Kategorien: Natur & Umwelt

Als Sarah Krill in ein Tiny House auf einem großen Grundstück zieht, fehlt ihr eines: eine stylische und praktische Arbeitshose, die auf die Bedürfnisse von Frauen zugeschnitten ist. Kurzerhand macht sie aus der Not eine Tugend und designet ihre eigene Gartenhose. Im Mai hat sie mit ihrem Unternehmen „Women’s Plants“ den ersten Geburtstag gefeiert.

Arbeitshosen gibt es noch und nöcher. Von sehr bekannten, gängigen Marken, die viele verschiedene Ausführungen produzieren, bis hin zu preiswerteren No-Name-Produkten ist alles dabei. Tatsächlich gibt es aber vor allem eine große Auswahl für Männer. Dass es nicht wirklich stilvolle und gleichzeitig bequeme Damen-Arbeitshosen gibt, die zusätzlich nachhaltig sind, hat Sarah Krill selber feststellen müssen. „Ich bin mit meinem Freund aufs Land gezogen, und zwar in ein kleines Tiny House, dafür aber auf einen großen Grund. Der Garten war verwildert, aber wir hatten total Lust darauf, das in Angriff zu nehmen“, erzählt die 28-Jährige. Was ihr für die Gartenarbeit fehlte, war eine strapazierfähige Hose.

Eine Arbeitshose für Frauen

Deshalb machte Sarah sich auf die Suche. Bequem sollte die Hose sein, praktisch, aber auch stylisch und nachhaltig. Fündig wurde sie nicht. „Alles im Bereich Arbeitskleidung ist sehr maskulin geprägt und das finde ich absolut verrückt, weil es einfach viel mehr Frauen gibt, die im Garten arbeiten.“ Kurzerhand entwarf Sarah eine Arbeitshose für Frauen nach ihren Vorstellungen. Denn mit Mode kennt sich die Hobbygärtnerin aus, schließlich hat sie drei Jahre lang ein duales Studium zur Handelsfachwirtin in der Mode in München absolviert. Darin waren zwar Vertrieb, Einkauf und alle betriebswirtschaftlichen Bereiche Sarahs Schwerpunkte, aber sie konnte auch ein wenig nähen.
„Zuerst habe ich mir aus alten Hosen ein Modell zusammengeschnitten. Dann habe ich die Größen und die Maßtabellen selbst entwickelt – das war etwas tricky“, erinnert sie sich. Zu der Zeit arbeitete Sarah in einem Laden im Einzelhandel, der aufgrund der Corona-Einschränkungen längere Zeit geschlossen war. Das nutzte sie als Chance: „Ich habe mir gedacht – ich wollte mich schon immer selbstständig machen und jetzt nehme ich das in Angriff und probiere es. Die Firma habe ich im Januar 2021 gegründet und der Onlineshop ist dann im Mai online gegangen.“

Fotos: Women's Plants (11)

Bequem, variabel und nachhaltig

Sarahs Gartenhose ist aber nicht einfach irgendeine Arbeitshose – das merkt und fühlt man sofort. „Meine Hose ist ein Zwischending aus Arbeitshose und Lifestyle-Produkt. Das gefällt mir auch so daran. Am wichtigsten war mir die Bequemlichkeit, es soll nichts zwicken, gerade im Bauch-Bereich und an den Beinen. Deshalb habe ich wirklich lange über den Stoff nachgedacht und Muster getestet, bis ich dann am Ende den Stoff hatte, der mir gefallen hat“, erklärt die Unternehmerin. Dazu kommen Features wie wasserabweisende Kniepatches, dezente seitliche Werkzeugtaschen, Eingriffs- und Gesäßtaschen sowie Einhängeschlaufen etwa für eine Blumenschere. Innen in der Hose befindet sich ein verstellbarer Gummibund, damit sie in der Weite anpassbar ist und man an kalten Tagen problemlos eine Strumpfhose oder Leggins darunterziehen kann.

Außerdem ist die Gartenhose die erste, die man mit und ohne Latz tragen kann: An der vorderen Innenseite der Hose befinden sich Druckknöpfe und hinten an der Hose eine Klettschlaufe, an denen man den Latz befestigen kann. Damit die Hose nicht rutscht, wenn man den Latz nicht benutzt, gibt es außerdem Gürtelschlaufen. Die Idee mit dem Latz ist Sarah spontan gekommen: „Ich hatte damals eine Jeanslatzhose für die Gartenarbeit, aber die war mir zu steif. Trotzdem habe ich gedacht, dass eine Latzhose echt cool ist für den Garten. Aber es gibt auch viele Frauen, die Latzhosen nicht gerne tragen und da habe ich mich gefragt, wie es wäre, wenn der Latz abnehmbar wäre.“

Beim Stoff hat die Naturliebhaberin nicht nur darauf geachtet, dass er sich bequem tragen lässt. Es war für sie außerdem Voraussetzung, dass dieser aus zertifiziert nachhaltigen Materialien hergestellt wird. „Mit 70 Prozent Biobaumwolle ist die Hose so natürlich wie möglich, aber das recycelte Polyester, das zusätzlich im Stoff enthalten ist, macht es noch ein bisschen praktischer, nämlich wasserabweisend“, erklärt Sarah ihre Auswahl.

