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Bei ihrem Besuch auf Föhr hat unsere Autorin Jana Walther nicht nur Halt im Museum Kunst der Westküste gemacht. Sie hat sich auch mit zwei Insulanerinnen getroffen, die ihr von ihrem Alltag auf der schleswig-holsteinischen Insel berichtet haben. Den Anfang macht Klönstedterin Andrea.
Andrea Arfsten kommt ursprünglich vom Festland. „Eine Zugezogene“ – wie viele noch immer sagen würden, meint sie lachend, obwohl die 54-Jährige bereits seit 30 Jahren auf Föhr wohnt. Als Jugendliche lernte sie ihren heutigen Mann Arne, einen waschechten, gebürtigen Insulaner, kennen. Es war die klassische Geschichte, erzählt sie. Teenagermädchen macht Urlaub auf Föhr und verliebt sich. Für Arne und Andrea bedeutete das ein Kennenlernen im „Erdbeerparadies“, die ehemalige Inseldisco auf Föhr. Mit Beginn einer ernsthaften Beziehung war für Andrea klar, dass dies für sie ein Leben auf der Insel heißen würde. Ihr Mann wuchs auf einem Milchviehbetrieb auf. Dass er den Hof später einmal übernehmen sollte, war ungeschriebenes Gesetz. Für die Sonderschullehrerin aber kein Manko, im Gegenteil: „Ich habe mich in meinen Mann und in die Insel verliebt.“
Von Büdelsdorf nach Föhr
Während es für Andrea außer Frage stand, in den Betrieb ihres Mannes einzusteigen, war das für ihre Familie in Büdelsdorf bei Rendsburg gar nicht so einfach, dass ihre Tochter in Richtung Föhr verschwand. „Landwirtschaft kannten sie nicht und natürlich ist ein Besuch wegen der Fähre und der langen Anfahrt nicht immer so einfach möglich“, sagt sie. Das kenne sie selbst natürlich auch mal. „Manchmal muss man natürlich runter von der Insel. Das ist ja ganz normal. Aber die meiste Zeit liebe und genieße ich das Leben hier.“
Gäste bringen frischen Wind mit
Für ein wenig Abwechslung und Inspiration von außen sorgen auch ihre regelmäßigen Feriengäste. Den Milchviehbetrieb haben die beiden schon vor Jahren aufgegeben. „Das hat sich einfach nicht mehr gelohnt. So viel Arbeit für so wenig Geld.“ Sie haben drei Ferienwohnungen und ein Ferienhaus auf ihrem Steensielhof. „Ich habe häufig Gäste um mich herum. Die bringen immer frischen Wind von außen mit. Das genieße ich richtig. Für uns sind die Urlauber eine echte Bereicherung.“
Hauptgeschäft sind aber mittlerweile die Heuwirtschaft und ihre „Föhrer Saftmanufaktur“. Alte Apfelsorten wie Ingrid-Marie oder Goldparmäne wachsen auf ihren Streuobstwiesen. Hühner hält die Familie ebenfalls, die fröhlich frei unter den Obstbäumen entlanglaufen und keine Angst vorm Fuchs haben müssen. Denn die gibt es hier auf Föhr nämlich gar nicht.
„Wenn ich über unsere Streuobstwiesen gehe und den Ausblick genieße, dann ist das für mich Erholung pur. Das würde ich niemals eintauschen wollen.“
Soziale Netze spinnen
Wenn Andrea auf die Anfänge ihres Insellebens zurückblickt, stellt sie fest, dass sie zwar freundlich aber nicht unbedingt mit offenen Armen empfangen wurde. „Man muss schon selbst etwas dafür tun, um sich in die Inselgemeinschaft zu integrieren. Zuhause sitzen und darauf warten, funktioniert einfach nicht.“ Deshalb sagte Andrea auch sofort „Ja“, als sie der Pastor nach ihrer Hochzeit Anfang der 90er fragte, ob sie in den Chor eintreten möchte. Inzwischen leitet Andrea die „Unföhrgettables“. Mit den Chormädels und -jungs tourt sie regelmäßig über die Insel und das Festland. „So hatte ich auch außerhalb des Freundeskreises meines Mannes direkt soziale Kontakte“, sagt sie. Auch über ihre Arbeit an der Schule und später natürlich durch die eigenen Kinder schaffte sie es schnell, sich ihr eigenes soziales Netz zu spinnen – unglaublich wichtig für das Inselleben, denn man ist gegenseitig auf sich angewiesen.
Wie auf dem Dorf
Wenn es etwas gibt, was Andrea ein wenig störe, sei es die Tatsache, dass jeder gefühlt alles über einen weiß (oder zu wissen glaubt). „Das ist eben wie auf dem Dorf hier. Das muss einem klar sein, wenn man hier wohnen möchte.“ Auch sei es schwierig, wenn man einen Facharzt benötigt. Während es reichlich Zahnärzte auf Föhr gibt, sucht man nach einem Augenarzt vergeblich. Ihre Eltern besucht Andrea jeden zweiten oder dritten Monat. Doch all das nimmt sie nur zu gerne in Kauf. „Ich fühle mich Föhr mehr verbunden als meiner alten Heimat. Hier gehöre ich hin und hier werde ich auch bleiben.“
Hier gibt’s den Beitrag noch einmal auf Platt für die Ohren:
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