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Das Eisbaden im Winter wird in den sozialen Netzwerken gerade als Trendsport gehyped – zurecht, denn abseits von witzigen Insta-Fotos ist Eisbaden auch sehr gut für die Gesundheit! Und manchmal sogar für den guten Zweck! Unsere Autorin Lisa hat es ausprobiert!
Irgendwann einmal habe ich im Regionalfernsehen einen Beitrag über das Anbaden an Neujahr gesehen. Ziemlich viele Menschen hatten sich auf einer Seebrücke an der Ostsee versammelt, sie zogen ihre dicken Mäntel und warmen Winterstiefel aus und stiegen in Badekleidung und mit bunten Pudelmützen über eine Treppe ins eiskalte Nass. Sie jauchzten und lachten, schrieen vielleicht auch ein bisschen und kamen dann freudestrahlend aus dem Wasser. Dieser Bericht ist mir nicht aus dem Kopf gegangen und jedes Jahr nahm ich mir vor, auch mal mitzumachen beim Neujahrsanbaden. Aber dann fehlte doch der Mut oder die Motivation oder die Gelegenheit. – Bis zum Januar 2024!
Auf Instagram erfuhr ich durch Zufall von den Hamburger Eisbademeisters. Die springen nicht einfach nur zum Spaß oder für die Gesundheit ins kalte Nass, sondern vor allem für den guten Zweck. Unter dem Motto „Wir springen für Wärme ins kalte Wasser“ organisieren die Hamburger:innen Katharina, Sabine, Michael und Klaus seit Januar 2021 Eisbade-Aktionen am Hamburger Elbstrand – und dabei wird gespendet. Denn für jeden Badetag suchen die Vier sich lokale Partner:innen, die bereit sind, pro eisbadender Person einen bestimmten Betrag zu spenden. Das Geld fließt dann in verschiedene soziale Hilfsorganisationen wie dem Hamburger Kältebus vom CaFée mit Herz e. V., dem Verein Engel in den Straßen oder dem Arztmobil Hamburg.
Auf dem Insta-Profil der Hamburger Eisbademeisters waren lauter Fotos von Menschen in der kalten Elbe, lachend, mit pinkem Gummi-Flamingo.
Mein Interesse war geweckt. Eine Möglichkeit zum Eisbaden in der eigenen Stadt, zusammen mit vielen anderen und damit auch noch was Gutes tun: I’m in!
Da es mein erstes Mal Eisbaden werden sollte und ich trotz Motivation noch etwas unsicher war, wollte ich unbedingt noch einen Sparring-Partner an meiner Seite haben und fragte kurzerhand eine Freundin, die verrückt genug ist, so etwas mitzumachen. Check! Eine Woche später standen wir bei -1 Grad und Schnee am Elbstrand – und waren ziemlich aufgeregt, ob wir es durchziehen würden.
Gruppenzwang regelt
An diesem eisigen Wintermorgen am 6. Januar 2024 versammelten sich tatsächlich 257 Menschen am Elbstrand, um gemeinsam ins kalte Wasser zu gehen – ganz klar Gruppenzwang, jetzt gab es keinen Weg mehr zurück. Also, Handtuch bereitlegen, Klamotten aus und: Rein!
„Bloß nicht zögern, einfach reinmarschieren“, lautet der Tipp einer fremden Frau. Klar, easy!
Aber tatsächlich: Ob es die vielen anderen Leute waren, die neben mir eiskalt ins eiskalte Wasser liefen oder meine vor Kälte abgestorbenen Füße, die eh nichts mehr merkten, ich weiß es nicht, aber ich schaffte es tatsächlich ganz ruhig und tief atmend in die 3,9°C kalte Elbe zu laufen. Auf Brusthöhe ging ich bis zum Hals unter Wasser, der Kopf blieb draußen. Eiskalte Haare braucht hier niemand. Ich zähle bis 30, tiiiieeeeef ausatmen und dann nahm ich meine Freundin bei der Hand und wir liefen zu unseren Handtüchern. Schnell abrubbeln und am besten noch schneller wieder anziehen.
Denn eins ist wichtig: Kälte ist nur gut, wenn man ihr über einen kurzen Zeitpunkt so ausgesetzt ist. Würde man zu lange so ausharren, ist es wiederum gar nicht gut für unser Immunsystem.
Der ganze Körper piekste, manche Körperteile spürte ich nicht mehr, doch schon nach wenigen Sekunden schoß wieder Leben in die kalten Glieder, ein bisschen so, als wenn man im Auto die Heißlüftung bis zum Anschlag aufdreht, so rauschte es auch durch meinen Körper. Wärme, Adrenalin, Endorphine – schon ein ziemlich geiler Kick, haha!
Wir haben es geschafft, ich habe es geschafft. Und ich bin unglaublich glücklich. Es war eine Challenge, die ich mir selbst gestellt hatte. Nicht, weil ich unbedingt gesünder sein will, nicht, weil ich irgendeine Form von Extremsport machen will, sondern einfach nur, weil ich es ausprobieren wollte.
