Traktorpulling, Scheunenfeten und kühle Getränke – viele haben ein festes Bild von der Landjugend im Kopf. Doch wer einmal dabei war, merkt schnell: Hinter dem Verein steckt viel mehr. Es geht um Freundschaften, ehrenamtliches Engagement und die Chance, das Leben auf dem Land aktiv mitzugestalten. Im Rahmen unseres Projekts „Man tau – Schnacken & Anpacken“ erzählt Laura Stolley aus Selk, warum sie sich für die Landjugend begeistert.

Text: Femke Langbehn

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nfangs dachte ich auch, dass es bei der Landjugend vor allem um Feiern geht“, sagt Laura und lacht. „Aber dann habe ich schnell gemerkt, dass es viel mehr ist: Freundschaften, ehrenamtliches Engagement und echte Mitbestimmung.“

Laura Stolley (25) aus Selk im Kreis Schleswig-Flensburg ist seit 2017 Mitglied in der Landjugend. Was als lockere Bekanntschaft begann, wurde für sie zu einer Herzenssache: Heute ist sie stellvertretende Agrarausschusssprecherin und engagiert sich in mehreren Ortsgruppen. „Das Schöne ist, dass man sich nicht nur auf eine Gruppe beschränken muss – man kann in mehreren aktiv sein“, erklärt sie.

Mehr als Klischees: Engagement und Weiterbildung

Die Landjugend ist weit mehr als laute Scheunenfeten und kühle Getränke. Neben dem geselligen Aspekt stehen Weiterbildung und Vernetzung im Mittelpunkt. Ein Beispiel: Im November 2024 reisten 25 junge Mitglieder mit dem Agrarausschuss nach Schweden, um landwirtschaftliche Betriebe und Unternehmen kennenzulernen. „Solche Fahrten sind unglaublich spannend“, erzählt Laura. „Man bekommt Einblicke in andere landwirtschaftliche Strukturen und kann sich mit jungen Leuten aus anderen Ländern austauschen. Das erweitert den eigenen Horizont.“

Doch auch gesellschaftlich relevante Themen haben ihren Platz. So stand bei der Weihnachtsfeier des Landesverbands 2024 das Thema mentale Gesundheit im Fokus. „Gerade auf dem Land wird über solche Themen oft nicht gesprochen“, sagt Laura. „Aber wir merken, wie wichtig es ist, darüber offen zu reden und aufzuklären.“

Die nächste Gelegenheit zum Netzwerken und Weiterbilden schafft die Landjugend Schleswig-Holstein Ende Februar 2025: Dann ist Agrar-Influencerin Annemarie Paulsen in den Räumen des Bauernverbands in Rendsburg zu Gast. „Ich finde es spannend zu sehen, wie Social Media die Landwirtschaft verändert“, sagt Laura. „Früher hatte kaum jemand Einblicke in unseren Alltag, heute können wir direkt zeigen, was wir tun und wie moderne Landwirtschaft funktioniert.“

Gemeinschaft erleben – von Fachveranstaltungen bis Scheunenfeten

Neben fachlichen Themen kommt auch die Gemeinschaft nicht zu kurz. Die Ortsgruppen organisieren ein abwechslungsreiches Programm – von Fußballturnieren und Boßeln über Filmabende bis hin zu Tanzkursen und gemeinsamen Reisen. „Ich liebe es, dass die Landjugend so vielseitig ist“, erzählt Laura. „Man kann sich für Fachthemen begeistern, aber genauso gut einfach einen lustigen Abend mit Freunden verbringen.“

Ein Highlight sind die Scheunenfeten und Landjugendbälle. Sie sind nicht nur beliebte Veranstaltungen, sondern oft auch eine wichtige Einnahmequelle für die Vereinsarbeit. Vom Plakate kleben über den Getränkeverkauf bis hin zum Aufräumen nach der Party – alles wird von den Mitgliedern selbst organisiert. „Es ist toll zu sehen, wie jeder mit anpackt“, sagt Laura. „Wir organisieren alles selbst – und wenn der Abend ein voller Erfolg war, wissen wir: Das haben wir gemeinsam geschafft!“

