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Wie fühlt es sich an, die Geliebte eines verheirateten Mannes zu sein? In diesem Dorfgeflüster erzählt unsere Community-Autorin von einer Liebe, die nie ganz öffentlich sein darf – und doch seit Jahren besteht. Über Nähe und Distanz, Sehnsucht und Verzicht. Und die Klarheit, dass auch Grauzonen echte Gefühle bedeuten können.
or ein paar Wochen wurde ein Artikel im Klönstedt-Magazin veröffentlicht, in dem es darum ging, dass eine Ehefrau die Affäre ihres Ehemannes aufgedeckt hat. Dieser Artikel hat mich nicht mehr losgelassen … Denn ich stehe auf der anderen Seite: Ich bin die Geliebte eines verheirateten Mannes. (Anm.: nicht DIESES Mannes, es ist ein anderer!)
Und das ist meine Geschichte:
Alles fing an, lange bevor es tatsächlich angefangen hat. Beim allerersten Kennenlernen – seine Frau war eine Bekannte von mir – fand ich ihn total doof. Ein Klugscheißer vor dem Herrn, der sich selbst auch noch total witzig fand. Ich fand ihn anstrengend und war froh, als ich nach Hause gehen konnte.
Beim zweiten Treffen, etliche Monate später, war es dann plötzlich anders: Stumme Blicke, versteckte Anspielungen, schüchterne Lächeln, unauffällige Berührungen. So wie man sich eben das Verlieben vorstellt. Was zwischendurch passiert ist? Das weiß ich bis heute nicht.
Ein Geheimnis waren und sind wir – von Anfang an. Es sind Jahre vergangen, bis etwas passiert ist, das die Allgemeinheit wohl mit „verwerflich“ bezeichnen würde. Wir haben zwischendurch ein paar Nachrichten geschrieben, ganz unverfänglich. Aber irgendwann kam unser Tag. Begonnen hat unsere Geschichte wie die allermeisten Liebesgeschichten: mit einem Kuss.
Wir haben viel erlebt in dieser Zeit, waren so oft zusammen unterwegs, verbrachten so viel Zeit miteinander, wie es eben ging. Durch unsere besondere Konstellation ist es eben nicht immer einfach so möglich. Wenn wir zusammen sind, ist es so normal und schön. Immer. So viele glückliche Momente, so viel Zärtlichkeit, so viele Gefühle. Meistens sind wir räumlich getrennt; er auf der Arbeit, im Nebenerwerb, zuhause. Ich in meinem eigenen Leben. Und doch … wir sind immer zusammen. Der Ring an meinem Finger ist ein stummes Zeugnis.
Was ist der Reiz einer Affäre für mich?
Zunächst: Ich bin keine Affäre! Wir führen eine richtige Beziehung, wir sind mehr als „Freundschaft plus“. Wir haben unsere Gefühle, wir haben größere und kleinere Probleme. Der Unterschied ist einfach, dass wir nicht offiziell zusammen sind. Heutzutage gibt es so viele verschiedene Beziehungsarten.
Warum habe ich mich entschieden, so zu leben?
Ganz klar: Ich kann mein (Single-)Leben weiterleben. Ich bin nicht dafür zuständig, seine dreckige Wäsche zu waschen (by the way: die macht er selbst!) oder hinter ihm her zu putzen (Sorry für das Klischee, ich übertreibe bewusst!). Wir haben nicht diese „Alltagsprobleme“, auch wenn wir uns davon erzählen und helfen, wenn es geht.
Aber: Ich bin niemandem irgendetwas schuldig
Und das genieße ich tatsächlich. Ich habe meine Unabhängigkeit und möchte es nicht anders. (Ja, natürlich, mir ist klar, dass ich das auch alles in einer „normalen“ Beziehung haben könnte, aber das kommt aus den verschiedensten Gründen für mich nicht infrage).
Ich habe mir meine Situation ausgesucht!
Immer und immer wieder. Bei jedem Treffen habe ich die Entscheidung bewusst getroffen. Weil er mich in den Momenten, in denen ich ihn haben darf, so unendlich glücklich macht wie nie jemand vor ihm. Der mich so zufrieden macht, im Leben und im Bett.
