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Tinder auf dem Dorf? Klingt nach prickelnder Romantik – endet aber oft beim digitalen Klassentreffen. Warum Online-Dating auf dem Land manchmal eher frustrierend als flirtig ist, was das mit dem Suchradius zu tun hat – und wie ein Feuerwehrfest plötzlich zur besseren App wurde, schreibt unsere Community-Autorin in unserem neuen Dorfgeflüster.
Ich erinnere mich noch ziemlich genau an den Moment, als ich dachte: Jetzt wird’s romantisch! Frisch getrennt, zurück in meiner alten Heimat, der Wind wehte durchs Rapsfeld und mein Handy vibrierte. Ich hatte Tinder installiert, in der Hoffnung auf einen digitalen Neuanfang. Schließlich hatte es bei meiner Freundin in Hamburg auch geklappt – da ging das mit dem Kennenlernen ja fast wie im Vorbeigehen. Also: Standortfreigabe an, Profilbild ausgewählt, ein paar nette Zeilen geschrieben. Und dann: wischen, wischen, wischen.
Willkommen in der digitalen Dorfkneipe
Aber es war nicht das erwartete Großstadt-Gefühl mit zig neuen Gesichtern, spannenden Biografien und charmanten Nachrichten. Nein – es war eher wie ein Besuch beim Klassentreffen. Ich kannte fast alle. Der eine hatte früher bei uns im Nachbardorf gewohnt, mit dem anderen habe ich mal auf einer Party geknutscht, als wir sechzehn waren. Und bei einem starrte ich lange aufs Foto und dachte: Moment … das ist doch der Bruder von meiner Friseurin?!
Die App zeigte mir exakt das, was ich eh schon kannte: das Dorf. Nur digital. Mit Filter.
Peinlich, persönlich, provinziell
Die Sache mit der Anonymität – auf dem Land ein Mythos. Wenn man datet, weiß man meistens nicht nur, wo der andere wohnt, sondern auch, wem er gehört: Tochter vom Bäcker, Bruder vom Elektriker, Ex von der Cousine. Ich hatte mal ein Match mit jemandem, der dann plötzlich schrieb: „Bist du nicht die, die mal mit dem Sebastian zusammen war?“ – ich war es. Die Unterhaltung war danach ziemlich schnell vorbei.
Eine Freundin aus dem Dorf hatte ein ähnliches Erlebnis – ihr wurde ihr eigener Cousin zweiten Grades vorgeschlagen. Beide haben den Radius danach erstmal auf 100 Kilometer gestellt. Ergebnis: mehr Auswahl, aber auch die Frage: Will ich wirklich so weit fahren, nur um jemanden kennenzulernen?
Kaffee in Kiel oder Bier auf’m Feuerwehrfest?
Denn das ist die andere Wahrheit übers Landleben: Entfernungen sind hier nicht in Kilometern, sondern in Aufwand zu messen. Spontan auf einen Kaffee treffen? Schwierig, wenn der andere in Flensburg wohnt. Nach Feierabend ein Eis essen gehen? Nur mit guter Zeitplanung und Tankfüllung.
Ich wollte doch jemanden, mit dem ich am Samstagvormittag einfach gemeinsam Brötchen holen kann. Nicht jemanden, mit dem ich eine Wochenendbeziehung auf dem Land simuliere. Und wenn man ehrlich ist: In dem Moment, wo man überlegt, wie viel Sprit eine Beziehung kostet, ist es vielleicht nicht die ganz große Liebe.
Was bleibt, ist das Echte
Also habe ich die Apps gelöscht. Nicht wütend, nicht enttäuscht – einfach ernüchtert.
Und dann habe ich angefangen, wieder so richtig „unter Leute“ zu gehen. Bin zur Scheunenfete vom Sportverein, hab beim Dorfflohmarkt Kaffee ausgeschenkt und mich breitschlagen lassen, bei einer Singletanzparty in der nächstgelegenen Kleinstadt mitzukommen. (Spoiler: Ich habe niemanden kennengelernt – aber eine Frau getroffen, mit der ich heute befreundet bin.)
Und dann, beim Feuerwehrfest, stand ich plötzlich neben einem Typen, den ich nicht kannte. Ungewöhnlich!, dachte ich. Er sei beruflich viel gereist, erzählte er. Jetzt sei er wieder hier, weil seine Eltern Unterstützung brauchen. Wir sprachen über Gülle, Berlin und selbstgebackene Brote. Es war kein Kinomoment, aber ein echtes Gespräch. Und irgendwie war es genau das, was ich lange vermisst hatte.
Fazit: Landliebe ist nicht digital
Online-Dating auf dem Land? Kann funktionieren. Muss aber nicht. Es braucht Glück – oder Geduld. Was mir am Ende geholfen hat, war loszulassen. Nicht mehr zu suchen. Sondern einfach da zu sein. Offen für Gespräche, spontane Begegnungen, das richtige Timing.
Ich sage heute nicht: Tinder ist doof. Ich sage nur: Hier auf dem Land ticken die Uhren eben anders. Und vielleicht ist genau das der Zauber – dass man sich nicht einfach „swipen“ kann, sondern einander tatsächlich begegnen muss.
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Hallo
Wir haben uns vor fast 48 Jahren bei der Landjugend Leck näher kennengelernt.
Vorher haben wir schon einige Treffen gemeinsam mitgemacht, man kannte sich halt. Nach den Gruppentreffen waren wir oft bei Max im Fraschlönj. Da war immer dienstags Disco.
Am 24. Mai hat es dann beim Tanzen gefunkt.
Nach drei Jahren sind wir zusammen gezogen und haben dann später irgendwann „beschlossen“ zu heiraten..
Wir wollten gerne an unserem Kennenlerntag heiraten und dass dauerte noch bis der 24. Mai auf einen Freitag fiel. Früher war Standesamt, Kirche und Fest oft an einem Freitag.. Nach acht Jahren haben wir am 24. Mai 1985 geheiratet.
Das besondere an „unserem “ Tag ist seit 48 Jahren bis heute, dass es am 24. jeden Monats einen Kuss für den 24. gibt!!!!
Außerdem ist die 24 unsere Glückszahl geworden.
Wir haben 2 Töchter bekommen und 5 Enkelkinder.
Unsere Töchter waren auch in der Landjugend. Die ältere Tochter sehr engagiert, auch im Vorstand und Kreisvorstand. Ihren Bauern hat sie tatsächlich auf der Grünen Woche
in Berlin kennengelernt: er kommt Niebüll.
Das ist unsere Geschichte und am 24. Mai
feiern wir nun Rubinhochzeit .
Liebe Grüße von Anke
Liebe Anke,
was für eine schöne Kennenlern- und Liebesgeschichte – ganz herzlichen Dank fürs Teilen! Eure 24 klingt wirklich nach einer besonderen Zahl voller Erinnerungen. Dass es beim Tanzen im Fraschlönj gefunkt hat, ist einfach herrlich – da sieht man mal wieder, dass die schönsten Geschichten auf dem Land oft doch direkt vor der Haustür beginnen.
Und wie schön, dass auch eure Töchter in der Landjugend waren und eure Tochter ihren Bauern auf der Grünen Woche kennengelernt hat – wer braucht da noch Dating-Apps? :)
Wir wünschen euch von Herzen alles Liebe zur Rubinhochzeit – lasst euch feiern!
Herzliche Grüße aus Klönstedt
Anne