Kategorien: Natur & Umwelt

Grillen gehört gefühlt schon seit Ewigkeiten zu den Lieblingsbeschäftigungen der Deutschen im Sommer. Aber wie sieht die Umweltbilanz eines gemütlichen Grillabends aus? Unsere Kolumnistin Jana hat sich damit auseinandergesetzt, ob man eigentlich nachhaltig grillen kann.

Drei Dinge, die einen Sommerabend perfekt machen: Sonnenschein bei 25 Grad, ein Glas Aperol Spritz und ne leckere Grillwurst. Den Grill spontan anzuschmeißen und mit Freunden und Familie gemütlich auf Balkon oder Terrasse zu sitzen: Das ist für mich la nordisch Sommer-Vita. Sein Essen über dem Feuer zuzubereiten hat so etwas Natürliches, Ursprüngliches. Das kann doch nur nachhaltig sein, oder?

Kohle ist nicht gleich Kohle

Die „echten“ Griller schwören auf Holzkohle. Gas- oder Elektrogrill werden gerne mal schräg angeguckt. Nun gut, das mit dem Raucharoma kann ich schon verstehen. So ein Gasgrill ist aber dennoch echt praktisch, wenn die hungrigen Gäste nicht erst eine halbe Stunde lang warten müssen, bis die Kohle auch mal soweit ist. Doch was ist denn jetzt eigentlich die umweltfreundlichste Variante?
Ich habe einfach mal bei der Verbraucherschutzzentrale Schleswig-Holstein nachgefragt und bekam prompt eine Antwort: „Gas-, Solar- und Elektrogrills haben eine bessere Umweltbilanz als Holzkohlegrills“, erklärt mir die Referentin für Lebensmittel und Ernährung Levke Schwanz. Doch generell verteufeln möchte sie die klassischen Grillmeister nicht. Es komme nämlich viel mehr darauf an, was wir auf den Grill legen bzw. darunter. Kohle ist nämlich nicht gleich Kohle. In einem Sack befänden sich meist verschiedene Hölzer – darunter häufig auch solche aus subtropischen oder tropischen Wäldern. Und die sind ein wichtiger Faktor für den Schutz des Weltklimas und der Artenvielfalt, für unsere Grillfeste also absolut ungeeignet. Zudem würden diese Wälder oftmals illegal gerodet – nichts mit nachhaltiger Holzwirtschaft also.

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Fotos: Jana Walther (4)

Helfen Siegel bei der Entscheidung?

Aber woran erkenne ich denn überhaupt, ob Tropenholz in meiner Kohle steckt? Hier kommen mal wieder die Siegel ins Spiel. Die Verbraucherschutzzentrale empfiehlt, Grillkohle sowie -briketts aus Deutschland zu kaufen und auf Zeichen für nachhaltige Waldwirtschaft zu achten. Dazu gehört zum Beispiel das FSC-(Forest Stewardship Council) oder das Naturland-Siegel. „Beide kennzeichnen Holzprodukte, die aus einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung stammen“, so die Expertin. Doch zu hundert Prozent verlassen könne man sich darauf leider auch nicht. Aktuelle Untersuchungen von Öko-Test zeigen auf, dass es im Einzelfall zu falsch ausgezeichneter Kohle kommen kann, weil die in die EU importierte Holzkohle nicht kontrolliert werden muss.

Olivenkerne statt Holzkohle

Gibt es also eine Alternative zu klassischer Holzkohle? Zum Glück ja! Olivenkerne funktionieren mindestens genauso gut und hierfür musste garantiert kein tropischer Baum abgeholzt werden. Besser noch: Olivenkerne sind ein natürliches Abfallprodukt bei der Pressung von Olivenöl und bekommen so noch eine sinnvolle Verwendung. Weitere mögliche Alternativen seien laut Verbraucherschutzzentrale Maisspindeln oder Kokosnussschalen.

DIY-Grillanzünder aus Fichtenzapfen

Auch zum klassischen Grillanzünder gibt es eine umweltfreundliche Variante, die ich auf Pinterest entdeckt habe. Einfach im Sommer ein paar Fichtenzapfen sammeln, trocknen und mit einem Paketband umwickeln. Zeitungspapier um die Zapfen legen, Wachs in einem warmen Wasserband flüssig werden lassen und über den Zapfen gießen, aushärten lassen und voilà: Fertig ist der nachhaltige Grillanzünder! (Kann man übrigens auch gut für den Kaminofen verwenden.)

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Alufolie kommt mir nicht mehr auf den Grill

Neben Kohle aus Tropenhölzern sollten wir auch auf Alufolie verzichten, erfahre ich bei meiner Recherche zu dieser Kolumne und fühle mich selbst ein wenig ertappt. Habe ich doch jahrelang meinen legendären Feta-Käse mit Zwiebeln, Tomaten und Kräuter in Alufolie gewickelt und auf den Grill gelegt. Das Material sei laut der Kieler Verbraucherschutz-Expertin extrem energieaufwendig in der Produktion und natürlich unnötiger Müll. Außerdem könne es sogar gesundheitsschädigend sein: „In Verbindung mit Salz oder Säure kann Aluminium auf das Lebensmittel übergehen.“ Nachhaltige Alternativen, in die ich meinen Käse künftig packen kann, sind wiederverwendbare Grillschalen aus Edelstahl sowie Bratplatten aus Metall oder Speckstein. Gusseiserne Pfannen funktionieren natürlich auch. Was ganz oben auf meiner Experimentierliste steht: Kohlblätter als Ersatz für die Alufolie.

Bei der Frage nach einer umweltfreundlichen Grillparty muss es natürlich auch darum gehen, was nun eigentlich alles auf das Rost gelegt wird. Tierschutz und Grillgenuss? Das geht meiner Meinung nach zusammen. Denn auch beim Grillen lautet die Devise: weniger ist mehr und Qualität vor Quantität. Niemand braucht Fleischmassen auf dem Teller, bei denen am Ende des Abends noch eine große Portion Würstchen und Nacken übrigbleibt, die am nächsten Tag keiner mehr essen will. Dass ich regional und aus vernünftiger Tierhaltung einkaufe, ist für mich natürlich ebenfalls gesetzt. Außerdem landet bei mir auch immer reichlich Gemüse auf dem Grill. Grüner Spargel, Aubergine, Zucchini und Pilze eignen sich besonders gut. Vorher am besten mit Olivenöl bestreichen. Den neusten Clou habe ich vor Kurzem bei einer Freundin entdeckt: Einfach mal eine Portion Kartoffeln direkt in die Glut legen. Das ist nicht nur umweltfreundlich, sondern dank des rauchigen Aromas auch richtig lecker. Guten!

Hier kannst du Janas Beitrag noch einmal auf Plattdeutsch anhören:

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