Nach einer Pause setzte unsere Community-Autorin die Kinderwunsch-Behandlung fort. Und hatte kurz die Hoffnung auf ein Happy End. Allerdings währte die Freude nicht lange. Wie es seitdem weiterging und wie ihre Pläne aktuell sind, hat sie für uns aufgeschrieben.

Gefangen in der Kinderwunsch-Spirale

Ich war zwischenzeitlich an einem Punkt, da habe ich angefangen jede schwangere Frau zu hassen. Warum war sie schwanger und ich nicht?! Warum werde ich so bestraft?! Andere bekamen die Behandlungen bezahlt, wir nicht, wie unfair! Ich mied Familienfeste auf denen kleine Kinder oder Schwangere waren. Die CoronaPandemie spielte mir dabei ziemlich gut in die Karten, sodass ich damit immer eine Ausrede hatte und ich mich gut zurückziehen konnte.

Ich war so sehr in der Spirale des Kinderwunsches gefangen, ich hatte keinen Blick mehr r andere Dinge, mein Leben war nur auf den Kinderwunsch ausgerichtet, rechts und links von dem Weg gab es r mich nichts. Das änderte sich zum Glück ganz langsam mit dem Einzug unseres Hundes. Da lag dann erst mal die Priorität auf der Erziehung, es war schließlich unser erster Hund. 

Ein Hoffnungsschimmer

Im Februar 2022 sollte die Behandlung dann fortgesetzt werden. Unsere Ärztin war so lieb, dass sie einen Großteil der benötigten Medikamente aus der Kinderwunschklinik organisierte. Vertreter bringen oftmals Proben mit, sodass wir nicht wieder komplett bei null starteten. Ich musste mich also wieder stimulieren, selbst spritzen.

Ich fuhr mehrmals die Woche in die Klinik, um die Blutwerte überprüfen zu lassen. Am 09.02.2022 war es dann so weit. Die Eizell-Entnahme sollte erfolgen. Wieder nahm mein Mann sich spontan frei, fuhr mit, durfte nicht mit in die Klinik. Im Wartezimmer waren wir zu viert. Allen Frauen wurde ein Zugang von der Schwester im Wartezimmer gelegt, dann ging es nach der Reihe in den OP.  

Ich wurde als letztes aufgerufen. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass ich hochgradig überstimuliert war. Sitzen war nicht mehr glich, die Schmerzen riesig. Es hlte sich an, als tte ich Luftballons als Eierstöcke, die an meinen Innereien reiben. Im OP bekam ich eine kleine Narkose und nach kurzer Zeit wurde ich im Nebenraum wieder wach.

Ich war noch nicht wieder ganz bei Sinnen, da habe ich schon gefragt, wie viele Eizellen gewonnen werden konnten. Es wurde noch gezählt, hieß es, es seien aber einige. Meine Bettnachbarin hatte 19 ausgereifte Eizellen. Mit 10 15 re ich zufrieden, war mein Gedanke. Nach einiger Zeit gratulierte mir die Schwester, es konnten 36 (!) reife Eizellen entnommen werden. Somit war es auch kein Wunder, dass ich solche Schmerzen hatte. 

Auf und Ab der Gefühle

Damit war der Gedanke, dass in den chsten Tagen befruchtete Eizellen wieder eingesetzt werden, vom Tisch. Ich musste mich erst mal erholen und dann einen Kryozyklus starten. Trotzdem sollte ich am chsten Tag angerufen werden, wie viele Eizellen sich befruchten ließen. Die Wartezeit, bis das Telefon klingelt, erschien endlos. Aber irgendwann kam der Anruf. 24 befruchtete Eizellen konnten eingefroren werden. Neun in hervorragender Qualität, die anderen 15 in guter Qualität. Damit rde es ganz sicher klappen.

„Damit rde es ganz sicher klappen. Ich freute mich auf den nächsten Zyklus.“

Ich freute mich auf den chsten Zyklus, ich konnte wieder mit Tabletten stimulieren, damit sich die Gebärmutterschleimhaut aufbaute. Drei Eizellen wurden aufgetaut, die zwei, die sich weiterentwickelten, wurden mir eingesetzt. Wir haben uns bewusst dazu entschieden, zwei Eizellen einsetzen zu lassen, auch mit der „Gefahr“, dass es Zwillinge oder mehr werden nnten. Somit war die Hoffnung da, dass sich wenigstens eine einnistet.  

