tierschutz beginnt oft dort, wo andere wegsehen – und erfordert Mut, Geduld und jede Menge Herzblut. Wer als Pflegestelle tätig ist, öffnet nicht nur seine Tür, sondern auch sein Herz. Klönstedt-Teammitglied Anna berichtet, wie sie gemeinsam mit ihrer Familie Pflegehunden aus dem Ausland ein Zuhause auf Zeit schenkt – und was es bedeutet, loszulassen, wenn die Tiere in ihr Für-Immer-Zuhause ziehen.

Wie alles begann

Ich bin mit Dackeln aufgewachsen – Kurzhaardackel, stur, charmant und eigensinnig, wie man sie kennt. Bis ich 13 war, gehörten Dackel einfach zu unserem Zuhause. Als mein letzter Hund, Fiete, starb, war klar: Kein neuer Dackel. Er war ein Charakterhund – und niemand hätte ihn ersetzen können.

Doch das Haus war plötzlich still. Zu still.

Vom Züchter zum Tierschutz

Irgendwann stieß ich auf eine Organisation, die Tiere aus dem Ausland vermittelt – unter anderem aus Serbien. Dort las ich zum ersten Mal von sogenannten Pflegestellen: Familien, die Hunde aufnehmen, bis sie ihr Zuhause fürs Leben gefunden haben.
Die Idee ließ mich nicht mehr los. Helfen, ohne gleich fest gebunden zu sein – das fühlte sich richtig an.

Wer sich für einen Hund interessiert, stößt auf der Homepage der Organisation auf Steckbriefe, Fotos und kleine Videos – jedes Tier mit seiner ganz eigenen Geschichte. Wenn man sich in einen Hund verliebt, schreibt man der Organisation, und gemeinsam wird geprüft, ob alles passt.

Bevor man als Pflege- oder Endstelle aktiv wird, kommt jemand von der Organisation vorbei. Dabei geht es vor allem darum, ob die Haltung artgerecht und sicher ist – etwa beim Thema Leinenführung. Die Hunde tragen spezielle Sicherheitsgeschirre mit zwei Leinen, damit sie sich nicht losreißen können.

Vor der Ausreise wird jeder Hund tierärztlich untersucht, geimpft, gechipt und auf verschiedene Krankheiten getestet – darunter Mittelmeerkrankheiten, Parvovirose und Parasiten. Erst wenn alle Tests unbedenklich sind, darf die Reise ins neue Leben beginnen.

Für Pflegestellen ist das eine schöne Möglichkeit, Tierschutz aktiv zu leben, auch wenn man (noch) keinen eigenen Hund halten kann. Die Organisation übernimmt alle tierärztlichen Kosten, nur das Futter zahlt man selbst.

Und so kam Rio zu uns

Eine Tierschützerin brachte ihn nach einer langen Fahrt direkt zu uns nach Hause. Ein wuscheliger, schwarzer Hund mit großen Augen, die zugleich neugierig und erschöpft wirkten. In diesem Moment begann für ihn ein neues Leben – und für uns eine ganz neue Erfahrung.

Rio war etwa ein Jahr alt und lebte seit seinem Welpenalter im serbischen Shelter – und war vom ersten Moment an neugierig und freundlich. Er lief erstaunlich gut an der Leine, war stubenrein und hatte sofort Vertrauen.

Viele Menschen waren überrascht, wenn sie hörten, dass Rio aus dem Auslandstierschutz kam. Manche glaubten, solche Hunde seien krank, schwierig oder gar gefährlich. Ein Nachbar wechselte anfangs mit seinem Hund sogar die Straßenseite, sobald er uns sah.

Doch Rio war einfach nur ein lieber, unkomplizierter Hund – wie auch alle anderen Tierschutzhunde, die danach bei uns einzogen. Irgendwann blieb auch der Nachbar stehen, lächelte – und ließ seine Skepsis an der Leine zurück.

Vertrauen lernen

Was fast alle Hunde gemeinsam hatten, war ihre anfängliche Angst vor dunkel gekleideten Männern. Manche zuckten zusammen, wenn man sich zu schnell bewegte oder den Arm hob – vermutlich, weil sie auf der Straße getreten oder geschlagen worden waren. Doch diese Angst legte sich mit der Zeit.

Das Schönste ist zu sehen, wie die Hunde aufblühen, wenn sie sich sicher fühlen. Wie sie plötzlich spielen, toben und sich trauen, Zuneigung zu zeigen. Das sind die Momente, für die man all das macht.

Zwischen Ankommen und Abschied

Wie lange ein Hund bleibt, ist jedes Mal anders. Manchmal nur ein paar Tage, manchmal mehrere Wochen. Und jedes Mal wächst er einem ans Herz.
Einmal wurde ein Hund sogar adoptiert, bevor er überhaupt bei uns ankam.

Wenn sich eine passende Familie findet, kommt der schwerste Teil: der Abschied. Die Organisation vereinbart ein Treffen, meist sogar bei uns als Pflegestelle. Wir treffen uns, schauen, ob die Chemie stimmt – und dann heißt es loslassen. Wenn wir jedoch den Eindruck haben, dass es nicht passt, bleibt der Hund bei uns als Pflegestelle.

Ich erinnere mich gut an den Tag, als Rio ausgezogen ist. Er sprang ohne Zögern ins Auto der neuen Besitzer:innen, drehte sich noch einmal zu uns um – und fuhr dann in sein neues Zuhause an der Elbe. Da wusste ich: Es war genau richtig so.

Was bleibt

Seit Rio haben wir sieben Pflegehunde aufgenommen. Jeder von ihnen hat Erinnerungen in unseren Herzen hinterlassen. Einer davon, Mavi, ist geblieben. Er hat uns ausgesucht, nicht umgekehrt.

Zwei andere Hunde aus unserer Pflegestelle leben heute ganz in unserer Nähe. Manchmal begegnen wir uns beim Spazierengehen – fröhlich, entspannt, angekommen. In solchen Momenten spürt man: Es war all die Mühe wert.

Pflegestelle zu sein heißt, immer wieder Vertrauen zu schenken und loszulassen. Es bedeutet, Tieren den Start in ein neues Leben zu ermöglichen – auch wenn es manchmal weh tut.
Jeder Hund, der weiterzieht, nimmt ein Stück Herz mit.
Und lässt ein kleines bisschen Glück zurück.

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