Ferien auf dem Land – das klingt nach Ruhe, Natur und Idylle. Doch was passiert, wenn Feriengäste sich plötzlich über das echte Landleben wundern? Wenn der Trecker zu laut, die Ernte zu spät oder der Geruch zu intensiv ist? Unsere Community-Autorin ist Landwirtin und hat für uns aufgeschrieben, was es bedeutet, wenn Urlauber:innen und Landwirt:innen manchmal ganz unterschiedliche Vorstellungen von Idylle haben.

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edes Jahr im Frühling beginnt es: Die ersten Feriengäste trudeln ein, bepackt mit Koffern, Strandmuscheln und einer großen Portion Erholungserwartung. Sie haben sich in das Ferienhaus neben unserem Hof eingemietet, um die „idyllische Ruhe des Landlebens“ zu genießen. Dass dieses Landleben aber nicht nur aus plätschernden Bächen und zwitschernden Vögeln besteht, sondern auch aus Treckern, Kühen und Güllepötten, ist für viele von ihnen ein mittelschwerer Schock.

Nächtlicher Erntestress und Güllegeruch

Spätestens, wenn im Sommer die Ernte beginnt, ist es vorbei mit der Erholung. Dann fährt unser Mähdrescher bis in die Nacht über die Felder, die Strohpresse rattert, und Gespanne fahren das Getreide ab. Das ist nicht etwa ein Freizeitvergnügen, sondern harte Arbeit, die gemacht werden muss – egal, ob Herr und Frau Feriengast abends den Sonnenuntergang auf der Terrasse genießen oder um 22 Uhr ins Bett wollen. Und so steht am nächsten Morgen pünktlich eine Beschwerde vor der Tür: Ob wir denn nicht „Rücksicht nehmen könnten“? Hier sei ja schließlich eine Ferienregion.

Güllegeruch statt frischer Landluft

Aber nicht nur die Erntezeiten sorgen für Irritationen. Im Frühjahr und nach jedem Grasschnitt bringen wir Gülle auf die Felder – ein perfekter natürlicher Dünger. Doch kaum sind die ersten Wagen ausgebracht, häufen sich die besorgten Fragen: „Wie lange riecht das denn?“ „Gibt es da keine andere Lösung?“ „Kann man das nicht zu einer anderen Zeit machen – vielleicht, wenn keine Feriengäste da sind?“ Leider hält sich die Natur nicht an den Ferienkalender.

Spielende Kinder in der Gefahrenzone

Und dann gibt es da noch die ganz besonderen Spezialisten: Familien, die ihren Stadthunden eine Auszeit auf dem Land gönnen und sie unangeleint über unsere Wiesen toben lassen – direkt in unsere Kuhweide oder mitten durchs Ackergras. Oder die Kinder, die sich „die coolen Trecker“ auf unserem Hof mal aus der Nähe anschauen wollen, während wir gerade dabei sind, tonnenschwere Maschinen zu rangieren.

Zwischen Parkplatzproblemen und frischen Eiern

Manche Feriengäste sind auch besonders kreativ, wenn es darum geht, sich die perfekte Auszeit zu gestalten. Da wird kurzerhand unser Wiesenrand als Parkplatz genutzt, weil der eigene Stellplatz „so weit weg“ ist. Oder die Gartenstühle des Ferienhauses werden direkt an die Feldkante geschoben, um „den Sonnenuntergang ganz authentisch zu erleben“ – mitten auf unserem Wirtschaftsweg, wohlgemerkt. Und wehe, man wagt es, mit dem Trecker vorbei zu wollen!

Ein Klassiker sind auch die Fragen nach frischen Eiern oder „echter Milch direkt von der Kuh“. Dass das nicht bedeutet, dass wir einen Kühlschrank mit griffbereiten Glasflaschen im Stall stehen haben, sorgt regelmäßig für erstaunte Gesichter. Und wenn man dann erklärt, dass frische Milch erst pasteurisiert werden müsste und Eier nicht einfach mal so verschenkt werden können, weil es dafür Vorschriften gibt, ist die Enttäuschung groß.

Verständnis oder Realitätsferne

Versteht mich nicht falsch: Ich freue mich, wenn Menschen aufs Land kommen, um die Natur zu genießen. Ich erkläre gern, was wir tun und warum es nicht ohne Lärm, Geruch oder große Maschinen geht. Manche Urlauber haben Verständnis – und kommen dann mit den Kindern vorbei, um beim Melken zuzusehen oder fragen interessiert nach, wie das mit der Ernte funktioniert. Aber viele vergessen, dass sie hier nicht im Museum oder im Freilichtpark sind, sondern mitten auf einem wirtschaftenden Betrieb.

Mehr als eine schöne Kulisse

Das Landleben ist wunderschön – aber es ist auch laut, manchmal schmutzig und ziemlich anstrengend. Für uns ist es nicht nur ein schöner Urlaubsort, sondern unser Zuhause und unsere Existenzgrundlage. Wer das versteht, ist als Feriengast ein echter Segen. Alle anderen? Nun ja …

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