Wie immer musste ich die ganze Prozedur allein durchstehen. Leider habe ich mir in den 14 Tagen Wartezeit bis zum Bluttest einen Nerv im cken eingeklemmt, sodass ich ins Krankenhaus musste. Ich konnte nicht mehr auf meinen Beinen stehen und bin auf allen Vieren ins Badezimmer gekrabbelt. Die Behandlung war durch die eventuelle Schwangerschaft schwierig und wie man sich schon denken kann, war der Bluttest nach 14 Tagen negativ.

Ich habe mich so sehr geärgert, dass ich nicht besser auf mich aufgepasst habe. Wieder einen Monat warten. Inzwischen waren wir ein Jahr aktiv in der Kinderwunschbehandlung. Ein Jahr lang ein Auf und Ab der Gefühle und nicht zu vergessen meiner Hormone. Das hat mich definitiv verändert. Ich bin empfindlicher geworden. Emotional und auch rperlich.

Positiver Test

Am 13.04.2022 wurden mir die chsten zwei Eizellen eingesetzt. Ich passte besser auf mich auf, hab mich aber bemüht so normal wie es eben ging weiterzumachen. 14 Tage später ging es wieder in die Klinik zum Bluttest. Man wird gefragt, ob man schon einen Urintest gemacht hat, ich hatte es die letzten Male nicht mehr gemacht und bin auch mit einem eher schlechten Gefühl hingegangen. Wahrscheinlich um mich selbst zu schützen. 

Der Urinschnelltest in der Klinik war negativ, wie sollte es auch anders sein. Dazu muss ich allerdings sagen, dass ich so ufig auf die Toilette gegangen bin an dem Morgen, dass der Urin recht nn war. In der Kinderwunschklinik war es so geregelt, dass die Ärztin bei einem negativen Ergebnis anruft, um weitere Schritte zu besprechen. War die Sprechstundenhilfe dran, war der Test positiv und es ging am chsten Termin zum ersten Ultraschall. Als mittags der Anruf kam, blieb mir fast mein Herz stehen, es war tatsächlich die Sprechstundenhilfe dran. Mein Test war positiv!  

„Als mittags der Anruf kam, blieb mir fast mein Herz stehen:. Mein Test war positiv!“

Ich sollte in 14 Tagen wieder hin, dann rde der erste Ultraschall gemacht werden. Ich konnte es gar nicht glauben. Ihre Aussage: „ Sie rfen vorsichtig optimistisch sein.“ Ich habe am gleichen Nachmittag einen Schwangerschaftstest gekauft. Diesen wollte ich dann am chsten Morgen machen … So lange konnte ich aber doch nicht warten und habe ich ihn am selben Tag noch gemacht. Zuerst hatte ich Angst, nichts sehen zu nnen, aber der 2. Strich wurde immer kräftiger und kräftiger. Ich war überglücklich, mein Mann eher „vorsichtig optimistisch“. Also hieß es wieder 14 Tage warten. Voller Vorfreude aber auch mit Bauchgrummeln ging ich zu diesem Termin. 

Keine Hoffnung mehr

Und wie es auch nicht anders sein sollte, war im Ultraschall nichts zu sehen, keine Eizelle, nichts. Es wurde wieder ein Bluttest gemacht. Mit Tränen in den Augen ging ich aus der Klinik. Im Auto versuchte ich meinen Mann zu erreichen, erfolglos. Also fuhr ich zu seiner Arbeitsstelle. Ich sagte nur zu meinem Mann: „Es ist weg, einfach weg!“, und fing an zu weinen. Die Enttäuschung war riesig. Mittags ergab der Anruf auch keine positiven Neuigkeiten, sodass ich nun wieder auf meine Blutung warten musste.

Ich konnte nicht mehr und wollte auch nicht mehr. Meine Energiereserven waren restlos aufgebraucht, die Hoffnung nicht mehr da. Ich entschied mich, erst mal einen Schlussstrich zu ziehen und eine Pause einzulegen. Erstmal ein Jahr, ich wollte mit unserem Hund die Jagdhundausbildung machen und danach sollte es wieder losgehen. 2022 beliefen sich die Kosten für die Behandlungen, Medikamente und Lagerungskosten auf 4.470,64 €. Wieder ohne Spritkosten.

