Kategorien: Gesundheit & Wellness
Movember – hast du schon einmal davon gehört? Es ist kein Schreibfehler sondern eine besondere Aktion im November. In diesem Monat lassen sich viele Männer einen Bart stehen. Simon aus unserem Team erklärt in seinem neuesten Beitrag, was es damit auf sich hat und warum er die Aktion so wichtig findet …
Bist du ein Mann oder bist du eine Maus?“, „Ein weißer Indianer kennt keinen Schmerz!“ oder „Jetzt hab dich nicht so!“ – Sprüche, die Eltern in meinem Umfeld damals gern mal rausgehauen haben, um ihren Söhnen zu sagen, dass sie sich bei Schmerzen nicht so anstellen sollen. Aufstehen und weitermachen war die Devise! Ich fand das schon als Kind schlimm, wenn Eltern das zu ihren Söhnen gesagt haben, wenn sie geweint haben – anstatt sie einfach zu trösten. (Ein Dank geht raus an meine Eltern, die so etwas nicht getan haben, sondern mich in den Arm genommen haben.) Was diese Sätze anrichten können, bemerke ich, wenn ich über Aktionen wie den Movember lese.
Wer bei Instagram #movember sucht, findet viele Männer, die sich im Monat November einen Schnurrbart stehen lassen, um auf Männergesundheit aufmerksam zu machen
Movember? Was ist das?
Hierbei handelt es sich um ein Wortspiel aus den Worten Moustache und November. Männer lassen sich in diesem Monat einen Moustache, französisch für Schnurrbart, wachsen, um mit ihrem veränderten Gesicht auf die Männergesundheit aufmerksam zu machen. Der Fokus liegt hier bei vor allem auf Krankheiten wie Prostatakrebs, Hodenkrebs und psychischen Erkrankungen. Weil mir kein Schnurrbart wächst, ich dieses Thema aber dennoch wichtig finde, schreibe ich diesen Artikel. Auch wenn ich eine Sensibilisierung für die Themen Prostatakrebs und Hodenkrebs richtig wichtig finde, möchte ich einmal den Fokus auf das Thema psychische Gesundheit bei Männern lenken – denn das treibt mich schon lange rum.
Männer, mentale Gesundheit und die Medien
Ich folge Louisa Dellert auf Instagram. Als Autorin und Influencerin, die sich unter anderem für Umweltschutz einsetzt, spricht sie viele Themen an, die mich interessieren. In diesem Jahr ist sie an einem Burnout erkrankt und spricht nun auch viel und sehr offen über mentale Gesundheit. Als Louisa letztens wieder in meiner Story auftauchte und darüber sprach, wie viele Menschen und vor allem Männer ihr schrieben, sie solle sich nicht so anstellen, ploppten in mir zwei Fragen auf: Erstens – Männer, muss das sein? Zweitens – Gibt es eigentlich auch Medien, die sich mit mentaler Gesundheit bei Männern auseinandersetzen.
Louisa Dellert redet spricht auf ihrem Instagram-Kanal ganz offen über ihre mentale Gesundheit und zeigt transparent, wie Männer und Frauen darauf reagieren.
Männer, muss das sein?
Nein, das muss nicht sein. Wir müssen nicht darüber sprechen, dass Hass und Hetze im Internet sowieso unter alle Würde ist und ich möchte jetzt auch nicht über Männlichkeit allgemein sprechen, aber eine Sache ist mir wichtig: Männer, es ist gut über Gefühle zu sprechen und diese auch zu zeigen. Anstatt sich über Louisa Dellert aufzuregen, geht raus in die Welt und redet mit euren Bros, Kumpels, Kollegas, Diggas, Freunden oder wie ihr sie sonst auch immer nennen wollt über eure Gefühle. Es tut gut sich darüber auszutauschen und es hält am Ende auch gesund. Und dies ist nur ein Tipp von fünf der Movember-Bewegung. Tauscht euch über eure Ängste aus oder darüber wie es ist auf einmal Vater zu sein. Ihr werdet merken, wie gut das tut und dass ihr nicht allein seid. Übrigens ihr dürft eure Gefühle sogar zeigen. Ich bin immer noch überrascht, wie es einigen Männern schwerfällt, sich zur Begrüßung zu umarmen. Vergesst die Sätze, die euch in der Kindheit gesagt wurden. Lasst den weißen Indianer, Indianer sein (mit der politischen Korrektheit nahm man es in den 90ern nicht so ernst) und lasst Männer auch mal Mäuse sein. Passt auf euch gegenseitig auf, sprecht es an, wenn ihr bemerkt, dass es eurem Freund nicht gut geht. Redet mit euren Freunden, aber auch mit euren Partner:innen über eure Bedürfnisse. Es tut so unglaublich gut!
Medien und mentale Männergesundheit
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Weitere InformationenDas kurze Video von ZEIT Online fasst es gut zusammen, warum beispielsweise Depressionen bei Männern häufig unerkannt bleiben. Es ist mir schon oft aufgefallen, dass Männer anscheinend keine Psyche haben. Schauen wir zum Beispiel ins Zeitschriften-Regal: eine ganze Reihe an Magazinen in bunten Farben, einige sogar mit Glitzer, die sich um die mentale Gesundheit, die Emotionen und die Achtsamkeit von und für Frauen drehen. Und wir Männer? Gesundheit ist uns wichtig: „Muskelaufbau“, „gesunde Ernährung zum Muskelaufbau“, „Wie gelingt mir Muskelaufbau, damit der Sex gut ist?“, vielleicht noch „Wie ich mental stark bin, damit mir der Muskelaufbau gelingt und ich sie am Ende ins Bett bekomme“. Gefühle, Bedürfnisse und Ängste bei Männern: Fehlanzeige. Schade! Ich würde mich wirklich über ein Magazin mit Rezepten und Handwerker-Tipps sowie Geschichten vom Vatersein und Wissen über mentale Gesundheit freuen. Ich würde es sogar abonnieren. Danke also an die Initiatoren des Movembers, die wenigstens im November darauf aufmerksam machen, dass Männer auch eine Psyche haben. Schön wäre es, wenn wir diese Psyche auch das ganze Jahr über ausleben könnten.
Dürfen wir Männer uns überhaupt beklagen?
Auch wenn wir Männer uns in vielen Bereichen des Lebens nicht über Benachteiligungen beschweren können, sind wir beim Thema mentale Gesundheit echt unterentwickelt und benachteiligt. Aktionen wie der Movember führen uns das vors Auge. Doch dürfen wir Männer uns überhaupt darüber beschweren, weil wir ansonsten ja echt privilegiert sind. Ich meine ja. Denn wenn wir lernen über unsere Gefühle und Bedürfnisse zu sprechen, bleiben wir nicht nur gesünder, sondern so lernen wir auch mit unseren Konflikten viel besser umzugehen. Das kommt uns dann uns allen zugute. Jeder von uns verdient eine gute mentale Gesundheit: egal, ob Mann, Frau oder einfach nur Mensch. Lasst uns daran arbeiten!
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