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Unsere Autorin Esther Hell zieht in wenigen Wochen von Hamburg ins schleswig-holsteinische Lauenburg. Bereits in den vergangenen Monaten war sie regelmäßig in dem kleinen Städtchen unterwegs, um die Gegend kennenzulernen und Kontakte zu knüpfen. Dabei hat sie eine Frau getroffen, die für das, was sie tut, brennt: Ein Portrait über die „Kochgräfin“.
Darf ich vorstellen: Corinna Graf – die „Kochgräfin“. Seit beinahe 20 Jahren darf Corinna das tun, was sie am liebsten macht – Kochen und Gastgeberin sein. Für sie wurde ihre Leidenschaft zum Beruf. Und mit dem Lille Eventhus in Lauenburg an der Elbe hat sie sich vor mehr als acht Jahren ihr ganz eigenes Kochreich geschaffen.
Bei der Adresse Reeperbahn 60 könnte man sofort auf andere Gedanken kommen, allerdings hat das „kleine Veranstaltungshaus“, wie das „Lille Eventhus“ übersetzt aus dem Dänischen heißt, herzlich wenig mit der Hamburger Partymeile zu tun. Ich bin mit der Kochgräfin an dem Ort ihres Wirkens verabredet und überlege kurz, ob ich ihr – rein wegen des Namens – eine gewisse Ehrfurcht entgegenbringen sollte. Ich entscheide mich dagegen, denn es ist schließlich NUR ein Künstlername! Allerdings verkörpert dieser auch ihre Passion, wie sich später rausstellen wird.
Die Küche ist das Herzstück des Hauses
Als ich einen der Parkplätze auf ihrem „Anwesen“ ansteure, werde ich auch schon erwartet. Herzlich, aber zunächst etwas distanziert, ist unser Aufeinandertreffen. Ich folge der „Gräfin“ in ihre heiligen Hallen und bin ziemlich überrascht, welches Schmuckstück sich hinter der weißen Fassade versteckt. Mehr als 100 Jahre ist es alt, das Haus. Das erkennt man vor allem an den kleinen Räumen und tiefen Decken. Herzstück des Hauses ist natürlich die Küche mit integriertem Essbereich.
An den großen Esstisch passen bis zu 14 Personen. Der ganze Raum wirkt sehr einladend und man möchte direkt loslegen mit Kochen. Bei einem Kaffee erzählt mir Corinna, dass sie es gerne stilvoll und gemütlich mag, und das kann ich unterschreiben. Während wir Kaffee trinken, flackern zwei Teelichter in ihren Gläsern vor sich hin, auf der Etagere hat sie mundgerechte Kuchenstückchen drapiert und während wir plaudern, schenkt sie ganz nebenbei ein Gläschen Wasser ein. Also an Gastfreundlichkeit mangelt es ihr nicht.
Leidenschaft zum Beruf gemacht
Kaum vorstellbar, dass ihre Eltern eigentlich einen ganz anderen Weg für sie vorgesehen hatten. Sie sollte die Reinigungsfirma übernehmen, alles war schon darauf ausgelegt und sie arbeitete bereits als Juniorchefin im Familienbetrieb mit. Durch eine glückliche Fügung brachte sie der Besitzer eines Hamburger Küchenstudios auf die Idee, ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen. Sie begann in Küchenstudios mit den ersten Kochshows, erklärte, während sie kleine Köstlichkeiten kredenzte, ganz nebenbei noch die Küchengeräte. Die Anfragen, ob man sie auch privat buchen könnte, häuften sich. Der plötzliche berufliche Erfolg brachte auch privat einen Neuanfang mit sich und sie bezog mit ihrer Firma – die damals noch „Individuell Kochen“ hieß – eine neue Wirkungsstätte in Grande. Mit neuem Konzept und einem vollen Auftragsbuch wurde sie zur „Kochgräfin“ und tingelte deutschlandweit durch Küchenstudios im Auftrag von Küchengeräteherstellern. Außerdem konnte sie für private Kocharrangements gebucht werden und bekochte in fremden Küchen die Gäste ihrer Kunden.
Hyggeliges Ambiente
Sie lernte ihren „Dänen“ kennen, der europaweit unterwegs ist. Und als die beiden sich entschlossen, etwas Neues zu suchen, stießen sie auf die „zwei weißen Häuser“ in Lauenburg und Corinna kam ihrem Traum vom eigenen Eventhus plötzlich ganz nah. Mit viel Herzblut und vielen Ideen wurde das mehr als 100 Jahre alte Gebäude komplett saniert und in den Traum verwandelt, den Corinna immer hatte – ihr Lille Eventhus. Dänisch – nicht nur wegen ihres Mannes, auch weil das ganze Ambiente dieses typisch „hyggelige“ verkörpert. Hier kann Corinna Gastgeberin, Köchin, Beraterin sein – alles auf einmal und vor allem – ihre eigene Chefin.
Neue Ideen schlummern in der Schublade
Ob sie jemals ihre Entscheidung bereut hat, verneint sie, ohne drüber nachzudenken. Und natürlich gab es wegen der Corona-Pandemie auch bei ihr viele Einbußen. Im ersten Lockdown dauerte es etwas, bis sie sich wieder berappelte, aber aufgeben war keine Option. Und man munkelt, vielleicht hat sie auch ihr „Kleiner Däne“ ein bisschen in die Richtung gestupst, sich umzuorientieren und für ihre Stammgäste selbstgekochtes, abgepacktes Essen anzubieten. Die Idee kam gut an und wurde gut genutzt. Corinna hatte wieder eine Aufgabe und auch wenn es nicht ganz das war, was ihr als Super-Gastgeberin vorschwebte, stand sie kurzzeitig vor einer neuen Herausforderung: WIE SOLL SIE DIESE MENGEN AN PORTIONEN STEMMEN? Sie brauchte plötzlich ganz anderes Kochequipment: es mussten große Töpfe her, damit sie die Mengen, die sie kochen musste, auf einmal umsetzen konnte.
Mittlerweile hat sich der Alltag im Eventhus wieder etwas normalisiert, aber trotzdem kommen immer wieder Anfragen von Kunden, deren Vorräte langsam zu Neige gehen und die gerne Nachschub hätten … Allerdings fehlt der Kochgräfin, die zum Glück wieder gut gebucht ist, bisher die Zeit. Aber sie wäre ja nicht die Kochgräfin, wenn da nicht schon wieder eine neue Idee in der Schublade schlummern würde.
Kochgräfin
Höre dir das Portrait über die Kochgräfin auf Plattdeutsch an:
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