Was tun, wenn die Zornesfalte nicht mehr verschwindet? Zwischen Neugier und Skepsis hat unsere Community-Autorin einen Selbstversuch mit Botox und Hyaluron gewagt.

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ennt ihr die Triangle of Sadness? Das Ding, das sich oben zwischen den Augen wie ein Krater immer tiefer in die Stirn eingräbt. Irgendwann fragte ich mich, warum diese Zornesfalte plötzlich die Ausmaße des Grand Canyon erreicht hatte. Dabei bin ich doch ein fröhlicher Mensch. Jeder Blick in den Spiegel blieb sofort an der Stirn hängen. Keine Creme mit noch so tollem Werbeslogan brachte Linderung. Also musste ich mich entscheiden: entweder den Verfall tatenlos ertragen oder die Wunderwelt von Botox betreten.

Nun wohne ich in einer Kleinstadt – da kennt jeder DEN einen Schönheitsdoktor, der augenscheinlich viel an sich selbst probiert. Diskretion ist also Fehlanzeige – wenn ich da ins Wartezimmer gehe, weiß am nächsten Tag der ganze Klüngel, dass ich dort war.

Ganz Privat

Was also tun? Meine Hausärztin wusste Rat. Sie wollte auch ins lukrative Geschäft der Schönheits-OPs einsteigen und versprach, dass ein kleiner Pieks eine große Wirkung zeigen sollte.

Mutig gesagt – getan. An einem Sonntagnachmittag trafen wir uns in ihrer Praxis. Extra ganz privat – kam mir ja entgegen. Sie schaute prüfend in mein Gesicht und kreuzte mit einem Kajal Punkte an Stirn, Wangen und Kinn an. Sollte es nicht nur um meine Stirn gehen? Sie klärte mich resolut auf: das Gesamtbild sei wichtig. Meine Wangen drohten einzufallen und das Kinn müsse betont werden. Sie hielt mir einen runden Kosmetikspiegel vor – und zählte die Milliliter Hyaluron auf, die sie spritzen wollte. Ich fühlte mich überrumpelt – andererseits überwog die Neugier.

Der erste Blick in den Spiegel

Meine einzige Sorge: Ich will auf keinen Fall so aufgepolstert wie Carmen Geiß aussehen. Es muss diskret und natürlich wirken. Ja klar, versicherte sie – die Menge sei so gering, da würde nichts passieren. Außerdem würde sich Hyaluron wieder auflösen. Dann fragte ich mich natürlich, warum ich das überhaupt für viele hundert Euro mache. Aber nun saß ich in der Praxis und war neugierig. Kurz wurden die Stellen desinfiziert und schon spürte ich die erste Nadel in der Wange. Dann die zweite, die dritte und so weiter. Irgendwie kamen wir wohl auf sechs Stiche für Hyaluron und drei für Botox in die Stirn. Das Gefühl der Spritze war anders als beim Zahnarzt oder bei einer Impfung. Es drückte und zog unter der Haut. Die Ärztin rubbelte jede Stelle mit einem Wattebausch glatt, damit sich alles gut verteilt. Nach 30 Minuten war die Schönheitsbehandlung vorbei. Der erste Blick in den Spiegel zeigte ein paar rot unterlaufene Einstichstellen, wo sich blaue Flecke bilden. Weniger sexy als vorher – und zudem brauchte ich eine Erklärung, wer mich vermöbelt hat. Sonst konnte ich es ja gleich auf dem Marktplatz verkünden.

Wer schön sein will, muss leiden

Der Effekt bei den Wangen war aber am selben Tag da. Insgesamt wirkte ich nun frischer – etwas gestrafft. Die Zornesfalte aka Triangle of Sadness ließ sich noch drei Tage Zeit, bis der Lähmungseffekt von Botox auftauchte. Aber danach war ich ganz happy – der schier unüberwindbare Graben übergangslos zugeschüttet. Bad News: das hält nur maximal sechs Monate, dann muss der Tanz auf dem Nagelbrett wiederholt werden. Wer schön sein will, muss leiden, bekommt hier eine echte Bedeutung.

In Würde altern

Learnings für mich: Man kann in Würde altern, muss das aber nicht klaglos ertragen. Es gibt kleine Helferchen, die etwas strapaziös sind. Und eine ambulante Behandlung mal eben zwischen Kaffee und Abendbrot läuft konträr zum Anspruch Diskretion. Da muss man durch oder sich wochenlang in einen Wellness-Tempel begeben, bis alle Hämatome verschwunden sind. Als ich vor einigen Woche einen TV-Beitrag über Hyaluron gesehen habe, was sich auch nach Monaten nicht aufgelöst hatte, kam ich ins Grübeln. Nun war ich auch schon länger nicht mehr bei der Ärztin, die inzwischen auch Carmen Geiß immer ähnlicher wird. Eigentlich kann ich mich gerade ganz gut leiden.

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