Meine klare Meinung:
Keine Beziehung, egal, welcher Art, ist aber nur schwarz und weiß. Sie ist immer eine Vielzahl grauer Schattierungen (ja, diese Anspielung ist bewusst und ein wesentlicher Bestandteil unserer Geschichte), von Licht und Dunkelheit. Und ja, wenn er zu mir ziehen würde, hätte ich wohl nichts dagegen. Aber ich bin mir immer bewusst, dass das nicht der Fall sein wird und bin absolut fein damit.
Hier bei mir bekommt er alles, was er zuhause vermisst.
Gleichzeitig vermisse ich vieles, was er zuhause wahrscheinlich hat. Ich sage „wahrscheinlich“, weil ich natürlich nur wenig Ahnung habe, wie sein Leben zuhause ist. Klar, er erzählt mal. Aber das ist einseitig aus seiner Sicht. Und für eine fundierte Meinung braucht man immer alle Sichtweisen, deshalb kann ich sein anderes Leben nicht beurteilen.
Unsere Geschichte dauert nun schon 6 Jahre. Ich kann mir nicht vorstellen, dass in einer wirklich funktionierenden Beziehung jahrelang eine dritte Person komplett verborgen bleibt. Vielleicht hat seine Frau sich damit abgefunden, vielleicht will sie es aber auch nicht sehen, vielleicht hat sie auch nur eine unterschwellige Ahnung, vielleicht hat sie sogar auch jemand anderen. Ich weiß es schlichtweg nicht.
Ob ich ein schlechtes Gewissen seiner Frau gegenüber habe?
Ich weiß, das sollte ich und manchmal habe ich das auch. Oft frage ich mich, warum dieses Gefühl trotzdem eine Ausnahme ist. Bisher habe ich dafür keine Erklärung gefunden. Vielleicht ist nicht nur sie gut im Verdrängen, sondern auch ich. Ich nehme ihr nichts weg, weil ich es zu keinem Zeitpunkt darauf angelegt habe und auch in Zukunft nicht darauf anlegen werde, ihr den Mann auszuspannen. Wenn jemand verzichtet, dann ich. Sie hat immer Vorrang.
Ist mein Leben anstrengend?
Definitiv: JA! Als Frau in meiner Situation muss man schon ein hohes Maß an Toleranz haben, Verständnis ist unverzichtbar. Durchhaltevermögen. Es ist nicht leicht, aber dieser kleine Moment, seine Stimme lachend am Telefon zu hören, der Moment, wenn man monatelang auf eine Umarmung und einen Kuss (und auf alles andere) verzichtet hat … und dann dreht sich der Schlüssel im Schloss und es ist, als wäre er nicht ewig weg gewesen. Jeder Tag des Wartens und des Vermissens ist vergessen, wenn er dann da ist.
Natürlich ist es nervig. Immer aufpassen, immer vorsichtig sein. Nie einfach schreiben zu können, nie einfach mal nach einem doofen Tag anrufen und reden können. Nie mal einfach so in den Arm genommen werden. Und wenn er wieder fährt, ist es blöd. Für uns beide. Oft telefonieren wir noch, direkt nachdem die Tür zugegangen ist, zögern die Trennung hinaus.
Wenn er sich tagelang nicht meldet, mache ich mir Sorgen.
Ist ihm vielleicht was passiert? Das ist natürlich ein absolutes Worst Case-Szenario für mich. Denn ich würde im schlimmsten Fall nicht mal irgendwas mitbekommen. Um es mal ganz krass auszudrücken: er könnte schon unter der Erde liegen und ich hätte es verpasst. Das ist absolut nicht schön, aber ich habe es akzeptiert.
Wie es weitergeht?
Ich habe keine Ahnung. Im Moment haben wir viel Abstand. Aber wie immer, wenn seine Gefühle für mich und das Leben, das er hier leben könnte, ihm zu nahekommen und zu viel werden, geht er auf Abstand. Das ist sein Schutzmechanismus, seine Flucht. Das ist mal schwerer und mal leichter zu ertragen. Wir haben nach diversen Versuchen aufgegeben, uns trennen zu wollen, wir schaffen es eh nicht.
Ich möchte nicht auf ihn verzichten, auch wenn mir jeden Tag bewusst ist, dass es irgendwann vielleicht dazu kommen wird. In der Zwischenzeit warte ich aufs nächste Treffen. Hoffentlich ist es bald.
Wie kann ich Klönstedt unterstützen?
Hier bei mir bekommt er alles, was er zuhause vermisst.
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