In unserer neuen Rubrik „Dorfgeflüster“ liest du Geschichten aus dem Leben. Hier lassen wir Menschen aus unserer Community zu Wort kommen. Im nächsten Beitrag erfährst du, wie und ob ein Kind die Beziehung retten kann …

Unser Weg begann im Mai 2018 als man meine erste Schwangerschaft – eine Eileiterschwangerschaft – leider in der zehnten Woche mit einer Not-OP beenden musste. Ich machte mir Vorwürfe und fragte mich, was wohl mit meinem Körper nicht stimmte. Von meinem Partner erntete ich nur wenig Verständnis. Er war einfach nur froh, dass ich die Operation gut und vor allem ohne körperliche Folgen überstanden hatte. Er konnte mich da nicht aus meiner depressiven Verstimmung holen.  

„Irgendwie entfernten wir uns voneinander. Während ich mich nach Halt und Verständnis sehnte, stürzte er sich noch mehr in seine Arbeit.“

Irgendwie entfernten wir uns voneinander. Während ich mich nach Halt und Verständnis sehnte, stürzte er sich noch mehr in seine Arbeit. Diese Flucht war seine Art, mit den Geschehnissen umzugehen. Kurz darauf begann ich bei uns im Ort einen Nebenjob im Service. Das brachte mir die ersehnte Ablenkung und ich fühlte mich endlich wieder gebraucht und wertvoll.

Der andere Mann aus Südtirol

An einem Abend lernte ich einen Gast aus Südtirol kennen. Er war charmant, suchte das Gespräch mit mir, machte mir Komplimente, hörte mir zu. Genau das, was mein kaputtes Selbstwertgefühl in diesem Moment brauchte. Wir tauschten Nummern aus. Und tatsächlich, bereits am nächsten Morgen hatte ich die erste Nachricht auf dem Handy. Ich ließ sie ein paar Tage unbeantwortet stehen, weil mich doch irgendwie das schlechte Gewissen plagte.

Mein Partner war unter der Woche meist geschäftlich unterwegs. Ich fühlte mich oft so einsam und verloren, vor allem seit wir uns vermeintlich voneinander entfernt hatten. So kam es, dass ich die Nachricht eines Abends doch beantwortete und die Sache nahm ihren Lauf. Wir schrieben mehrmals die Woche, ja oft sogar mehrere Stunden am Abend. Die Konversation fühlte sich so leicht an und machte mich schlichtweg glücklich.

„Langsam kam ich über meinen Schmerz des verlorenen Kindes hinweg. Nach dreimonatigem Kontakt fuhr ich spontan über das Wochenende nach Südtirol.“

Langsam kam ich über meinen Schmerz des verlorenen Kindes hinweg. Nach dreimonatigem Kontakt fuhr ich spontan über das Wochenende nach Südtirol. Die Beziehung mit meinem Partner lief immer noch auf Sparflamme und mir war danach, einfach mal aus meinem Alltag auszubrechen. So kommunizierte ich das auch mit meiner Familie. Ehrlich gesagt wollte ich aber herausfinden, was das zwischen mir und diesem Südtiroler denn nun wirklich ist. Ein belangloser Flirt? Oder doch mehr?

So startete ich also Freitagmittag meine vierstündige Reise ins Ungewisse. An das Gefühl erinnere ich mich noch ganz genau. Ich war so aufgeregt. Spätabends erreichte ich meine Ferienwohnung und wurde herzlich von der Vermieterin empfangen. Ich verliebte mich sofort in diesen kleinen Ort, ging auf den schneebedeckten Berg wandern und führte tolle Gespräche mit den Vermietern der Ferienwohnung. Ja, ich hatte zwei wunderschöne Tage dort. Und klar, ich traf mich natürlich auch mit IHM.

Ein Ausflug mit Folgen

Wir verabredeten uns auf ein paar Getränke in der örtlichen Pizzeria. Die Gespräche waren wie immer: charmant, witzig, einfach angenehm. Aber irgendwie auch anders. Kein Kribbeln im Bauch, kein Verlangen nach mehr. Ich hatte meine Antwort also gefunden.