Und dieser Kick, den ich da gespürt habe, ist übrigens auch noch sehr gesundheitsfördernd. Denn der kurze Kältereiz löst eine positive Stressreaktion im Körper aus, die zu sinnvollen und gesunden Gegenreaktionen führt. Direkt spürbar ist, dass unsere Durchblutung und unser Kreislauf angekurbelt wird. Regelmäßiges Eisbaden stärkt das Immunsystem, Infekte können milder verlaufen, Bakterien und Viren erfolgreicher bekämpft werden. Auch nervöse Störungen oder Entzündungen im Körper können sich durch das Eisbaden regulieren. Und: durch die Ausschüttung verschiedenster Hormone, vor allem Glückshormonen, kann Eisbaden auch bei Depressionen helfen. Und das mit den Glückshormonen kann ich absolut bestätigen.
Ich habe mich danach wundervoll gefühlt, so als müsste ich den Rest des Tages nichts mehr schaffen, ich habe mich überwunden ins Eiswasser zu gehen, reicht doch. Wann erfährt man schon mal so eine hohe Genugtuung? Also ich selten!
Da würde ich das Eisbaden auch als sehr gesundheitsfördernd ansehen!
Mein erstes Mal Eisbaden hat mir sogar so gut gefallen, dass ich zwei Wochen später wieder zum kollektiven Eisbaden für den guten Zweck an den Elbstrand gefahren bin, diesmal hatte sich die Elbe auf 0,4° abgekühlt – und trotzdem war es noch besser als beim ersten Mal.
Die Eisbademeisters Hamburg veranstalten ihre Badetage noch einige Male diesen Winter. Wer sich das bunte und euphorische Spektakel mal ansehen oder am besten gleich mitmachen und spenden möchte, sollte sich die Termine unbedingt merken: Eisbademeisters-Hamburg.de
Tipps zum Eisbaden
Das gute ist: Man muss gar nicht allzu viel beachten. Wer tatsächlich nur einmalig zum Spaß oder für den guten Zweck eisbaden möchte, kann es einfach machen. Wie immer kann ein bisschen Vorbereitung aber nicht schaden.
Ich habe euch die Tipps zusammengestellt, die ich selber getestet und für wertvoll empfunden habe:
1. Beim ersten Mal nicht alleine gehen
Du weißt letztendlich nicht, wie dein Körper auf die extreme Kälte reagiert oder wie es dir danach geht. Also nimm dir auf jeden Fall eine weitere Person mit, die auf dich Acht gibt – und dich bestenfalls auch noch motiviert oder dir dein Handtuch hält.
Außerdem: Die Gewässer sollten nicht zu tief sein. Am besten ist Gewässer in das man reingehen kann oder ein Steg mit Treppe – dann nicht zu weit von der Treppe entfernen!
2. Nicht zu lange im Wasser bleiben und den Kopf trocken lassen
Eine grobe Faustregel sagt, eine Minute pro Wassergrad sind ok beim Eisbaden. Bei 2°C Wassertemperatur also höchstens 2 Minuten. So lange muss es aber auch nicht sein und länger am besten auch nicht.
Deinem Körper hilft es am meisten, wenn du langsam aber bestimmt ins kalte Wasser gehst, Schritt für Schritt, oder über eine Treppe. Reinrennen oder springen kann den Körper zu sehr schocken. Bitte nicht untertauchen, Kopf und Ohren sind empfindlich und nasse Ohren ziehen Infekte förmlich an. Lieber mit Mütze baden gehen!
3. Atmen
Hilft in so vielen Lebenslagen – auch beim Eisbaden. Viele trainieren im Vorfeld mit der Atemmethode vom niederländischen Extremsportler Wim Hof, mir persönlich war das zu viel. Ein paar Mal vorher tief ein- und ausatmen und ruhig bleiben, hat mir besser geholfen. Und beim Reingehen immer tiefer und länger ausatmen als einatmen. Einem stockt schnell der Atem bei der ersten Berührung mit der Kälte, das tiefe Atmen hilft enorm!
4. Große Handtücher und warme Sachen
Wenn du aus dem Wasser kommst, solltest du dich schnellstmöglich wieder warm anziehen. Denn zu viel Kälte stresst den Körper zu sehr und führt dann zum Gegenteil der Gesundheit – Infekte wie Erkältungen drohen. Also schnell raus aus den Badesachen, abtrocknen und anziehen. Wollsocken und –pullover helfen dem Körper, warm zu werden und dich warm zu halten.
5. Vorbereitung
Man muss nicht, aber wie immer kann eine gute Vorbereitung einem das Vorhaben erleichtern. Wenn du magst, kannst du z. B. mit Wechselduschen anfangen, also zwischen warmen und kaltem Wasser beim Duschen wechseln oder dich am Ende deiner Duschsession nochmal kalt abbrausen. Auch mal eine komplett kalte Dusche kann helfen (übrigens auch super bei einem Kater ;-) ). Wer eh eine Wasserratte ist, kann ab Sommer in Gewässern im Freien immer weiter baden, bis in den Winter hinein.
6. Kein Eisbaden, wenn:
Bei z. B. Herzkrankheiten, Durchblutungsstörungen oder Thrombose ist Eisbaden nicht geeignet.
Aber auch nicht bei generell gesunden Menschen, wenn du Krankheitssymp-tome spürst, wie z. B. eine Erkältung.
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