Wann ist eigentlich der beste Zeitpunkt, um eine Sprache zu lernen? Und macht Plattdeutsch plietsch? Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigt sich Gesa vom Plattdeutschen Zentrum in Leck in ihrer neuen Kolumne.

„Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.“ Ik kenn knapp en schienbor kloken Snack, de mehr frustreert un Druck maakt, as düssen. Op den eersten Blick. Ik heff mal en tweten riskeert un beten naforscht, wat dat mit den Satz över den lütten un groten Hans op sik hett. Un kiek an: Keen Ringere as Martin Luther schall den Spröök in de Welt sett hebben. He hett man blots wat ganz anners meent, as wat de Lüüd dor later vun maakt hebben – ok vör fiefhunnert Johr worrn Zitate al geern mal verdreiht. As Luther mit den Satz sien Studenten mahnt hett, wull he se wakenmaken: Wat ji nu nich lehrt, dorför hebben ji later keen Tiet mehr. Bruukt jede Minuut, soveel Frieheit un Chancen wat to lehren hebben ji later in’t Leven nich.

Anners seggt: Wat de lütte Hans (un wi snacken hier noch vun Studenten) verbummelt un nich lehrt kriggt, dor hett he as grote Hans keen (tominnst nich so licht) Tiet mehr to. Um dat sorgsam Umgahn mit de Lehrtiet gung em dat. All vun uns, de wi intwüschen groot sünd, seh ik gau mal inwennig nicken: Recht hett he hatt, de grote Luther. So, as wat he dat meent hett, wull dat blots keeneen hören. As pädagogische Drohszenario heel sik de Snack lange, lange Tiet mit Macht. Oder as pauschale Begrünnen un Entschülligen för Nücken vun grote „Hansen“, de to bequem sünd düsse Macken aftoleggen.

Mal fixer un mal langsamer

Annerletzt harr ik en Snack mit en Psychotherapeuten för Kinner. He hett den – in wohrsten Sinn vun’t Woort – verdreihten Hänschen-Spröök na den nie’en Stand vun de Wetenschop topass maakt: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans hinterher!“ Nu sünd wi bi de Överschrift ankamen: Vunwegen Bregen! Dat is dat plattdüütsche Woort för Gehirn. Un dat is so anleggt, dat wi unse Leven lang lehren könen. Dat geiht mal fixer un mal langsamer, aver dat geiht! Kloor hett dat veel oder weniger Beholen dormit to doon woveel Vermaak man an en Saak hett un in welke Dosen man sien Bregen föddert. Dat is bi’t Denken nich anners as bi’n Sport, dat Traineren vun unsen Lief. Ja, goot, de Lütten hebben dat dormit för’t meiste lichter. Ganz besunners bit’t Lehren vun Spraken. Un dat is, as ji weten, en vun mien Themen!

Kinner sugen Spraken op

Bannig Interessantes dorto heff ik jüst in en Vördrag vun Marianne Ehlers to de besunneren Chancen vun „Frühe Mehrsprachigkeit“ bi lütte Kinner uteneenpuult kregen. Hier dörv ik ut ehren Vördrag beten wat opnehmen: In dat Öller bet to acht Johren kamen Kinner besünners goot mit dat Sprakenlehren torecht. In düsse Tiet entwickelt sik in‘t Gehirn dat Spraakzentrum. De Wetenschop hett nawiest, dat düsse Prozess bi Kinner, de mehr as een Spraak snacken doon, anners verlöppt, as bi Kinner, de mit een Spraak groot warrn un later eerst anner Spraken lehren. Dat Spraakfinster is in de eersten Levensjohren ganz wiet apen. Kinner sugen de Spraken op, de se umgeven, un hebben gor keen Möög dormit. Düsse Kinner hebben naher en Spraakzentrum, wat besünners groot is, för all Spraken, de se to glieker Tiet lehren.

De Sinn för‘t Spraken lehren

Later in’t Leven billt dat Gehirn för Spraken, wat dorto kamen, egen Zentren. Wenn Kinner ganz lütt sünd, maken se natürlich noch Fehlers, smieten de verscheden Spraken ok dörchenanner. Man mit ungefähr veer bet söss Johr hebben se meisttiet lehrt, de Spraken to „entmischen“. Dat is Kinner allgemeen nich to veel. Un wenn doch, denn maken se de Ohren eenfach dicht. Dat doon se sunst ja ok mal. ;) Op jeden Fall is dat so: Wenn Lütten twee oder mehr Spraken anbaden kriegen, denn schafft dat in de Bregen soveel mehr un fastere Verbinnen mang de Nerven. Dat stärkt de Sinn för‘t Spraken lehren för later un meisttiets ok dat Differenzeren un dat abstrakte Denken. Nu is mien Mission ja Plattdüütsch. Un wenn wi vun Platt as twete Spraak utgahn, denn lett sik driest seggen: Platt kann würklich plietsch maken!

Screenshot vom Online Sass, dem plattdeutschen Wörterbuch

Dat plattdüütsche Wöörbook na SASS

Vör ik glieks tschüüs segg, mutt ik unbedingt noch en Tipp loswarrn: Dat plattdüütsche Wöörbook na SASS is nu online. Wenn ji www.netz.sass-platt.de wählen, könen ji vele dusend Wöör vun Hooch- op Plattdüütsch un annersrum söken un finnen. Probeert‘ ut, maakt unbannig veel Spaaß! As lütte Spoiler hier en Utwahl an Bedüden wat ik op de Siet funnen heff för „plietsch“: aufgeweckt, clever, diplomatisch, findig, geistreich, gewitzt, klug, listig, pfiffig, politisch, schlau, spritzig, sprühend – weetst Bescheed?!

Tschüüs un hartlich Gröten
Gesa

Klönstedt-Grafik mit Vokabeltabelle auf Platt- und Hochdeutsch
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