Person mit Korb und Hand voller Gemüse lehnt an Wand

Fotos: Jolan Kieschke (5)

Welchen Einfluss hat Essen auf unser Leben? Dieser Frage ist unsere Autorin Jana Walther auf den Grund gegangen. Im Gespräch mit Gesundheits- und Ernährungsberaterin Olivia Bendomir aus Arnis hat sie einen kleinen Ein- und Ausblick auf das große Ernährungsthema für dich zusammengefasst.

Du bist, was du isst. Damit hatte schon der deutsche Philosoph Ludwig Feuerbach im Jahre 1850 recht. Bei ihm hieß es zwar noch „Der Mensch ist, was er isst“, aber im Grunde genommen bedeutet es dasselbe. Essen hat einen enormen Einfluss auf uns, unser Leben und unser Lebensgefühl. Deshalb habe ich mir das Thema Ernährung in dieser Kolumne genauer angeschaut.

Klar ist natürlich, dass hier keine umfassende Abhandlung zur gesunden, vollwertigen Ernährung veröffentlicht werden kann. Dafür braucht es ein wenig mehr Zeit und Raum. Was ich aber versuchen kann, ist einen kleinen Ein- und Ausblick zu geben, welchen Einfluss Essen auf uns und unser Leben hat und wie es uns glücklich(er) macht. Dafür habe ich mit Olivia Bendomir aus Arnis gesprochen. In der kleinsten Stadt Deutschlands und in der weiten Welt des Internets gibt die ganzheitliche Gesundheits- und Ernährungsberaterin unter dem Namen „Glück ist essbar“ wertvolle Tipps für die ganz persönliche Ernährung.

Person lächelt in die Kamera

Gesundheits- und Ernährungsberaterin Olivia Magdalena Bendomir aus Arnis

Olivia, was bedeutet für dich persönlich eine gesunde Ernährung oder noch besser eine glückliche Ernährung? 

Für mich ist es wichtig, dass jede:r die für sich passende Ernährung findet und diese dann auch gut in den eigenen Alltag integrieren kann. Es bringt meiner Meinung nach nichts, sich alle eher ungesunden Dinge wie Alkohol oder auch Zucker komplett zu verbieten. Das kann es sogar noch schlimmer machen. Denn wenn man dann ein Stück Kuchen isst und sich dabei noch schlecht fühlt, schütten wir Stresshormone aus, die wiederum auf die Psyche und den Körper schlagen. Lieber also das Stück Friesentorte oder den Aperol Spritz genießen. Das ist dann vielleicht auf den ersten Blick keine gesunde Ernährung im herkömmlichen Sinne – dafür aber gesund für das psychische Wohlbefinden, sich auch mal etwas zu gönnen und zu genießen. Es geht nie um hundert Prozent. Ein Verhältnis von 80 zu 20 auf den gesamten Monat oder das Jahr gesehen, ist viel geeigneter, sprich 80 Prozent gesunde Ernährung und 20 Prozent auch mal sündigen zu dürfen, Schokolade zu essen oder einen Cocktail zu trinken.

Was ist denn grundsätzlich wichtig für alle bei einer gesunden, glücklichen Ernährung?

Es macht schon unglaublich viel aus, wenn man ausreichend Wasser trinkt, sich wirklich Zeit fürs Essen nimmt, sich darauf konzentriert und ordentlich kaut. Viele von uns essen nebenbei und machen andere Dinge parallel. Davon ist abzuraten. Zwischen jeder Mahlzeit sollten außerdem vier bis fünf Stunden Zeit liegen, damit der Darm Zeit hat, sich in Ruhe um die Verdauung, aber auch andere Aufgaben, zu kümmern. Die Verdauung ist nur eine von seinen zahlreichen Aufgaben. Isst man durchgängig, kann sich der Darm aber nur um die Verdauung kümmern. Er kümmert sich aber auch um das Immunsystem oder die Hormonproduktion. Auch die Laune ist von Darm abhängig, vielleicht hast Du es schon gehört: Dein Bauchhirn.

