Kategorien: Natur & Umwelt

Klönstedt-Grafik mit Illustration von Kosmetika

Welche Kosmetikprodukte benutzen wir eigentlich täglich im Badezimmer – beziehungsweise welche Stoffe lassen wir unbedarft an unsere Haut? Klönstedt Kolumnistin Jana hat für uns mal genauer hingeschaut.

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itandioxid, Acrylates Crosspolymer, Polyethylen – ich wette, diese drei Begriffe sagen euch allen nichts. Ging mir ganz genauso, bevor ich die Kosmetikprodukte in meinem Badezimmer mal unter die Lupe genommen habe. Mit der App „ToxFox“ vom BUND bewaffnet, habe ich mich daran gemacht, genauer hinzuschauen, was da alles in Seife, Duschgel und Co. so drin ist. Kurz das Produkt gescannt und schon bekomme ich Informationen über die Inhaltsstoffe. Das Ergebnis: erwartbar, aber gleichzeitig erschreckend. Fast überall in meinen herkömmlichen Kosmetikmitteln enthalten: Schadstoffe und Mikroplastik – also umweltschädliche Stoffe, die ich mir tagtäglich ins Gesicht schmiere.

Titandioxid steht im Verdacht, Krebs zu erregen. Ich habe es in meiner Zahnpasta gefunden. Acrylates Crosspolymer ist ein langlebiger Kunststoff. Ich habe ihn in meiner Handcreme entdeckt. Polyethylen ist ebenfalls ein Kunststoff, der sich in meinem teuren Designerlippenstift versteckt.

Mikroplastik im menschlichen Körper nachgewiesen

Als ich im Frühjahr dieses Jahres in den Medien las, dass zum ersten Mal Mikroplastik im menschlichen Blut nachgewiesen wurde, war das mal wieder so ein Aufwach-Moment. Schlimm genug, dass wir seit Jahren wissen, dass unsere wunderschönen Meere damit belastet sind. Vermutlich war es aber nur eine Frage der Zeit, bis es den Weg in unseren Körper findet. Schätzungen der Weltnaturschutzorganisation IUCN (International Union for Conservation of Nature) zufolge landen mehr als 3 Millionen Tonnen Mikroplastik jedes Jahr in unserer Umwelt, 1,5 Millionen Tonnen davon in Gewässern.

Mikroplastik: Das sind winzig kleine, fast unsichtbare Kunststoffteilchen. In der Kosmetik werden sie oftmals in Peelings und Zahnpasta eingesetzt, denn sie haben eine scheuernde und polierende Funktion. Sie werden aber auch als Binde- oder Füllmittel verwendet. Über Waschbecken, Badewanne und Dusche gelangen diese Stoffe dann zunächst über das Schmutzwasser in die Kläranlagen. Da diese die Kleinstpartikel nicht herausfiltern können, wandern sie weiter in den Klärschlamm und in das geklärte Wasser der Abwasseranlage, das in Flüsse oder über direkten Zulauf ins Meer geleitet wird – und so werden sie dann von Tieren aufgenommen.

Auf Naturkosmetik umstellen

Wieder zurück in meinem Badezimmer. Die meisten meiner Pflege- und Make-Up-Produkte kaufe ich tatsächlich schon lange von Naturkosmetiklinien. In reinen Naturkosmetikprodukten dürfte keinerlei Mikroplastik drinstecken. Ich mache noch mal den Test und die App bestätigt die Vorgabe. Puhh, immerhin! Doch Zahnpasta, Haarshampoo und Make-up kaufe ich noch immer außerhalb der Naturkosmetik-Bubble. Und da lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Langfristig werde ich wohl alle meine Produkte auf reine Naturkosmetik umstellen. Dann bin ich auf jeden Fall sicher, dass ich kein Mikroplastik an und in meinen Körper lasse.

Der Test im Drogeriemarkt

Ich mache mich noch mal auf in die bekannten Drogerie-Märkte, um in Ruhe einige Produkte zu durchleuchten. Beherzt schnappe ich mir Duschgel und Lotion, die damit werben, vegan und frei von Tierversuchen zu sein. Die App leuchtet dennoch rot auf, denn vegan bedeutet nicht automatisch frei von Mikroplastik. Und weil ich schon dabei bin, nehme ich mir gleich noch mal ein paar weitere Produkte aus den Regalen vor. Immer wieder treffe ich auf schädliche Inhaltsstoffe. Sogar beim Babypflegeshampoo gibt es ein dickes Ausrufezeichen in der App. Doch eine positive, überraschende Erkenntnis habe ich am Ende auch: Die Eigenmarken schneiden verhältnismäßig gut ab. Zehn Mal zugegriffen, neun Mal grünes Licht.

Verbot von Mikroplastik

Mein Fazit nach dem Besuch in der Drogerie: Mikroplastik ist in unserer Kosmetik viel zu häufig enthalten. Aber warum wird der Einsatz dann nicht verboten? Ich habe mal nachfragt. Vom schleswig-holsteinischen Umweltministerium heißt es, dass das Bundesumweltministerium eine europäische Lösung anstrebe. In Deutschland habe man daher zunächst auf eine Selbstverpflichtung der Hersteller gesetzt – sprich ein freiwilliger Verzicht. Aha. Und das soll funktionieren? „Eine unabhängige Überprüfung steht derzeit noch aus“, antwortet mir ein Sprecher aus dem schleswig-holsteinischen Umweltministerium. Schweden und Großbritannien hat das mit der gemeinschaftlichen europäischen Lösung übrigens zu lange gedauert. Sie haben sich für einen Alleingang entschieden. Dort wurde Mikroplastik bereits komplett aus der Kosmetik-Industrie verbannt.

Klar, so ein Verbot würde das Problem in Deutschland sicherlich eindämmen. Aber wenn wir so lange darauf warten müssen, sollten wir – die mündigen Verbraucher:innen – es eben selbst in die Hand nehmen. Schließlich können wir bei jedem Kauf entscheiden, was bei uns im Badezimmerschrank landet und was eben nicht.

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