Kategorien: Familie & Partnerschaft
In ihrem neuen Beitrag schreibt Sexpertin Birte Fulde darüber, was Sex mit einem Marathonlauf zu tun hat und warum es für beides ein wenig Training braucht.
Liebe Klönstedterinnen und Klönstedter, Sport und ich – das ist nicht wirklich eine Liebesbeziehung. Unser Status auf Facebook wäre „es ist kompliziert“. Es ist nicht so, dass ich Sport nicht mag und wenn ich mich ausgepowert hab, dann finde ich dieses Körpergefühl auch ziemlich gut. Aber bis zu diesem Punkt mache ich mir eine Menge Gedanken, welche Gründe es geben könnte, gerade jetzt nicht zum Sport zu gehen.
Ein ähnliches Feedback bekomme ich auch sehr oft beim Thema Sex: „Der Sex an sich ist schon toll, aber manchmal kann ich mich einfach nicht überwinden“ oder „es bringt mir dann schon Spaß, aber ich habe einfach keine Ambitionen den Sex zu beginnen“.
Halten wir erstmal fest, dass der Akt an sich als schön und lohnend angesehen wird. DAS ist sehr viel Wert (zu dem Thema, was ist, wenn man auch während des Aktes keine Lust verspürt, kommen wir in einem anderen Beitrag). Jetzt müssen wir es nur noch schaffen, den Weg dorthin angenehm zu gestalten.
Und jetzt kommen wir zum Marathonlauf:
Wenn ich (wie schon erwähnt, ziemlich untrainiert) heute zu euch sagen würde: „Morgen möchte ich einen Marathon laufen!“, würdet ihr mich sicherlich für verrückt einstufen. Eure Argumente dagegen wären ziemlich sicher:
- Du bist ja gar nicht trainiert!
- Braucht man dazu nicht eine:n Trainer:in oder zumindest Trainingsplan?
- Weißt du überhaupt, ob Marathon dir Spaß bringt?
- Hast du passendes Equipment?
Und natürlich habt ihr komplett Recht: es macht Sinn, mindestens 3 Monate seinen Körper darauf vorzubereiten und zu trainieren. Und dieses Training rein intuitiv zu machen, ist zwar möglich, aber manchmal lohnt es sich, bestimmte Abläufe zu kennen. Auch zu hinterfragen, ob Marathonlaufen überhaupt der ideale Sport ist oder ob Reiten mir viel mehr Spaß bringen würde. Für welchen Sport ich mich auch entscheide, das Equipment und auch die Umstände müssen passen – reiten ohne einen Pferdestall in der Nähe wird schwierig.
Und was ist jetzt mit dem Sex?
Gehen wir die Punkte mal in Bezug auf den Sex durch:
1. Du bist ja gar nicht trainiert!
Wir gehen davon aus, dass guter Sex einfach so vom Himmel fällt. Wie durch eine Erleuchtung weiß ich, was mir gefällt. Und natürlich kenne ich alle Kommunikationsmöglichkeiten, um mein Gegenüber über meine Vorlieben zu informieren. Aber das muss ja nicht sein, denn durch Allwissenheit, weiß auch mein:e Partner:in, was ich möchte. Hört sich das realistisch an? Eher nicht.
Sex lernt man und wenn ich mich nicht mit meiner Sexualität beschäftige, lerne ich nichts. Es macht also viel mehr Sinn, wenn ich mich täglich mit mir, meinem Körperbild und meiner Sexualität beschäftige. Das muss nicht immer gleich Masturbation sein, es kann auch bewusstes Eincremen nach der Dusche sein. Es kann das Spüren von Stoff auf meiner Haut sein. Es kann der Duschkopf sein, der etwas länger den Intimbereich stimuliert. Versuche täglich zu „trainieren“, um zu lernen und herauszufinden, was dir gefällt und wie. Das täglich zu machen, hilft einem, den Trainingsplan nicht schleifen zu lassen. Sobald du weißt, was dir gefällt, kannst du dies auch einem Partner oder Partnerin mitteilen. Nicht als Vorwurf, nicht verletzend, sondern als Wunsch. Ein idealer Zeitpunkt ist z. B. nach dem Sex, wenn man wohlig warm ineinander gekuschelt dort liegt.
2. Braucht man dazu nicht eine:n Trainer:in oder zumindest Trainingsplan?
Ich hoffe, dass ihr jetzt keinen kleinteiligen Übungsplan erwartet – der Personal Trainer für eure Lust müsst ihr selbst sein. Was ich euch gerne mitgeben möchte ist, dass es helfen kann, wenn man sich mit der Anatomie auskennt.
Wusstet ihr, dass die Klitoris nicht nur eine kleine Perle ist, sondern bis zu 10 cm in den Körper ragt? Außerdem ist sie das einzige Organ, welches einzig allein für die Lust zuständig ist – wie wunderbar ist das!
Oder, dass die männliche Prostata auch von außen über den Damm (der Bereich zwischen Hoden und Anus) stimuliert werden kann? Und, dass Männer auch einen Beckenboden haben, der auch trainiert werden sollte, um z. B. Erektionsproblemen vorzubeugen?
Mit Wissen über euren Körper, könnt ihr anfangen zu experimentieren und auch neue Wege gehen.
3. Weißt du, überhaupt, ob Marathon dir Spaß bringt?
Es gibt so viele Wege, zu einer erfüllten Sexualität zu kommen. Aber es gibt auch viele Gründe, warum man nicht dazu kommt. Nehmen wir wieder den Marathon: bringt mir das Lauftraining so viel Spaß, dass ich es gerne jeden Tag mache? Falls nicht, dann wird es mir schwerfallen beim Marathon Spaß zu haben. Oder brauche ich vielleicht eher einen Sport, den ich in der Gruppe machen kann – vielleicht tanzen? Macht doch mal eine Liste mit Dingen, die ihr aufregend und vor allen Dingen erregend findet und eine Liste mit Dingen, die euch langweilen oder die euch stören. Vielleicht ist es die Routine, vielleicht ist es das unaufgeräumte Schlafzimmer, vielleicht auch die Tatsache, dass man abends einfach vor dem Handy festsitzt – vielleicht schreiben auch einige Erschöpfung. Ja, das kann ich verstehen, aber für die Entspannung vor dem Fernseher hätten wir auch Zeit – also vielleicht ja auch für die Entspannung im Schlafzimmer? (Das lässt einen auch besser schlafen!)
4. Hast du passendes Equipment?
Für einige Sportarten braucht man ziemlich viel Equipment und bei anderen wiederum gar nichts. Trotzdem kennen wir es vielleicht, dass wir oftmals einen Motivationsschub bekommen, wenn wir uns eine neue Yogamatte angeschafft haben.
Auch beim Sex können wir uns einen Motivationsschub von außen holen: neue Dessous, ein neues Toy, eine neue Technik, eine neue Umgebung, eine neue erotische Geschichte – vielleicht auch eine neue Fantasie.
Warum ich euch das jetzt alles hier erzähle? Es kann sein, dass ihr intuitiv alles richtig gemacht habt – vielleicht seid ihr auch ein Naturtalent, aber vielleicht braucht ihr auch ganz einfach ein bisschen lustvolles Training, um ein erfülltes Sexualleben zu haben.
So, ich gehe dann jetzt mal zum Sport …
Lust auf Plattdeutsch? Hier kannst du Birtes Kolumne noch mal anhören!
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