Wie gut bist du in deinem Dorf integriert? Bist du ein fester Teil der Vereinsstruktur? Unsere Community-Autorin ist in einem bayrischen Dorf mit Blasmusik und Tanzverein aufgewachsen und erzählt von ihren Versuchen, Teil der Dorfgemeinschaft zu werden. Sie berichtet auch darüber, was sie davon abgehalten und wie sie ihren Frieden damit geschlossen hat.

Ich komme aus einem kleinen Ort in Bayern, der mit den typischen Vereinen von Blasmusik bis Tanzverein für Fasching alles zu bieten hat. Zusammenhalt und Tradition spielen eine bedeutende Rolle, sodass 95 Prozent der Dorfbewohner in mindestens einem Verein aktiv sind. 

Auch ich habe mich als Kind und Jugendliche in verschiedenen Vereinen engagiert: Ich habe Klarinette in der Blasmusik gespielt, aber relativ schnell gemerkt, dass ich alles bin, aber definitiv nicht musikalisch. Im Sportverein war ich ebenfalls aktiv und habe sechs Jahre lang Fußball gespielt. Meine Eltern waren bis zum Aus des Obst- und Gartenbauvereins aktive Mitglieder und ich habe bei Veranstaltungen so oft wie möglich geholfen.

In meinem Alter gibt es genau zwei Mädels, mit denen ich gemeinsam die Grundschule besucht habe. Als es auf die weiterführende Schule ging, haben sich unsere Wege getrennt. Jede von uns fand neue Freunde in den umliegenden Dörfern. Meine Jugend verbrachte ich mehr im Nachbardorf bei meiner besten Freundin als im eigenen. Dadurch fehlte schon in dieser Zeit der Anschluss zu den anderen aus meinem Dorf, die bereits alle Freundesgruppen in ihrem Alter hatten. 

Mit der Kirmes in die Dorfgemeinschaft?

Mit 16 Jahren schloss ich die Realschule ab und zog von zuhause weg, um mein Fachabitur mit Schwerpunkt Agrar zu absolvieren. Die nächstgelegene Schule war anderthalb Stunden von meinem Heimatort entfernt. Da ich mir diesen Plan aber fest vorgenommen hatte, freute ich mich auf diese Zeit. Wenn überhaupt kam ich am Wochenende nach Hause. Meine Eltern waren in dieser Zeit meine größte Unterstützung und hätten sie nicht so hinter mir gestanden, wäre es mir sicher nicht so leichtgefallen.

Traditionell darf man bei uns ab 16 Jahren bei der Kirmes* mitmachen. Ich hatte eigentlich gar nicht damit gerechnet, gefragt zu werden, aber überraschenderweise kam es doch dazu. Lange habe ich darüber nachgedacht, ob ich mitmachen soll. Bisher hatte ich wenig bis gar keinen Kontakt zur Jugend aus dem Dorf. Wenn doch, fühlte ich mich immer unwohl, wurde ignoriert, komisch angeschaut oder vor allem von den älteren Mädels schlecht gemacht. Allerdings dachte ich, dass ich vielleicht endlich dazugehören würde, wenn ich mitmache.

Da ich aber nur am Wochenende zuhause war und man in der Hochphase der Kirmes jedes Wochenende von Freitag bis Sonntag bei anderen Kirmesgesellschaften unterwegs war und sich dabei die Birne ausknipste, entschied ich mich dagegen. Versteht mich nicht falsch. Ich trinke auch gerne mal Alkohol, aber was da oft am Wochenende passierte, war kein genüssliches Trinken, sondern eher exzessiv. Außerdem wäre es mir einfach zu stressig gewesen. So habe ich abgelehnt und mich damit wohl selbst ins Aus geschossen.

Es ist ok, kein typisches Dorfleben zu führen

Das ist nun fast fünf Jahre her. So lange bin ich auch schon weg von zuhause und nur noch am Wochenende hier. Ich habe gelernt, dass es okay ist, nicht immer dazuzugehören. Meine Freunde sind in ganz Deutschland verteilt, die meisten davon im Norden. Und das ist in Ordnung. Ich habe lange gebraucht, damit klarzukommen, dass ich nicht das typische Dorfleben führe.

Bis heute habe ich keinen engen Draht zu meinem Dorf und dennoch ist es meine Heimat. Ich mag es hier, kann mir aber nicht vorstellen, wieder dauerhaft hierher zurückzukommen. Ich musste lernen, dass mein Wert nicht davon abhängt, wie stark ich im Dorf integriert bin. 

In meinem Studienort habe ich mich hingegen umso besser eingelebt. Ich war ein Jahr lang Vorstand eines Vereins, engagierte mich in der Studierendenvertetung und lernte dort tolle, neue Leute kennen. 

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