Wir lassen die Community zu Wort kommen. In unserer neuen Rubrik „Dorfgeflüster“ finden Geschichten und Themen Raum, die eher nicht auf den Titelseiten stehen, aber dennoch einen Platz in unseren Leben einnehmen. Im neuesten Beitrag erzählt dir die Autorin von ihren persönlichen Erfahrungen mit Schönheitseingriffen. Außerdem verrät sie dir, ob man auf dem Land darüber redet oder nicht …

Irgendwann ist er da, der Tag, an dem man verschlafen vor dem Badezimmerspiegel steht und sich vornimmt, der fremden Person auf keinen Fall die Zähne zu putzen. Was ist passiert? Wo ist die Luft aus dem Kinn geblieben und woher zum Teufel kommen die Krähenfüße? Die Falten über dem Mund sahen doch sonst anders aus und dabei habe ich noch nicht einmal meine Brille aufgesetzt.  

Puh – Großbaustelle unter 50. Ich hatte mal gehört, man sollte besser nur auf dem Rücken schlafen, alles andere würde das Entstehen dieser fiesen Zeitzeugen nur unterstützen. Okay, ich bin nachts eigentlich ein „Lakenwühler“ aber eingekesselt zwischen mehreren eng an den Körper gepressten Kissen geht’s – hat so ein bisschen was von Bällebadfeeling – eben nur mit Kissen, aber – oh Wunder – ich bleibe auf dem Rücken liegen. Sehe allerdings am nächsten Tag aus wie immer – hmpf. 

Guter Rat ist teuer

In den einschlägigen Fachzeitschriften beim Friseur oder Zahnarzt antworten die Promis, die mit 47 noch wie Mitte 30 aussehen, der rosige Teint komme von der frischen Luft und die aufgepolsterten Wangen vom Wasser trinken – aha.

Ich habe einen Hund, der wirklich regelmäßig mit mir an die frische Luft kommt, aber mein Teint ist eher so blass, dass auch ja alle Pigmentflecken im Gesicht gut erkennbar sind – vielen Dank dafür. Ich machte mich also auf den steinigen und beschwerlichen Weg und hatte das Ziel, die beste optische Version meiner selbst zu werden. 

„Ich war verwirrt bei der Vielfalt von Cremes im Drogeriemarkt und kaufte zunächst die viel versprechenden und hübschen Verpackungen.“

Zunächst einmal habe ich das unmittelbare Umfeld abgecheckt und Recherche betrieben. Ich war verwirrt bei der Vielfalt von Cremes im Drogeriemarkt und kaufte zunächst die viel versprechenden und hübschen Verpackungen. Meine Haut und ich waren maximal irritiert, der Hautarzt sagte noch: „Überpflegt“. Okay, jetzt weiß ich also, dass eine Gesichtsmaske pro Tag doch zu viel ist.

Die Informationen im Internet waren so vielfältig und ich landete bei der umfassenden Aussage: bei tiefer liegenden Falten sind Injektionen mit Botox, Kollagen oder Hyaluron sinnvoll. Hochkonzentrierte Peelings oder hautstraffende Operationen würden auch gehen. Soviel geballtes Fachwissen hatte ich selber schon. 

Ich fand dann tatsächlich eine Bekannte, die jedes Mal beim Einkaufen frischer und rosiger aussah. Ich ahnte, hier könnte ich bei der richtigen gelandet sein. Sie erzählte mir von „Nico“, dieser betreibt mit seiner Frau im Randgebiet von Hamburg ein Studio, Schwerpunkt: Ästhetik, Filler, Ultracool (Fadenlifting) und Permanent-Make-Up.

„Ich stellte den Kontakt her und die ersten Faltenfotos tauschten den Besitzer, er war ganz zuversichtlich, das würden wir schon in den Griff bekommen, es gäbe da viele Möglichkeiten.“

Ich spürte schon: das wird mein Studio des Vertrauens. Bei meinem Gegenüber hatte man dort schließlich tolle Arbeit geleistet.

Das „erste Mal“

Ich stellte den Kontakt her und die ersten Faltenfotos tauschten den Besitzer, er war ganz zuversichtlich, das würden wir schon in den Griff bekommen, es gäbe da viele Möglichkeiten. Ich schob den Termin extra so, dass mein Weihnachtsgeld vorher ausgezahlt wurde. Denn da brauchen wir uns nichts vormachen: eine Creme kaufen war erheblich günstiger.  

