Kategorien: Erleben & aktiv sein - Familie & Partnerschaft - Leute

Mit ihrer Familie ist unsere Community-Autorin vor fast zwei Jahren aus der Stadt aufs Land gezogen. Mit viel Vorfreude auf alles, was kommen sollte. Inzwischen spürt sie Ernüchterung. Denn sie findet keinen Anschluss und fühlt sich einsam.
als wir vor knapp zwei Jahren aufs Land gezogen sind, war das keine spontane Idee, sondern ein lang überlegter Schritt. Wir wollten mehr Raum, mehr Natur, mehr Zeit füreinander. Raus aus der engen Wohnung im dritten Stock, raus aus dem Lärm, den vollen U-Bahnen, dem ewigen Suchen nach einem Parkplatz. Das alte Haus am Ortsrand wirkte wie ein Versprechen: Ruhe, Freiheit, frische Luft. Vielleicht auch ein bisschen Bullerbü. Wir haben daran geglaubt. Aber während das Haus langsam zu unserem Zuhause wurde, ist es der Ort für mich bislang noch nicht geworden. Wir leben hier – ja. Aber wir sind nicht angekommen. Zumindest ich nicht!
Es beginnt bei den kleinen Dingen
Die Kita-Eingewöhnung war freundlich, aber distanziert. Bei Elternabenden werden alte Geschichten erzählt, über Leute, die ich nicht kenne. Auf dem Spielplatz wird geschnackt – aber selten mit mir. Man
grüßt sich, klar. Man ist höflich. Aber das war’s dann eben auch schon. Es fühlt sich nicht nach Ablehnung an, eher wie Gleichgültigkeit. Und das, obwohl ich mich bemühe.
Ich war beim Feuerwehrfest. Habe Kuchen gebacken für den Dorfflohmarkt. Bin regelmäßig beim Turnen mit den Kindern. Aber mehr als freundlicher Smalltalk ist dabei bislang nicht entstanden. Es wirkt so, als wären die Leute nicht auf neue Freundschaften aus, als hätten sie ihren Freundeskreis und der ist gut so wie er ist.
Was es nicht besser macht:
Ich habe die ganze Zeit das unterschwellige Gefühl, hier „nicht richtig“ zu sein. Ich weiß, dass ich keinen Trecker fahren kann, keine Marmelade einkoche, keine Ahnung habe, was eine gute Ernte ist. Ich weiß, dass
ich mich nicht auskenne mit der Dorfgeschichte oder mit den Spitznamen von Nachbars Urgroßeltern. Ich weiß das alles. Aber ich hatte gehofft, dass die Leute mich einfach so mögen.
Seit Monaten kreisen meine Gedanken. Ich überlege, ob es an mir liegt. Ob ich zu ungeduldig bin. Zu laut. Zu anders. Vielleicht ist es eben so, dass es auf dem Land einfach länger dauert, bis man irgendwo dazugehört. Vielleicht muss man hier aufgewachsen sein, um nicht immer „die Neue“ zu bleiben?
Mein Partner sieht das nicht so
Er fühlt sich wohl. Hat schon Kontakte über den Sportverein und trinkt Bier mit dem Nachbarn. Ich freue mich für ihn – wirklich. Aber es macht mein Gefühl von Alleinsein manchmal noch größer. Ich habe aufgehört, es ständig anzusprechen. Es bringt nur Streit. Weil es sich für ihn wie Kritik am ganzen Leben hier anhört. Dabei wünsche ich mir nichts sehnlicher, als dass es klappt.
Müde vom Bemühen
erklären muss, wer man ist oder wo man herkommt.
Ich bin müde vom Bemühen. Vom Hoffen, dass noch jemand sagt: „Schön, dass
du da bist.“ Manchmal träume ich davon, wie es wäre, zurückzugehen. In ein Viertel, in dem man sich fremd sein darf, ohne sich falsch zu fühlen. Wo man nicht dazugehört – und das trotzdem irgendwie reicht.
Planlos
Wir haben keinen Plan B. Noch nicht. Aber ich denke inzwischen immer mal wieder ernsthaft darüber nach, ob dieses Leben auf dem Land wirklich mein Leben ist.
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