Frau mit Kühen und Hund auf Weide.

Foto: Timo Jaworr

Krebs ist leider oft ein Thema über das man nicht redet. Magdalena möchte das ändern. Im ersten Teil ihres persönlichen Jahresrückblicks lernen wir Magda besser kennen und sie erzählt, wie es zu ihrer Brustkrebs-Diagnose kam.

Teil I

Text: Magdalena Zelder

Hey, mein Name ist Magdalena, ich bin 34 Jahre alt, Agrarbetriebswirtin und Hauswirtschafterin. Seit zehn Jahren bin ich mit meinem Mann Christoph verheiratet und habe mir mit ihm den gemeinsamen Traum vom eigenen Hof erfüllt. Neben 90 Milchkühen, 740 Legehennen in mobiler Haltung und einer kleinen, aber feinen Direktvermarktung haben wir einen „Streichelzoo“ mit Hund, Katze, Ponys, Hase und Meerschweinchen. Unsere drei total (meistens😂) bezaubernde Kids, Emil (8 Jahre), Ida (6 Jahre) und Svea (3 Jahre), machen uns erst so richtig komplett und gemeinsam leben wir unseren Traum, auf eine verrückte und durchaus chaotische Art und Weise und wir lieben es! Seit frühster Jugend habe ich Bock auf Ehrenamt und durfte als Jungspund in der Landjugend Landleben aktiv gestalten. Da hab ich auch meinen „Lieblingsbauern“ kennen und lieben gelernt. Heute bin ich in der Kommunalpolitik und der berufsständischen Vertretung unterwegs. Mein Hobby sozusagen.  

Familie mit Ponys vor Baum.

Foto: M. Reugels

Alles nur Bullerbü!? 

Wenn ich meine Vorstellung jetzt so lese, klingt dass schon nach Bullerbü … aber auch wenn der Tag zu wenig Stunden hat und wir schon auch manchmal am Rande des Wahnsinns stehen, so empfinde ich unser Leben als wundervoll. Klingt kitschig, ist aber so. 

Klingt alles ganz nett, oder? Aber was will ich eigentlich erzählen? Puh, jetzt wo ich es aufschreiben darf. Wo fange ich da an?! Ich möchte euch von DEM Tag im letzten Jahr erzählen, der das rosa-rote Licht mit einem Schlag ausgeknipst hat. In der ersten Februarwoche habe ich beim Melken einen Bericht im Radio anlässlich des Weltkrebstages gehört. Es ging unter anderem um die Moderatorin Sonya Kraus, die erst kürzlich ihre Brustkrebserkrankung öffentlich gemacht hatte und dafür plädierte regelmäßig zur Vorsorge zu gehen und sich abzutasten. Da ich jährlich zu meiner Vorsorge gehe und erst vor einem Jahr abgestillt hatte, kein Problem. Dachte ich. Aber abtasten könnte ich ja trotzdem mal machen. 

Beim Duschen abends, schnell wie immer – mehr als fünf Minuten bleiben einem als Multifunktions-Wunderwaffe, die wir Frauen nun mal sind, nicht. Ich habe mir also einmal an die Brust getastet und da war es. Ein Griff und ich habe etwas Tischtennisballgroßes gespürt. Verrückt, warum habe ich das nicht früher bemerkt? Ich dachte mir, dass es bestimmt eine Milchdrüse oder eine Zyste sein muss. Hab ja gefühlt gerade erst gestern abgestillt. Komisch fand ich es aber trotzdem. Ein bescheidenes Gefühl machte sich in mir breit, das mich so schnell nicht mehr verlassen sollte. 

Viele ernste Gesichter 

Am nächsten Morgen habe ich meine Frauenärztin angerufen und ihr das Problem geschildert. Sofort bekam ich einen Termin und blickte in ihr ernstes Gesicht, während meines 20minütigen Ultraschalls. Es war das erste von vielen ernsten, betretenen Gesichtern, die in 2022 noch folgten. Ich erhielt eine Überweisung zur Mammografie, zur Biopsie und gleichzeitig in ein Brustzentrum. 

Da stand es nun im Raum. Dieses Wort. Brustkrebs. Kennt man, hat man schon gehört, aber man kann es angenehmerweise so schön beiseiteschieben, solange man nicht selbst oder in der nächsten Umgebung davon betroffen ist. Mein Mantra:Das ist nur eine Zyste“…betete ich mir immer und immer wieder vor. Niemanden wollte ich beunruhigen. Also behielten mein Mann und ich erstmal alles für uns. Nur meine Schwester habe ich eingeweiht. Am 8.2.2022 erhielt ich die Diagnose, die mir unterbewusst schon längst klar war: Ich habe Brustkrebs.

Gedämpfte Wahrnehmung 

Oft liest man von diesem Moment. Von Patienten, die erzählen es habe ihnen den Boden unter den Füßen weg gezogen. Ich hab mich gefühlt, als ob ich in Watte gepackt wäre. Ein Puffer um mich herum. Ich hab alles nur gedämpft wahrgenommen. Auf der ganzen Heimfahrt habe ich mit meiner Schwester telefoniert. Zuhause angekommen, habe ich mich an den Küchentisch gesetzt, meinen Mann angeschaut und es das erste mal laut ausgesprochen: Ich habe Krebs. 

Krebs darf kein Tabuthema mehr sein 

Das letzte Jahr hatte es wirklich in sich. Sicherlich fragt sich die eine oder andere, warum ich öffentlich über meine Erkrankung spreche – sowas Privates. Vielleicht brauche ich das zur Verarbeitung, vielleicht tut es mir gut, das alles mal rauszulassen. Aber eines ist mir wirklich zur Herzensangelegenheit geworden: Krebs aus der Tabuzone zu holen, auch wenn es die Komfortzone vieler Menschen überschreitet. Ich möchte das Thema noch mehr gesellschaftsfähig machen und denke, dass es der beste Weg ist, um den Umgang mit Betroffenen und deren Umfeld zu verbessern und möglichst viele Menschen, gerade Frauen, dazu zu bringen regelmäßig zur Vorsorge zu gehen und auf sich zu achten.  

Die persönliche Kampfansage 

In den kommenden Beiträgen von mir möchte ich euch mit in meinen persönlichen Jahresrückblick nehmen und euch erzählen, wie ich dem Krebs einen gehörigen Arschtritt verpasst habe. Sorry for my french

Eure Magda 

Frau mit Huhn

Foto: Timo Jaworr

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