Kategorien: Natur & Umwelt
Dass in Biogasanlagen auf landwirtschaftlichen Betrieben aus nachwachsenden Rohstoffen Strom produziert wird, wissen vermutlich viele. Wie genau das funktioniert eher nicht. Dorothee erklärt in ihrer neuen Kolumne, was es damit auf sich hat.
Sicherlich hast du dich schon gefragt, wie ein landwirtschaftlicher Betrieb ein Dorf mit Wärme versorgen kann und, ob das sinnvoll ist. In diesem Beitrag möchte ich dir das ein bisschen genauer erklären. Dazu muss ich etwas ausholen: 2004 wurde die Stromproduktion aus Biogas als ein wichtiger Baustein zur Abkehr von Atomstrom eingeschätzt. Es spielte eine große Rolle, dass bei dieser Stromproduktion keine Rohstoffe wie Kohle oder Gas verbraucht werden, sondern der Strom aus nachwachsenden Rohstoffen, wie z. B. Gras, Zuckerrüben oder Mais produziert wird. Ein weiterer Gedanke war, die anfallende Gülle und Mist aus der Tierproduktion auch darüber zu verwerten.
Landwirtschaft funktioniert in Kreisläufen
Nach einigen Überlegungen haben wir uns dazu entschlossen, in die Biogasproduktion einzusteigen, und speisen seit April 2005 Strom ins öffentliche Netz ein. Der Rohstoffmix, mit dem unsere Biogasanlage „gefüttert“ wird, besteht aus 35 - 40 % Gülle, die bei unserer Bullenmast entsteht. Außerdem mischen wir Mais und Zwischenfrüchte dazu. Unter Wärmeeinwirkung produzieren dann Bakterien aus diesem Gemisch das Methangas, das in einem Motor zu Strom umgewandelt wird. Bei diesem Prozess fällt als erstes Nebenprodukt ein hochwertiger Dünger an, der als Gärrest bezeichnet wird. An dieser Stelle wird deutlich, dass die Landwirtschaft in Kreisläufen denkt, denn der Gärrest wird als Naturdünger wieder den Pflanzen des nächsten Jahres zugeführt. Ein großer Vorteil des Gärrests ist seine Geruchsneutralität.
Gärreste als wertvoller Naturdünger
Bei der Frühjahrsbestellung in der Landwirtschaft spielt der Gärrest als ein Naturdünger eine große Rolle. Ab Mitte Februar düngen wir je nach Witterung unsere Getreidebestände (Roggen). Wir bauen Roggen als Futterroggen für die örtliche Genossenschaft und als Zwischenfrucht für die Biogasproduktion an. Mit der sogenannten Schleppschuhtechnik, die sich hinter dem Güllefass befindet, wird der Gärrest in den Boden eingearbeitet und steht dann den Pflanzen zum Wachstumszeitpunkt zur Verfügung.
Außerdem bringen wir den Gärrest ab Mitte März auf unsere gepflügten Kartoffelflächen aus. In diesem Jahr haben wir unsere vorgekeimten Pflanzkartoffeln am 17. März in den Boden gelegt und dann mit einem Vlies und Folie zur Ernteverfrühung abgedeckt.
Gesicherte Wärmeversorgung
Das zweite Nebenprodukt der Prozesse in einer Biogasanlage ist die Abwärme des Motors, die bei der Umwandlung des Methangases in Strom anfällt. Für diese gilt es, sie sinnvoll zu nutzen. Das sieht bei uns folgendermaßen aus: Ein Teil der Abwärme benötigen wir für die Aufheizung unserer Behälter, in denen der Biogasprozess abläuft. Weiterhin wird unser Motor immer auf eine bestimmte Betriebstemperatur gehalten, um Kaltstarts zu vermeiden, die einen Motorverschleiß begünstigen würden.
Außerdem haben wir schon 2005 begonnen, mit der Abwärme ein Fernwärmenetz für die Wärmeversorgung von uns und Fremdkunden aufzubauen. Seit dem Umbau 2021 zu einem „Speicherkraftwerk“ haben wir die Möglichkeit, das Methangas und warmes Wasser zu speichern, damit wir in der Lage sind, eine gesicherte Wärmeversorgung anzubieten. Unsere Abwärme wird dann zum Ersatz für die fossilen Rohstoffe, die momentan durch die europäischen Sanktionen gegen Russland nur sehr begrenzt bzw. wenn überhaupt noch zur Verfügung stehen.
Speicherkraftwerk kann Schwankungen ausgleichen
Wir haben zudem einen zweiten Motor installiert. Beide Motoren werden durch einen Stromvermarkter ferngesteuert, der den Motor nur in Betrieb nimmt, wenn wirklich eine Stromknappheit im Markt herrscht. Dies ist vor allem der Fall, wenn keine Wind- und Sonnenenergie ins Stromnetz eingespeist wird. In diesem Moment bietet unser Speicherkraftwerk die Möglichkeit, relativ kurzfristig diese Schwankungen auszugleichen. Denn eine gleichbleibende Spannung im Stromnetz ist elementar wichtig.
Wenn du noch Fragen zur Biogasproduktion hast, schick gerne eine Mail an info@kloenstedt.de. Ansonsten freue ich mich schon darauf, dir in meiner nächsten Kolumne mehr über den Energiepflanzenanbau zu erzählen.
Ausflugstipp: Besichtigung des Speicherkraftwerks
Du hast Lust, Dorothee und den Hof Wolbring kennenzulernen? Dann buch hier über die App aufs Land eine Besichtigung des Speicherkraftwerks auf dem Hof Wolbring! Zusätzlich erfährst du auch etwas über den landwirtschaftlichen Betrieb mit Bullenmast, Getreide- und Kartoffelanbau.
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