlen Temperaturen in seiner Entwicklung zurück. Das wirkt sich wiederum negativ auf den Ernteertrag aus. Durch verschiedene Selektionsmechanismen ist es Pflanzenzüchter:innen gelungen, kälteverträgliche Sorten zu entwickeln, die schon bei 8 °C Bodentemperatur keimen können und selbst bei niedrigeren Durchschnittstemperaturen hohe Erträge liefern. Dadurch ist mittlerweile selbst in klimatisch eher raueren Regionen des Nordens ein erfolgreicher Maisanbau möglich.

Vorausschauende Züchtungsarbeit

Inzwischen ist die Vielfalt deutschlandweit so groß, dass für die unterschiedlichsten Regionen und Böden sowie Nutzungsrichtungen angepasste Sorten vorhanden sind. Aus mehr als 360 verschiedenen, in Deutschland zugelassenen Maissorten können deutsche Landwirt:innen aktuell wählen. Damit ist die Maiszüchtung aber noch lange nicht am Ende angekommen: Jährlich werden allein in Deutschland durchschnittlich 20 neue Maissorten zugelassen, die ganz unterschiedliche Anforderungen der Wertschöpfungskette erfüllen. Eine weitere Aufgabe der Maiszüchter:innen ist es, die Resistenz der Maispflanzen gegenüber Krankheiten und Schädlingen zu erhöhen. Eine Schwierigkeit ist, dass die Züchtung dabei sehr vorausschauend arbeiten muss. Denn bis eine Sorte entwickelt ist, dauert es 10 bis 15 Jahre. Aber wie wir nun gelernt haben, lohnt es sich sehr, diese Zeit in die Pflanze Mais zu investieren!

Wenn du jetzt noch mehr über Mais und seine Fähigkeiten sowie die Züchtungsarbeit wissen möchtest, dann besuche unbedingt die Seiten des Bundesverbands Deutscher Pflanzenzüchter sowie die des Deutschen Maiskomitees. Außerdem findest du auf Julias Deichdeern-Blog verschiedenste Beiträge zum Thema Mais – unter anderem geht es darum, welchen positiven Einfluss Mais auf Flora und Fauna hat.

Und wie immer gilt: Falls du noch weitere Fragen zum Thema hast, kannst du sie uns gern in den Kommentaren stellen oder eine Mail an info@kloenstedt.de schicken.

Für mehr Transparenz:

Dieser Beitrag ist in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter entstanden. Wir sind riesige Fans der Arbeit des Verbands, der einen super Job macht – insbesondere, weil er viele großartige und wichtige Dinge im Bereich Pflanzenzüchtung macht, von denen viele Menschen gar nichts wissen. Diese möchten wir auf diesem Wege verbrauchernah erzählen.

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