Erweiterung der Kollektion

Nachdem Schnitt und Stoff feststanden, machte Sarah sich auf die Suche nach einer geeigneten Produktion. „Ich habe eine super Adresse in China gefunden“, freut sie sich. „Mit meiner Partnerin vor Ort bin ich fast jeden Tag in Kontakt und die Mitarbeiter:innen werden fair bezahlt, das ist mir sehr wichtig.“ In der Produktion gibt es eine Design- und Schnitttechnikabteilung mit der Sarah ihre Vorstellungen durchgeht, erklärt, wie ein Modell aussehen soll und die dann mehrere Prototypen erstellt.

Und obwohl die Women’s Plants-Gründerin keinen großen Investor hinter sich stehen hat und deshalb zunächst mit einem Businessplan zur Bank gegangen ist, um ihre erste Hose zu realisieren, hat sie es geschafft, dass im Frühjahr eine Gartenschürze und für den Sommer eine kurze Hose zu der kleinen Kollektion dazugekommen sind. Der Clou: Schürze und Hose haben zwar grundsätzlich keinen Latz, wer aber bereits eine der Latzhosen besitzt, kann den Latz sowohl an die Schürze als auch an die kurze Hose anknöpfen. Für den Herbst plant Sarah, die Kollektion noch durch ein Oberteil zu ergänzen. Und im nächsten Jahr möchte sie die Latzhose weiter perfektionieren. „Meine Kundinnen schicken mir immer wieder Anregungen, über die ich mich total freue, weil ich gerne alle Bedürfnisse abdecken möchte“, sagt sie. Deshalb träumt Sarah davon, dass ihre Kollektion mit der Zeit auf etwa zehn verschiedene Teile anwächst.

Wünsche für die Zukunft

Welche Pläne sie noch für die Zukunft hat? „Ein kleines Team um mich herum wäre echt cool. Dann müsste ich nicht immer allein kreativ sein und man könnte gemeinsam Ideen entwickeln.“ Als One-Woman-Show ist die Unternehmerin bislang auf sich allein gestellt. Wuppt alle anfallenden Arbeiten – von Entwürfen über das Design der Produkte, bis hin zu Versand und Lager, Buchhaltung, Kund:innenservice oder Pressearbeit. „Mein Freund hilft mir ein bisschen beim Programmieren und im Onlineshop und wenn ich mal krank bin oder ein paar Tage Urlaub habe, unterstützen mich meine Schwiegermama und meine Schwägerin“, beschreibt Sarah.
Aktuell findet sie einen Ausgleich zur vielen Arbeit auf den täglichen Spaziergängen in der Natur mit ihrem Hund Willi. Und im zu Beginn erwähnten Garten, der Sarah überhaupt erst zu Women’s Plants inspiriert hat. „Wir sind sehr viel im Garten – erstens, weil mir das total viel Spaß macht und es der perfekte Ausgleich ist und zweitens, weil es sonst auf unserem Grundstück wie wild wuchert“, meint sie lachend.

Mut zur Selbständigkeit

Zwischen Gemüse- und Staudenbeeten und eigenen Bienen hat Sarah ihre Hosen schon ordentlich strapaziert: „Seit zwei Jahren habe ich sie an und sie sind immer noch super. Ich habe auch schon sehr viel positives Feedback von Kundinnen bekommen, die die Hose in einer weiteren Farbe bestellen, weil sie so begeistert sind“, freut sich Sarah über ihren Erfolg.
Neben den zufriedenen Kundinnen ist die Unternehmerin glücklich darüber, dass sie den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt hat: „Sich die Zeit selbst einteilen zu können, ist richtig gut. Und ich mag es, dass ich mich nun in allen Bereichen auskennen. Klar ist Buchhaltung doof und alles allein zu managen, ist eine große Herausforderung, aber es macht unglaublich viel Spaß. Ich kann junge Frauen nur darin bestärken, sich zu trauen, in die Selbständigkeit zu gehen.“

Hier kannst du dir den Beitrag über Women’s Plants auf Plattdeutsch anhören:

Teile es mit deinen Freunden!

Wie kann ich Klönstedt unterstützen?

Das ist ganz einfach. Es sind die vielen kleinen Taten, die Klönstedt groß werden lassen. Melde dich zum Newsletter an, folge uns auf Instagram, lies unsere Artikel, schau unsere Videos, oder nimm an unseren Dorftreffen teil. Neben all der Liebe, die in diese Inhalte und Veranstaltungen fließt, kostet die Herstellung der Inhalte auch Geld. Damit Klönstedt auch weiterhin nur wenig Werbung zeigen muss, benötigen wir finanzielle Unterstützung von euch. Wir informieren euch bald über eine neue Möglichkeit, wie ihr Klönstedt auch finanziell unterstützen könnt.