Er gehört zu mir, wie mein Name an der Tür...

„Welchen Namen sollen wir wählen?“ Diese Frage stellen sich Paare vor der Hochzeit. Unserem Team-Mitglied Simon und seinem Mann ging es da nicht anders. Für uns hat er sich damit auseinandergesetzt, was rechtlich in Deutschland überhaupt möglich ist, wie die Nachnamensgebung in anderen Ländern gehandhabt wird und warum der Nachname für manche überhaupt so ein Thema ist. Außerdem verrät Simon noch ein Geheimnis.

Vor etwa einem halben Jahr habe ich geheiratet. Eine Frage, die uns als Paar zuvor beschäftigt hat: Welchen Familiennamen wollen wir eigentlich haben? Ich hätte mich ja gern im Zweifel an die Tradition halten können. Denn bis heute nehmen noch etwa 72 Prozent der Frauen den Namen des Mannes an. Problematisch an der Tradition ist nur, dass ich keine Frau geheiratet habe, sondern einen Mann. Und das Ding mit dieser Tradition ist meiner Meinung nach nur ein weiterer systemischer Auswuchs einer Ungleichberechtigung der Frau. Aber das ist ein anderes Thema. Zurück: Welchen Namen sollen wir wählen?

Flexibel wie Beton

Die Ampelkoalition hat Pläne in der Schublade, um das Namensrecht zukünftig zu ändern, denn sogar unser Bundesjustiz-Minister Heiko Buschmann sagt: „Das geltende deutsche Namensrecht ist in etwa so zeitgemäß wie ein Kohleofen – und so flexibel wie Beton.“ Na bravo – mein Träumchen war nämlich eigentlich, dass wir ganz gleichberechtigt einfach beide Nachnamen mit Bindestrich als Familiennamen führen können. Das geht wohl erst mit dem neuen Namensrecht. Bis das gilt, wird wohl noch etwa ein Jahr ins Land ziehen.

Herr Schneider und Frau Schneiderin?

Doch was ist dann möglich? Es ist nicht vorgesehen, Namen zu verschmelzen, wie etwa „Schneider“ und „Celik“ zu „Celeider“ oder „Schneilik“. Die neuen Regelungen ermöglichen jedoch mehr Flexibilität bei der Gestaltung von Doppelnamen. Es wird aber darauf geachtet, endlose Namensketten zu verhindern. Wenn beispielsweise zwei Menschen mit jeweils einem Doppelnamen heiraten, können die nicht zu einem neuen Doppel-Familien-Namen fusionieren. Also wenn Herr Müller-Meyer mit Herrn Schneider-Schmidt heiratet, kann der Familien-Name nicht Familie Müller-Meyer-Schneider-Schmidt sein. Auch wenn das ganz lustig wäre.

Kinder von Ehepaaren sollen ebenfalls den gemeinsamen Doppelnamen erhalten. Auch wenn die Eltern keinen Doppelnamen führen oder nicht verheiratet sind, können Kinder einen Doppelnamen erhalten. Gemeinsame Ehenamen bleiben jedoch verheirateten Paaren oder Menschen in eingetragenen Lebenspartnerschaften vorbehalten. In Zukunft wird es unter bestimmten Bedingungen möglich sein, einen geschlechtsangepassten Geburts- und Ehenamen zu wählen, der beispielsweise in der sorbischen Tradition verwendet wird. Dies könnte bedeuten, dass statt „Kral“ die Form „Kralowa“ für Frauen gewählt werden kann. Also fast so als würden Männer Schneider heißen und Frauen Schneiderin.

Nicht nur der Ring verbindet zwei Menschen in der Ehe - häufig auch ein gemeinsamer Familienname.

Andere Länder, andere Sitten

Doch wie ist das eigentlich in anderen Ländern? In Großbritannien kann jeder ohne speziellen Grund einen neuen Vor- und Nachnamen annehmen, um eine neue Identität zu schaffen. Auch bei Heirat oder Geburt eines Kindes ist es möglich, einen neuen Wunschnamen für die ganze Familie zu wählen. Das Mixen von Nachnamen, bei dem zwei zu einem neuen Familiennamen kombiniert werden, ist ebenfalls üblich. In Schweden wurde bis zum 20. Jahrhundert neben dem Vornamen entweder der Name des Vaters mit „-son“ für „Sohn“ oder der der Mutter mit „-dotter“ für „Tochter“ als Nachname verwendet. Diese Praxis wurde abgeschafft, viele Frauen übernahmen dann den Namen ihrer Ehemänner. In Island ist die traditionelle Namensgebung mit sogenannten Patronymen weiterhin üblich, wo Kinder den Namen ihres Vaters mit „Sohn von …“ oder „Tochter von …“ tragen. Dadurch trägt in Familien jeder einen anderen Nachnamen. Der Vorname hat eine größere Bedeutung als der Nachname und wird oft mit einer Berufsbezeichnung kombiniert.

„Schall und Rauch“ oder „Nomen est Omen“?

Okay, Butter bei die Fische. Sind Namen nicht eigentlich total egal? Wenn wir es ganz nüchtern betrachten, sind sie doch eigentlich nur dafür da, um uns voneinander zu unterscheiden. Aber ganz so einfach ist das nicht. An Familiennamen hängen ganze Traditionen, die dann die jeweiligen Namensträger weiterführen. Familien können sogar mit einem bestimmten Prestige verbunden werden – man denke vor allem an adelige Namen. Sogar bei Vornamen haben einige Umfragen herausgefunden, dass Schülerinnen und Schüler mit bestimmten Vornamen schlechter benotet werden als andere. Also Kevins und Chantals werden schlechter bewertet als Florians und Christinas. Das bedeutet wohl eher, dass Namen sehr wohl Zeichen sind, die uns als Menschen eine Konnotation mitgeben. Daher umso besser, dass unser Namensrecht überarbeitet wird und es dann einfach mehr Möglichkeiten und Flexibilität gibt.

Lord of Names

Zum Abschluss verrate ich euch noch ein Geheimnis. In der Abi-Zeitung wurde ich auch „Lord of Names“ genannt, weil ich im Laufe meines Lebens schon so viele Spitznamen gesammelt habe. Sei es ein „Sisi“ (so nannte meine Mutter mich manchmal), ein „Smoi“ (so habe ich damals als Kleinkind meinen Namen geschrieben und dabei Buchstaben vertauscht und vergessen) oder ein „Dr. Smoisen“ (eine Weiterentwicklung von Smoi – und gleichzeitig der Name meiner eigenen „Modemarke“ – haha). Auf diese und viele weitere Namen habe ich gehört. Ob es bei meinem Nachnamen nun „Blunck“, „Bluncker“, „Blunckybill“, „Simon and Blunckfunkel“ oder Ebel-Blunck heißt, war mir schlussendlich egal. Nichtsdestotrotz trage ich meinen neuen Familiennamen und meinen Doppel-Nachnamen natürlich mit stolz, auch wenn sich Doppelnamen immer so ein bisschen anhören, wie die „akademische Frau von Herrn…“, aber dann ist das halt so. Ich bin gern die akademische Frau von Herrn Ebel.

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