Kategorien: Erleben & aktiv sein - Leute - Natur & Umwelt
Die Besteigung des Aorai, dem dritthöchsten Berg Tahitis, ist ein Abenteuer, das Wanderer an ihre Grenzen bringt – sowohl körperlich als auch mental. Auf steilen Pfaden, die oft direkt am Abgrund verlaufen, kämpft man sich Schritt für Schritt nach oben. Doch die Belohnung für all die Anstrengung ist überwältigend: eine atemberaubende Aussicht, ein unvergesslicher Sonnenuntergang und das erhabene Gefühl, auf dem Gipfel zu stehen. Jenny von strong.sails nimmt dich in ihrer neuen Kolumne mit auf den Aroai.
Laut atmend bleibe ich stehen. Der Schweiß läuft mir in Strömen hinunter. Mit kräftigen Schlucken trinke ich aus meiner Wasserflasche. Einatmen, ausatmen. Erst jetzt kann ich mich umschauen. Meine Augen wandern über den steil aufsteigenden Weg vor mir, über den steilabfallenden Hang links von mir, zurück auf die rechte Seite. Auch hier fällt der Hang keinen halben Schritt neben dem Weg steil in die Tiefe. Ich zucke kurz zusammen. Das Gefühl, das wohl jeder schon mal gespürt hat, wenn er an einer Klippe oder einer Brücke stand. Schnell klammere ich mich an einem kleinen Busch fest, der aus dem Hang zu mir hinaufwächst.
Der Aufstieg allein: Konzentration und Fokus
Weiter. Ein Fuß vor den anderen setzen. Ich bin allein. Unsere Gruppe hat sich bewusst dafür entschieden, dass jeder sein Tempo geht. Ein falscher Schritt und …! Meine Gedanken sind gesammelt. Ich konzentriere mich auf jeden Schritt. Ignoriere die unglaubliche Schönheit der Natur um mich herum. Vor mir in der Ferne höre ich Lukas und Luca. Hinter mir weiß ich, dass Nico, Robi und Jonas da sind. Zu sechst haben wir uns aufgemacht, innerhalb von zwei Tagen den Gipfel des Aorai, des dritthöchsten Berges Tahitis, zu besteigen.
Die erste Etappe: Natur und Erholung in der Schutzhütte
Der Weg führte zunächst per Auto zum Ausgangspunkt auf 500 Hm und anschließend über einen gut machbaren Wanderweg über drei Stunden zur ersten Schutzhütte auf 1200 Hm. Schon hier begeistert mich die Natur. Das dichte Grün und die bergige Landschaft sind eine schöne Abwechslung zum üblichen Blau der Meere, auf denen wir mit unserem Boot, der Lucky Jonny, leben.
Steiler Aufstieg zur zweiten Schutzhütte
Mittlerweile befinde ich mich auf dem Weg zur zweiten Schutzhütte. 1,5 km und 600 Hm. Langsam kämpfe ich mich voran. Schritt um Schritt. Wieder sehe ich mich einer steilen Passage gegenüber. Ein Seil baumelt herab. Eine senkrechte Wand ragt vor mir auf. Mein 15 kg schwerer Rucksack liegt schwer auf meinem Rücken. Ich atme durch, ergreife das Seil und suche Halt im Wurzelwerk der Büsche und Felsen. Stückweise ziehe ich mich in die Höhe. Meter um Meter klettere ich die Wand hinauf. Geschafft.
Die Belohnung: Ein atemberaubender Sonnenuntergang
Ich schaue zurück. Moorea liegt in der Ferne. Die Sonne nähert sich bereits dem Horizont. Ich warte auf die anderen hinter mir. Wir brauchen Motivation. Auf keinen Fall wollen wir hier im Dunkeln aufsteigen. Ich mache Musik an und beginne laut zu singen. Robi lächelt mich müde an. Hinterher erfahre ich, dass die Musik ihm den letzten Kick gegeben hat. Noch 300 Meter. 300 Meter können sich sehr in die Länge ziehen. Doch während sich alles um uns herum in dem schönsten Orangeton färbt, den ich je gesehen habe, sehe ich unser Ziel. Lukas und Luca lächeln uns entgegen. Erneut drehe ich mich um, schaue in einen explodierenden Sonnenuntergang und die strahlenden Gesichter der anderen. Für uns steht bereits hier fest: Die Anstrengung war es wert!
Das im Campingkocher selbstgemachte Abendessen in unserer Schutzhütte schmeckt köstlich. Die Brühe läuft heiß meine Kehle hinunter. Am späteren Abend gehen wir erneut zum Aussichtspunkt und schauen uns Papeete und den Sternenhimmel an. Ein Vorgeschmack für den nächsten Tag.
Ein magischer Morgen auf dem Aorai
Um vier Uhr klingelt der Wecker. Wir steigen mit leichtem Gepäck die letzten 300 Hm bis zum Gipfel auf und wandern durch eine mystische, vernebelte Welt, die nach und nach durch das Morgenrot durchbrochen wird. Eine atemberaubende Berglandschaft taucht aus dem Nebel auf. Ich kann mein Glück nicht fassen. Ich bin stolz, hier oben zu stehen und mit meinen Freunden dieses Glück zu teilen! Ohne Kondition, ohne Training. Dafür mit umso mehr Willensstärke.
Wer neugierig geworden ist, kann hier noch einmal Jennys Intro und ihre weiteren Kolumnen lesen. Oder schau auf Jennys und Jonas‘ Instagram-Profil vorbei: Unter strong.sails teilen sie ihre Erlebnisse und Eindrücke.
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