Ihr persönliches Highlight? „Ganz klar der Ernteball der Landjugend Haddeby Ende September“, verrät sie mit einem Lächeln. „Da wird die traditionelle Erntekrone präsentiert und die Atmosphäre ist einfach einmalig!“

Durch diese gemeinsamen Erlebnisse entstehen Freundschaften, die weit über die eigene Ortsgruppe hinausgehen. Überregionale Treffen vernetzen junge Menschen aus ganz Schleswig-Holstein – und oft darüber hinaus. So reiste Laura mit dem Landesverband der Niedersächsischen Landjugend nach Israel und erlebte dort den internationalen Austausch hautnah. „Das war eine unglaubliche Erfahrung“, sagt sie. „Wir haben neue Menschen kennengelernt, andere Kulturen entdeckt und spannende Einblicke in das Leben vor Ort gewonnen.“

Laura Stolley und die Landjugend

Anpacken und Verantwortung übernehmen

Doch die Landjugend ist weit mehr als ein Freizeitverein – sie übernimmt auch Verantwortung vor Ort. Ein Beispiel ist die 72-Stunden-Aktion: Innerhalb von drei Tagen setzen die Ortsgruppen gemeinnützige Projekte in ihren Gemeinden um. Ob die Sanierung eines Spielplatzes, die Verschönerung einer Bushaltestelle oder die Instandsetzung öffentlicher Einrichtungen – überall wird angepackt.

Auch Laura und die Landjugend Haddeby waren dabei und restaurierten eine Pilgerhütte am Selker Noor. „Es war beeindruckend zu sehen, was wir gemeinsam in so kurzer Zeit erreichen konnten“, erinnert sie sich. „Wir haben nicht nur zusammen gearbeitet, sondern auch jede Menge Spaß gehabt – und am Ende haben wir wirklich etwas Bleibendes geschaffen.“

Solche Projekte zeigen, wie sehr sich die Landjugend mit ihrer Heimat verbunden fühlt und aktiv zur Gestaltung des ländlichen Raums beiträgt. „Wir wollen, dass das Leben auf dem Land attraktiv bleibt“, sagt Laura. „Und dafür setzen wir uns ein – mit viel Engagement und Herzblut.“

Mehr als ein Verein – eine starke Gemeinschaft

Die Landjugend ist mehr als Partys und Landmaschinen. Sie verbindet Tradition mit Moderne, schafft Raum für Weiterbildung und Austausch und stärkt das Miteinander in ländlichen Regionen. Durch ehrenamtliches Engagement, überregionale Vernetzung und ein vielseitiges Freizeitangebot haben junge Menschen hier die Möglichkeit, sich aktiv einzubringen, neue Erfahrungen zu sammeln und Freundschaften fürs Leben zu knüpfen.

„Die Landjugend hat mir so viel gegeben“, sagt Laura. „Ich habe gelernt, Verantwortung zu übernehmen, neue Dinge auszuprobieren und über mich hinauszuwachsen. Und das Beste: Ich habe Menschen kennengelernt, die ich mein Leben lang nicht mehr missen möchte.“

Wer also nur an Partys und Trecker, der irrt – in der Landjugend wird angepackt, diskutiert und Verantwortung übernommen.

Info:

Der Landjugendverband Schleswig-Holstein e.V.

Die Landjugend Schleswig-Holstein gibt es bereits seit 1950. Zu ihr gehören ca. 8400 Mitglieder, die sich auf mehr als 85 Ortsgruppen, elf Kreisverbände und einen Landesverband aufteilen. Sie ist damit eine der größten Jugendorganisationen im ländlichen Raum. Die Geschäftsstelle hat ihren Sitz im Grünen Kamp in Rendsburg. Der Mitgliedsbeitrag beträgt zwischen zehn und zwanzig Euro im Jahr.

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