Kategorien: Natur & Umwelt
Hallo aus Nordrhein-Westfalen! Mein Name ist Dorothee Bienheim-Wolbring. Ich war von Julias Idee, ein virtuelles Dorf aus dem „Boden zu stampfen“, sofort begeistert. Nun bin ich also in Klönstedt angekommen und möchte aus meiner Sicht vom Leben in einem Dorf berichten.
Meiner Meinung nach wird sich das dörfliche Leben, wie ich es im Moment noch erleben darf, verändern. Ich freue mich darüber, jetzt auch in Klönstedt „zu leben“ und damit einem großen Publikum das Dorfleben nahezubringen, wie ich es für erhaltenswert empfinde. In meiner Freizeit singe ich im örtlichen Chor und war einige Jahre im Team der Firmvorbereitung unserer Kirchengemeinde tätig. Dabei ist mir aufgefallen, wie wenig Wissen von der aktuellen Landwirtschaft auch bei Personen vorhanden ist, die auf dem Land leben oder in der Stadt in nächster Nachbarschaft dazu.
Was macht für mich das Leben auf dem Land attraktiv?
Mit meinen Beiträgen möchte ich euch gerne das Leben auf einem Bauernhof mit Strom- und Wärmeproduktion, eingebunden in die dörfliche Struktur meines Heimatdorfes Mussum, einem Stadtteil von Bocholt, vorstellen. Natürlich hat bei mir zunächst die erlebte Kindheit dazu beigetragen, dass ich mir ein Leben in der Stadt nicht vorstellen konnte, sondern lieber auf dem Land. Ich bin auf einem Bauernhof im beschaulichen Rhede-Vardingholt ohne Geschwister aber mit liebevollen Eltern, Großeltern und einer Großtante in einem Mehrgenerationenhaushalt aufgewachsen.
Nach dem hauswirtschaftlichen Fachabitur in Coesfeld und dem Studium der Oecotrophologie in Münster habe ich im Bereich der Küchenplanung gearbeitet. Meinen Ehemann Josef habe ich schon zu Landjugendzeiten kennengelernt. Nach der Geburt unserer ältesten Tochter habe ich den elterlichen Hof in Vardingholt übernommen, den wir – mittlerweile viehlos – mitbewirtschaften.
Der Hof Wolbring
Der Betrieb meines Ehemannes, auf dem wir seit unserer Heirat wohnen, befindet sich in Bocholt-Mussum. Unsere Hofchronik lässt sich bis ins Jahr 1488 zurückverfolgen. Wir leben in einem Mehrgenerationenhaushalt. Zu dem gehören: meine Schwiegermutter Berti (91), meine „bessere Hälfte“ Josef (60), unser Sohn Jan-Bernd (22), der sich im letzten Jahr seiner Ausbildung zum staatl. gepr. Agrarbetriebswirt befindet und ich (55). Unsere beiden älteren Töchter leben nicht mehr bei uns. Unterstützt werden wir in der Landwirtschaft von einem festangestellten Mitarbeiter und mehreren Aushilfen.
Unsere Landwirtschaft trägt immer schon zur Versorgung von Menschen mit landwirtschaftlichen Produkten bei. Ganz früher waren wir ein Gemischtbetrieb mit Kühen, Schweinen, Schafen, Hühnern und Pferden. Im Jahr 1884 wurde der Betrieb um eine Brennerei erweitert, die wir bis 2013 betrieben haben.
Aus arbeitswirtschaftlichen Gründen wurden 1969 die Milchkühe abgeschafft und der Stall für die Bullenmast umgebaut. Diesen Produktionszweig haben wir laufend ausgebaut und er trägt heute noch zur Nahrungsmittelversorgung bei. Weiterhin bauen wir auf unseren Feldern Getreide, Mais und Kartoffeln an. Das Getreide verkaufen wir an die örtliche Genossenschaft, den Mais benötigen wir für unsere Bullen und für die Biogasanlage. Die Kartoffeln bauen wir zum einen für die Weiterverarbeitung an, das heißt für die Pommes frites-Herstellung und für Schälbetriebe und zum anderen für unsere Direktvermarktung in unserem 24/7-Selbstbedienungs-Hofladen. Dort verkaufen wir auch Eier und Eis von ortsansässigen Direktvermarktungsbetrieben.
Für uns war es ein naheliegender Schritt, mit unserer Landwirtschaft in die Energie- und Wärmeversorgung einzusteigen, da uns die regionale und nachhaltige Versorgung der Menschen am Herzen liegt. Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen, 2005 in die Biogasproduktion und 2010 sowie 2015 in Photovoltaik zu investieren.
Mit unserer Biogasanlage produzieren wir Strom und Wärme. Seit November 2020 haben wir sie zu einem Speicherkraftwerk umgebaut, um damit die Möglichkeit zu haben, ein Nahwärmenetz mit „RundumdieUhr“-Wärmeversorgung anzubieten. Die örtliche Grundschule und ein Sportverein nutzen diesen Service schon und sparen dadurch viele Tonnen CO2 ein.
Was mache ich in Klönstedt?
An dieser Stelle liegt die Verbindung von Klönstedt zu unserem Bauernhof: Ich bin sozusagen für die Wärmeversorgung dieses virtuellen Dorfes zuständig und werde euch in meinen Kolumnen genauer davon erzählen und euch mitnehmen in unseren Arbeitsalltag mit seinen Freuden und Herausforderungen.
Nun fragt ihr euch bestimmt noch, was meine Aufgaben auf unserem Betrieb sind. Diese haben sich im Laufe unseres gemeinsamen Lebens immer wieder verändert. In den ersten Jahren unserer Zweisamkeit habe ich noch nachmittags gearbeitet, sodass ich nur am Vormittag bei der Kartoffel-Direktvermarktung, im Haushalt und Garten mithelfen konnte. Diese Aufgabenfelder haben sich dann in den nächsten Jahren um die Kindererziehung und diverse Aufgaben im Büro erweitert.
Wegen des voranschreitenden Alters und der Pflegebedürftigkeit meiner Eltern habe ich die vergangenen Jahre viel Zeit mit ihnen verbracht, bzw. kümmere ich mich im Moment um meinen Vater. Bei diesen Aufgaben hole ich mir von außerhalb auch Hilfe dazu.
Ich hoffe, dass ich euch mit meinem ersten Beitrag schon einmal einen kleinen Einblick in mein Leben auf unserem Bauernhof geben konnte. Und freue mich darauf, euch noch mehr von unserem Hofalltag zu berichten!
Ausflugstipp: Besichtigung des Speicherkraftwerks
Du hast Lust, Dorothee und den Hof Wolbring kennenzulernen? Dann buch hier über die App aufs Land eine Besichtigung des Speicherkraftwerks auf dem Hof Wolbring! Zusätzlich erfährst du auch etwas über den landwirtschaftlichen Betrieb mit Bullenmast, Getreide- und Kartoffelanbau.
Hier kannst du Dorothees Vorstellung noch einmal auf Plattdeutsch anhören:
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