Kategorien: Familie & Partnerschaft

Unsere Community-Autorin lebt mit ihrem Mann und den beiden Kindern ein stressiges, aber idyllisches Leben auf einem niedersächsischen Hof – bis sie herausfindet, dass ihr Mann sie offenbar mit einer Mitarbeiterin betrügt. Seitdem ist nichts mehr, wie es einmal war, und sie fragt sich: Wie soll es weitergehen?
(Zum Schutz aller Beteiligten sind die Namen geändert.)
anchmal frage ich mich, wann genau alles anfing, auseinanderzubrechen. War es ein schleichender Prozess, den ich nicht bemerkte, weil der Alltag so stressig war? Oder war es dieser eine Moment, den ich einfach ignorieren wollte? Vielleicht beides. Vielleicht war es auch nur das Leben, das uns irgendwann entzweit hat, ohne dass ich es verhindern konnte.
Unser Leben auf unserem Hof in Niedersachsen war nie einfach, aber es war immer unseres. Lars und ich sind seit 13 Jahren verheiratet, und unsere Kinder, Mats und Lotte, sind sieben und neun Jahre alt. Der Hof, den Lars von seinen Eltern übernommen hat, ist mehr als nur ein Zuhause, es ist ein Unternehmen. Schweineställe, Kartoffelernte, die Biogasanlage und das Lohnunternehmen, das in der Region gefragt ist. Lars steckt sein ganzes Herzblut hinein. Ich hingegen arbeite 30 Stunden die Woche als angestellte Tierärztin in einer Kleintierpraxis, 40 Kilometer entfernt. Den Rest der Zeit verbringe ich mit den Kindern, dem Haushalt und all den kleinen Aufgaben, die das Leben auf einem Hof mit sich bringt. Wir sind ein eingespieltes Team – zumindest dachte ich das.
Die ersten Risse
Wenn ich zurückschaue, dann weiß ich: es begann mit diesen kleinen Dingen, die man im Trubel des Alltags erst einmal übersieht. Lars war schon immer viel unterwegs, besonders in der Erntezeit. Doch in diesem Jahr war es anders. Er verschwand häufiger, manchmal ohne zu sagen, wohin er ging. Abends kam er später nach Hause, oft direkt aus der Dusche. Der Duft von frischer Seife lag in der Luft, und ich fragte mich, wann genau er sich die Zeit genommen hatte, sich frisch zu machen. Lars war nie jemand, der nach der Arbeit unbedingt sofort duschen musste. Meistens haben wir erstmal zusammengesessen und über den Tag gesprochen.
Und dann war da die Haarspange. Eine kleine, schwarze Spange, die auf unserem Küchentisch lag. Ich fand sie an einem Nachmittag, als ich nach der Arbeit nach Hause kam. Lars meinte beiläufig, sie gehöre Lea, einer unserer Angestellten im Lohnunternehmen. Lea hatte ihre Ausbildung bei Lars gemacht und war geblieben – jung, blond, fröhlich und voller Energie. Die Kinder mochten sie, und ich auch. Doch warum war sie in unserer Küche gewesen? Diese Frage ließ mich nicht los, denn eigentlich trennen wir unsere Privaträume vom Betrieb.
Ein wachsendes Misstrauen
Mit der Zeit begann ich, immer mehr kleine Dinge zu registrieren, die mich stutzig machten. Lars wirkte abwesend, als wäre er mit den Gedanken ständig woanders. Sein Handy war plötzlich nie mehr in Sichtweite, sondern immer bei ihm. Ich merkte, dass er Gespräche beendete, wenn ich in den Raum kam, und dass sein Tonfall mir gegenüber oft schroff war. Doch er sagte nichts, und ich sagte auch nichts. Vielleicht wollte ich einfach nicht die Wahrheit sehen.