Selbsthilfegruppe für ungewollt Kinderlose

Ich bin wieder arbeiten gegangen, habe immer mal wieder versucht, einen Psychotherapie Platz zu bekommen, erfolglos. Das Jahr verstrich, die Jagdhundausbildung war bestanden, aber das Gefühl, wir machen den chsten Versuch, war nicht wieder gekommen. Mein Mann und ich haben versucht, das positive an der Kinderlosigkeit zu sehen: „Aktuell passt kein Kind in unser Leben.“ – „Es ist gerade gut so, wie es ist.“ „Wir haben ja uns.“

Wir haben eine Selbsthilfegruppe r ungewollt Kinderlose gefunden und dort wirklich tolle Menschen kennengelernt, die das gleiche Schicksal mit uns teilen. Wir stechen dennoch wieder ein bisschen hervor, da wir ja noch Optionen haben. Wann und wie wir sie nutzen werden, wissen wir noch nicht. Allerdings haben wir Anfang den Jahres die letzten zwei Samenhalme, die wir noch bei der Samenbank „liegen“ hatten, zurückverkauft. Man bekommt dann 65 % des Kaufpreises zurückerstattet.

„Das hat auch alles reibungslos funktioniert. Dennoch war es ein Abschluss.“

Das hat auch alles reibungslos funktioniert. Dennoch war es ein Abschluss. Wir haben die Entscheidung gefällt „nur“ noch die eingefroren Eizellen zu nutzen. Sollte mit den letzten 18 Stück kein Kind, bzw. keine eventuellen Geschwisterkinder entstehen, rden wir keine neue Stimulation und Eizell-Entnahme machen lassen. Das chte ich meinen rper und besonders meine Psyche nicht noch mal durchmachen lassen. 

Ein finanzielles Fazit der letzten 3 Jahre: 14.458,27 €.

Wann ist es bei euch so weit?

Wie geht es jetzt r uns weiter? Das wissen wir nicht so genau. Unsere Pläne gibt es nicht mehr so, wie vor drei Jahren. Ich habe dieses Jahr endlich einen Platz in einer Psychotherapie bekommen, um alles auf- und verarbeiten zu nnen. Dies sollte meiner Meinung nach in einer Kinderwunschbehandlung Standard werden. Denn diesen Weg geht man nicht einfach so, da ist großer Redebedarf. Man wird viel zu oft allein gelassen, muss weitreichende Entscheidungen treffen, das geht nicht spurlos an einem vorbei. 

„Man wird viel zu oft allein gelassen, muss weitreichende Entscheidungen treffen, das geht nicht spurlos an einem vorbei.“

Mein Mann geht inzwischen offener mit seiner Diagnose des KlinefelterSyndroms um. Wenn gefragt wird, dann sind wir ehrlich und cheln es nicht weg. Aber die Fragen nach dem „Wann ist es denn bei Euch so weit?“ sind über die Jahre weniger geworden. Ich werde hoffentlich meinen Lebenssinn wieder finden, den ich durch den Weg des Kinderwunsches verloren habe. Des Weiteren ist natürlich die finanzielle Seite ein springender Punkt. 

Diese Summen allein tragen zu ssen, ohne dass die Krankenkassen etwas zahlen, macht man, bzw. wir nicht einfach mal so. Da stehen dann die Fragen im Raum: „nnen wir uns weitere Versuche leisten?“ Wie lange ssen wir sparen, bis der chste Versuch wieder machbar ist? Ich brauche niemandem etwas davon erzählen, wie sich die letzten Jahre auf unser aller Leben ausgewirkt haben. 

Abschließend kann ich sagen, dieser Weg ist unser Weg, den wir bisher gegangen sind, und ihn auch nicht bereuen. Wie wir diesen Weg weiter gehen, das entscheiden wir Schritt r Schritt und wir werden hoffentlich weiterhin an all diesen schwierigen Aufgaben wachsen und als Paar weiter zusammenwachsen.

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