Am Sonntagabend trat ich meine Reise in die Heimat an. Er suchte nach unserem Treffen weiterhin den Kontakt. Aber für mich war es nicht mehr wie zuvor. Ich antwortete immer spärlicher, bis ich den Kontakt nach ein paar Wochen komplett abbrach. Ich wusste wieder, wo mein Herz hingehört.

„Eines Morgens stellte er mir plötzlich komische Fragen. Mir lief es eiskalt den Rücken herunter.“

Das wirkte sich auch positiv auf meine Beziehung aus. Wir redeten viel über das Geschehene und schmiedeten Pläne für unsere Zukunft. Eines Morgens stellte er mir plötzlich komische Fragen. Mir lief es eiskalt den Rücken herunter. Obwohl wir wieder auf einem guten Weg waren, hatte er ein komisches Gefühl und mein Handy kontrolliert. Der Chatverlauf mit dem Südtiroler war noch nicht gelöscht, auch wenn es für mich schon längst erledigt war.

Es folgte eine ganz unschöne Woche. Wir stritten, weinten, es flogen die Fetzen, wir hielten Funkstille, bis wir uns wieder anschrien. Er wollte mich vor die Türe setzen. Nach diesem Vertrauensbruch gäbe es für uns keine Zukunft mehr. Ich versuchte ihm alles zu erklären, mich zu verteidigen. Aber gleichzeitig hatte ich natürlich Verständnis für seine Reaktion. Ich hatte ihn betrogen. Wenn auch nicht körperlich. So einen Vertrauensbruch hält keine Beziehung aus. Da war ich mir sicher.

Herzlichen Glückwunsch, sie sind schwanger!

Am Montag darauf hatte ich einen Termin bei meinem Frauenarzt. Herzlichen Glückwunsch, sie sind schwanger! Im ersten Moment kullerten riesige Freudentränen über meine Wagen. Mein Körper kann es doch. Ein Baby. Mein sehnlichster Wunsch geht in Erfüllung! Und gleichzeitig war da diese Angst. Muss ich das nun alles alleine durchstehen?

Ich wünschte mir immer eine große Familie. Wie erkläre ich meinem Kind denn einmal, dass ich schuld daran bin, dass es nicht in einer heilen Familie aufwachsen darf? Zwischenzeitlich war die Verzweiflung so groß, dass ich sogar über einen Schwangerschaftsabbruch nachdachte.

Ich machte die Sache ein paar Tage mit mir alleine aus, bis ich den werdenden Papa einweihte. Aufgrund der Umstände fiel das Ganze recht kühl aus. Irgendwann fassten wir den Entschluss, dass wir es versuchen wollten. Dem Kind zuliebe, welches schließlich nichts dafür kann.

Die meiste Zeit gelang uns das auch wirklich gut. Und doch trugen wir manchmal heftige, verbale Kämpfe aus. Ich hoffte immer nur, dass die Kleine in meinem Bauch von diesem emotionalen Stress möglichst wenig mitbekommt. Die Geburt war die langersehnte Erlösung. Endlich konnten wir dieses Kind der Liebe, unsere Rettung, in den Armen halten.

Glück und Schmerz

Mittlerweile ist unser Glückskind drei Jahre alt und hat bereits eine einjährige Schwester bekommen. Wir sind sehr glücklich über diese beiden Geschenke Gottes. Ich möchte behaupten, dass wir es meistens hinbekommen, gute Eltern zu sein. Ja, wir lieben uns! Und gleichzeitig ist dieser doofe Ausrutscher nach wie vor präsent. Jeder Streit endet seinerseits mit der Argumentation „du hast mich doch betrogen!“. Das zeigt mir, wie schwer ich ihn damit verletzt habe.

„Ja, wir lieben uns! Und gleichzeitig ist dieser doofe Ausrutscher nach wie vor präsent.“

Er wird es mir nie verzeihen können. Das verlange ich auch gar nicht von ihm. Und trotzdem würde ich es gerne mal hinter mir lassen. Er eigentlich auch, sagt er. Aber manchmal überrennt ihn diese Wut und der Schmerz einfach und es muss rausgeschmettert werden.

So bleibt mir nur, die Gefühlsstürme auszuhalten, vor allem auch für unsere Mädels. Sie sollen sorgenfrei aufwachsen dürfen und von diesen Altlasten verschont bleiben.  

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