Eines Nachmittags, als ich mit den Kindern eine Runde spazieren ging, kamen wir an der Maschinen-Halle vorbei. Das große Tor war einen Spalt offen, und ich hörte Lars‘ Stimme. Die Kinder wollten natürlich direkt zu ihm, aber irgendetwas in mir sagte mir, ich solle sie zurückhalten. Lars‘ Worte waren leise, beinahe zärtlich. Eine Antwort folgte – eine Stimme, die ich sofort erkannte. Es war Lea.
Die Kinder öffneten trotzdem das Tor und wir sahen die beiden zusammenstehen. Ihre Körper waren einander zugewandt, vertraut. Ihre Hände berührten sich. Lars fuhr zusammen, als er uns bemerkte. Lea trat hastig einen Schritt zurück. Ihre Blicke begegneten sich, bevor sie wegsah.
Ich sagte nichts. Ich brachte nicht einmal ein Wort heraus. Stattdessen verließ ich die Halle, rief die Kinder zu mir und wir gingen nach Hause. Mein Kopf dröhnte und mein Herz raste.
Die Sprachlosigkeit
In den Tagen danach sprach Lars nicht über das, was ich gesehen hatte. Er tat so, als wäre nichts passiert, als würde ich nicht längst wissen, dass etwas zwischen ihnen lief. Es war die Stille, die mich fast wahnsinnig machte. Diese unausgesprochene Wahrheit, die wie ein dunkler Schatten über allem hing. Ich fragte mich, ob ich mir die Szene nur eingebildet hatte, ob es wirklich so war, wie ich es wahrgenommen hatte. Aber mein Gefühl sagte mir, dass ich die Wahrheit längst kannte.
Ich begann, in Lars‘ Verhalten nach Hinweisen zu suchen. Seine Blicke, seine Worte, seine Abwesenheiten – alles fühlte sich plötzlich wie ein Indiz an. Ein paar Wochen später stieß ich beim Aufräumen auf eine Restaurantrechnung. Ein Essen für offensichtlich zwei Personen, an einem Abend, an dem er angeblich an einem Vortrag teilnehmen wollte. Ich starrte den Beleg an. Für mich war das der endgültige Beweis.
Doch als ich Lars damit konfrontierte, blieb er kalt. Er stritt ab, alles. Ich solle mir keine Geschichten ausdenken, sagte er. Es tat weh, so sehr, dass ich manchmal nachts wach lag und nicht wusste, wohin mit meinem Schmerz. Die Worte, die er sagte, hallten in meinem Kopf nach, bis ich selbst begann, an meiner Wahrnehmung zu zweifeln.
Keine Kraft, etwas zu sagen
Heute ist unser Leben ein stiller Kampf. Lars bleibt oft bis spät in der Nacht weg, und ich frage nicht mehr, wo er war. Lea arbeitet immer noch im Betrieb, und ich sehe sie fast täglich auf dem Hof. Ihre Anwesenheit ist wie ein ständiger Stich in mein Herz, doch ich habe keine Kraft mehr, etwas zu sagen. Vielleicht hat sie genauso wenig gewollt, dass es so kommt, wie ich. Oder vielleicht weiß sie genau, was sie tut. Ich weiß es nicht und es ändert auch nichts an meiner Situation.
Ich bleibe auf dem Hof, weil ich mich nicht traue, zu gehen. Ich bewundere andere Freundinnen oder Bekannte, die sich von ihren Männern getrennt haben. Aber dann denke ich wieder: Die Kinder lieben den Hof, sie brauchen Stabilität, und ich liebe sie mehr als alles andere. Doch ich frage mich jeden Tag, wie lange ich das noch aushalten kann. Ich liebe Lars immer noch und als Familie haben wir auch schöne Momente. Gleichzeitig hasse ihn für das, was er uns angetan hat.
Vielleicht schreibe ich das, weil ich selbst nicht mehr weiterweiß. Weil ich jemanden brauche, der mir sagt, wie es weitergeht. Oder vielleicht schreibe ich es einfach nur, weil es guttut, mir einmal alles von der Seele zu schreiben.
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