Tablet auf Tisch mit Tulpe in Vase zeigt Webseite des Buchprojektes www.bilingual-picturebooks.org
Auf dem Tablet am Küchentisch: Die zweisprachigen Bilderbücher sind überall verfügbar, wo es eine Internetverbindung gibt.

Fast 40 Bilderbücher in mehr als 1000 verschiedenen Sprachkombinationen warten darauf gelesen zu werden. Zum UNESCO Welttag des Buches stellen wir Euch die digitale Datenbank der mehrsprachigen Bilderbücher auf www.bilingual-picturebooks.org vor. Auf plattdeutsch und friesisch, ukrainisch und thai, litauisch und griechisch – viele der Bilderbücher gibt es seit einigen Monaten auch als Hörbuch.

Text & Fotos: Ines Langhorst

Wo kommt de Tokonft egens her?” So heißt ein Bilderbuch des Projektes 1001 Sprache”. Der Titel ist auf Plattdeutsch und bedeutet „Wie entsteht eigentlich die Zukunft?“. Kinder stellen ihre Fragen an die Zukunft, so wie viele Menschen sich ebenfalls fragen, wie wir auf der Welt eigentlich zusammenleben können. Die UN-Agenda 2030 hat Ziele dazu formuliert, die zusammen mit den Fragen und Bildern der Kinder ein hochspannendes Buch für große und kleine Leser:innen ergeben. Ein einfacher Ansatz, mit Kindern in die Zukunft zu schauen und die großen Fragen der Welt zu bewegen. Professionelle und ehrenamtliche Übersetzer:innen haben es mittlerweile in viele Sprachen von A wie arabisch bis Z wie zapotekisch übersetzt. In neun Sprachen liegen Audioversionen vor. Einfach prima, wenn man sich wie ich nicht ganz sicher ist, wie „egens“ richtig betont wird.  

Kostenlos und online verfügbar 

Die mehrsprachigen Bilderbücher liegen auf der Datenbank www.bilingual-picturebooks.org. Sie können kostenlos heruntergeladen werden. Vom Smartphone über ein pdf bis hin zur Druckvorlage für ein Buch gibt es verschiedene Versionen. Mit ein paar Klicks ist das Buch – wahlweise mit Audiodatei einsatzbereit. Egal, wo man gerade ist. Einzig das Internet muss stabil sein. Gut zu wissen, nicht nur an langen Regenwochenenden.

Geschichten in zwei Sprachen 

Die Idee zu den zweisprachen Bilderbüchern hatten die Bücherpiraten in Lübeck. Seit 2013 arbeiten sie zusammen mit Leseförderern, Übersetzer:innen und Unterstützer:innen daran, die Datenbank mit zweisprachigen Bilderbuch-Geschichten zu füllen. Geschrieben sind diese von Kindern für Kinder. Mehr als 250 Menschen haben den Geschichten ihre Muttersprache geliehen. So finden sich Bilderbücher in 77 Sprachen. Mehr als 65 000 Downloads in 900 Sprachkombinationen hat das Team bislang gezählt. „Darüber freuen wir uns sehr“, sagt Christina Sturm, Projektkoordinatorin von 1001 Sprache. „Diese vielen Sprachkombinationen zeigen, dass verschiedene Kinder den Weg zum Buch gefunden haben.“ Das Ziel der Bücherpiraten ist es, Kindern das kreative und eigenständige Erleben von Literatur zu ermöglichen. 

Das neueste Buch dreht sich um die Frage nach einer gelingenden Zukunft.

Partizipatives Projekt

Die Bücher werden intensiv genutzt. Der Eidelstädter KulturContainer beispielsweise hat im Rahmen des Hamburger Lesefestes das Bilderbuch „Das kleine Wir“ eine Woche lang in einer anderen Sprache gelesen und bei YouTube hochgeladen. Neu entstanden ist dabei „Das kleine Wir“ in Gebärdensprache. Nur ein gutes Beispiel, wie sich das Projekt ständig weiterentwickelt 

Vertraute Sprache kann Brücke sein 

„Wir bekommen immer wieder emotionale Rückmeldungen, schon vor dem Beginn des Krieges in der Ukraine“, sagt Christina Sturm. „In der Fremde ein Buch in vertrauter Sprache zu finden, das kann eine Brücke sein.“ Zusammen mit der Büchereizentrale Schleswig-Holstein haben die Bücherpiraten 10 000 ukrainisch-deutsche Bücher drucken lassen und Büchertaschen für geflüchtete Kinder aus der Ukraine verteilt. So hat es auch die Samtgemeinde Gellersen gemacht und für jedes Kind in der Unterkunft für Geflüchtete ein Buch in der eigenen Muttersprache und auf Deutsch ausgedruckt.

Sprache ist Heimat 

Menschen, die eine Minderheitensprache, wie Plattdeutsch, Friesisch oder indigene Sprachen, wie Sarnami sprechen, seien berührt, wenn sie die Geschichten finden, erzählt Christina Sturm. Denn Sprache ist Heimat. Die eigene Muttersprache gehört zum Fundament unseres inneren Zuhauses. Tief drin bringen Laute, Begriffe, Melodie und die Pausen zwischen den Wörtern etwas zum Klingen – nicht nur bei Kindern.

Medial und sozial ausgezeichnet 

Für diese mediale Aufbereitung von Kinderliteratur und den sozialen Aspekt des Projektes haben die Bücherpiraten im März eine Würdigung in der Kategorie Crossmedia des Bologna Ragazzi Awards bekommen. Eine Fundgrube für Kinder, die es lieben, Türen mit neuen Wörtern zu öffnen, die aus mehrsprachigen Hintergründen kommen oder einfach nur in andere Welten eintauchen wollen, bevor sie überhaupt dort ankommen.“, schreibt die Jury. Der italienische Kinderliteraturpreis wird seit 1996 im Rahmen der internationalen Kinderbuchmesse in Bologna verliehen und findet weltweit Beachtung.

Arbeiten an der Zukunft 

Es wird sicher nicht die letzte Auszeichnung gewesen sein. Denn das Projekt 1001 Sprache entwickelt sich weiter. Das neueste Buch ist ein Geschenk an die Welt. „Wie kann die Zukunft gelingen?“ Diese Frage haben Kinder aus dem Irak, der Türkei und Deutschland Menschen in ihrem Umfeld gestellt. Die Ergebnisse haben ältere Jugendliche sortiert und in einfache Sprache umgewandelt. Wieder eine andere Gruppe hat mit diesen Texten die Bilder entwickelt. Ein umwerfend schönes und tiefgehendes Buch, das ganz nebenbei die Frage beantwortet „Wo kommt de Tokonft egens her?“. Van de Kinners!

Tablet auf Tisch mit digitalem Bilderbuchtitel
Eine Gruppe Jugendliche der Bücherpiraten haben die Bilder zu den Texten selbst entwickelt.

Unsere Autorin Ines Langhorst hat den Beitrag persönlich für euch eingesprochen:

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