Grundsätzlich gilt bei der Wahl des Essens natürlich: auf reichlich Gemüse und Vollkornprodukte setzen. Ich versuche außerdem weitgehend natürliche Süßungsmittel anstelle von raffiniertem Zucker zu verwenden, bevorzuge frische und unverarbeitete Produkte gegenüber stark verarbeiteten Produkten. Außerdem nehme ich lieber pflanzliche und Ziegen- oder Schafmilchprodukte als Kuhmilchprodukte, lieber Vollkorn- statt Weißmehle. Bei mir kommt beispielsweise Naturreis anstelle von herkömmlichen, weißen Reis auf den Teller.

Person sitzt draußen am Tisch und isst

Was sind denn deiner Meinung nach die größten Ernährungsmythen? 

Da fallen mir gleich mehrere ein – zum Beispiel Abendessen macht dick oder Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit des Tages. Beides kann man so nicht sagen, denn jeder Mensch und jeder Körper ist unterschiedlich. Einige – so wie ich – haben morgens noch keinen richtigen Hunger und fühlen sich nach einem reichhaltigen Frühstück eher antriebslos und müde. Andere wiederum brauchen reichlich Kohlenhydrate am Morgen, um in den Tag zu kommen. Und dass die Pizza am Abend dicker macht als am Mittag, ist natürlich Unsinn. Es gibt zwar Menschen, die schlechter schlafen, wenn sie abends viel gegessen haben. Genauso gibt es aber welche, die nach einem reichhaltigen Abendbrot besonders gut schlafen können. Am Ende kommt es auf die Tagesbilanz und nicht auf die Uhrzeit an.

Auch der Spruch „Fett macht fett“ stimmt so natürlich nicht. Ganz im Gegenteil. Wir brauchen die guten Fette wie zum Beispiel aus hochwertigem Olivenöl um die Vitamine im Salat überhaupt aufnehmen zu können.

Was hältst du von Nahrungsergänzungsmitteln? 

Die verteufle ich nicht grundsätzlich. Ich selber nehme auch Nahrungsergänzungsmittel ein. Denn es ist kaum möglich, alle benötigten Nährstoffe durch reine Ernährung zu sich zu nehmen. Das liegt daran, dass aus vielen Lebensmitteln, die für uns wichtige Bitterstoffe rausgezüchtet wurden und lange Lager- und Transportzeiten sorgen zudem für weniger Nährstoffe in Obst und Gemüse. 

Doch wahllos irgendwelche Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen, bringt natürlich nichts. Man sollte schon einmal ein großes Blutbild machen und etwaige Mängel feststellen, um dann gezielt Vitamine und Nährstoffe zu sich zu nehmen. Ansonsten ist es rausgeschmissenes Geld.

Person steht in der Küche am Herd und kocht

In den industriell verarbeiteten Produkten finden sich ja meist reichlich Zusatzstoffe. Worauf sollte man beim Einkaufen besonders achten? 

Ein Produkt sollte meiner Meinung nach nicht mehr als fünf Zutaten enthalten. Bei den vielen veganen Ersatzprodukten finden sich meist deutlich mehr. Genau hinschauen lohnt sich. Am besten natürlich selber frisch und regional sowie saisonal kochen.

Jetzt steht ja die kalte Jahreszeit bevor. Wie können wir durch Ernährung unser Immunsystem jetzt stärken? 

Winterzeit ist Kohlzeit – und das Gemüse hält für uns reichlich Vitamine bereit, um gut durch die kalte Jahreszeit zu kommen. Ich bin der Ansicht, dass die Natur uns zeigt, was wir wann brauchen. Daher koche ich am liebsten saisonal. Dann bekommen wir auch die notwendigen Nährstoffe für die passende Jahreszeit.

Person sitzt auf einem Hochbeet und hält Kohlrabi in den Händen

Teile es mit deinen Freunden!

Wie kann ich Klönstedt unterstützen?

Das ist ganz einfach. Es sind die vielen kleinen Taten, die Klönstedt groß werden lassen. Melde dich zum Newsletter an, folge uns auf Instagram, lies unsere Artikel, schau unsere Videos, oder nimm an unseren Dorftreffen teil. Neben all der Liebe, die in diese Inhalte und Veranstaltungen fließt, kostet die Herstellung der Inhalte auch Geld. Damit Klönstedt auch weiterhin nur wenig Werbung zeigen muss, benötigen wir finanzielle Unterstützung von euch. Wir informieren euch bald über eine neue Möglichkeit, wie ihr Klönstedt auch finanziell unterstützen könnt.