2019 war mein „erstes Mal“, bei dem ich mir Hyaluron in die Plisseefalten über den Mund spritzen lassen habe. Mittels einer leichten Betäubungscreme wird der entsprechende Bereich etwas schmerzunempfindlich gemacht und dann geht es los. Wenn am Ende dann noch ein paar Tropfen in der Kanüle über sind, kann man bestimmen, wo der Rest platziert werden soll. Ich habe meine schmale Oberlippe gewählt – das war eine weise Entscheidung. Ich bin heute noch zufrieden, gezahlt hatte ich damals 330 Euro. Der Preis ist noch aktuell. 

Runde zwei

Ich nahm wieder Kontakt zu Nico auf, aber auf die Frage, was denn gemacht werden sollte, antwortete ich mit: „Schauen wir mal.“ Diesmal wurde es die Nasobialfalte, wieder mit Hyaluron.

Ich hielt den Kreis meiner Mitwisser stets winzig klein, denn ich hatte die Erfahrung gemacht, dass ein Gespräch rund um den neuen Gülleverschlaucher in der Familie mehr Entzücken auslöste, als die Thematik Injektionen in die Stirn jemals vermochte. 

„Ich freute mich jedoch umso mehr, als zwei Freundinnen unabhängig voneinander meinten, ich würde so anders aussehen.“

Ich freute mich jedoch umso mehr, als zwei Freundinnen unabhängig voneinander meinten, ich würde so anders aussehen. Ob denn vielleicht die Haare anders geschnitten worden wären, oder aber die Brille neu wäre. An dieser Stelle reicht es wohlwissend wie die Queen zu lächeln und mit den Schultern zu zucken. Einige meiner Mädels haben sich inzwischen Retinol, Botox und Hyaluron spritzen lassen. Wobei Botox mit 430 Euro am teuersten und einer Haltbarkeit von nur einem halben Jahr, am kürzesten sichtbar war.

Bis zum nächsten Weihnachtsgeld …

Ich habe letztes Weihnachten eine Freundin nunmehr zu Nico begleitet und nur zugesehen. Das war ein Fehler, denn es sieht relativ fiese aus, wenn eine Nadelspitze unter der Haut versucht, sich Platz zu schaffen, um dann hier den entsprechenden Stoff „abzulegen“. Zufrieden waren wir alle – jedes Mal.

„Herausposaunt hat es keine, denn die Sprüche wie „Falten gehören zum Alter dazu“ wollten wir uns ersparen.“

Herausposaunt hat es keine, denn die Sprüche wie „Falten gehören zum Alter dazu“ wollten wir uns ersparen. Manchmal, so nach zwei bis drei Aperol – wenn die Zunge anfängt ein Eigenleben im Babylon zu entwickeln – rutscht es raus, aber ich gehe davon aus, dass es die meisten am nächsten Tag dann vergessen haben.

Inzwischen hatte ich, kurz bevor die magische fünf in meiner Altersangabe erscheint, einen neuen Entschluss gefasst: Meine Lippen sind zwar immer noch in einer schönen Form, aber sehr blass und fade. Ich wollte mir selber ein Permanent-Make-Up schenken. Ich hatte mich für ein Kosmetikstudio in einer größeren Stadt entschieden und mich beraten lassen. Leider ahnte keiner von uns beiden, dass ich wohl ziemlich herpesanfällig bin. Ich sah tagelang so aus, als wenn ich in das Mähwerk eines Häckslers geraten wäre. Soviel Herpes oben, unten, links und rechts am Mund – es war schockierend.

Das Ganze geht in drei Wochen beim Nachstechtermin in Runde zwei, allerdings bin ich jetzt schwer bewaffnet mit Lysin, Zink und hochdosiertem Vitamin C. Das Ganze soll dann wohl als Prophylaxe helfen. Ich habe meinen Mann auch noch bequatscht, mir ein Microblading für die Augenbrauen zum Geburtstag zu schenken (im Doppelpack gab es einen Special-Preis: 650 statt 760 Euro). Dann bin ich aber auch wirklich fertig – zumindest bis zum nächsten Weihnachtsgeld …

Merkt euch: Jede:r sollte selber entscheiden, wo und wann man der Natur etwas ins Handwerk pfuschen möchte. So richtig furchtbar wird es morgens erst, wenn der Spiegel sich wegdreht.

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