Kategorien: Bauen-Wohnen-Einrichten
Ich bin gerade umgezogen. Von meiner Studenten-Bude im Dachjuchhe in eine erwachsene Erdgeschoss-Wohnung – von einem Freiburger Stadtteil in einen anderen. Ich liebe das Stadtleben und die gleichzeitige Nähe zur Natur – und das bietet mir Freiburg zu 100 Prozent. Als ich für diesen Artikel recherchiert habe, ist mir aufgefallen, dass das „In-der-Stadt-bleiben“ gerade entgegensetzt eines Trends ist. Denn in einer überraschenden Wende verlassen immer mehr Menschen die hektischen Großstädte und ziehen in kleinere Städte sowie ländliche Regionen. Die Wanderungsverluste der Großstädte erreichten im Jahr 2021 ein Niveau, das zuletzt in den 1990er Jahren verzeichnet wurde, so das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) in Wiesbaden.
Ach, wie schön ist das Landleben!
Die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen, dass die deutschen Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohnern im Jahr 2021 durch Umzüge eine signifikante Bevölkerungsabnahme erlebten, vergleichbar mit dem Jahr 1994. Die Zahl der Fortzüge aus den kreisfreien Großstädten in kleinere Städte und ländliche Regionen ist im Vergleich zu 2019 um 1,8 Prozent angestiegen, gleichzeitig sanken die Zuzüge in die Großstädte um 5,4 Prozent. Unterm Strich bedeutet das eine deutliche Abwanderung in das Umland, eine sogenannte Suburbanisierung. Die Wanderungsbewegungen haben nicht nur Auswirkungen auf die Bevölkerungszahlen, sondern verändern auch das Leben in Dörfern und Kleinstädten grundlegend. Der Zuzug eröffnet Chancen für den ländlichen Raum, birgt aber auch Herausforderungen, wie das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung und die Wüstenrot Stiftung in einer aktuellen Studie aufzeigen.
Auf Instagram habe ich schon davon geschwärmt: Einfach mal nach dem Feierabend auf den Berg in die Natur. Das geht in Freiburg und ist einfach wundervoll!
Vereine als Integrationsmotoren
Auf der einen Seite sichert der Zuzug von jungen Familien mit Kindern den Erhalt von Schulen und Kitas, während die Eltern als Fachkräfte für den ländlichen Mittelstand begehrt sind. Auf der anderen Seite ist es kein Selbstläufer, das Zusammenleben von Neuzugezogenen und Alteingesessenen zu gestalten. Eine funktionierende Dorfgemeinschaft muss aktiv entwickelt werden. Dabei betont die Studie die Bedeutung von Vereinen als „Integrationsmotoren“ für Zugezogene. Diese Strukturen sind entscheidend für das Zusammenleben auf dem Land. Das gemeinschaftliche Engagement in Vereinen fördert die Integration und trägt zur Gestaltung des Ortes bei.
Soziale Rahmenbedingungen spielen eine wichtige Rolle
Um das Zuzugsphänomen nachhaltig zu gestalten, sollten die Verantwortlichen in den Gemeinden die Innenentwicklung vorantreiben und passende Wohn- und Infrastrukturangebote, vor allem für Menschen im klassischen Familienalter zwischen 30 und 49 Jahren sowie Berufseinsteiger zwischen 25 und 29 schaffen. Die sozialen Rahmenbedingungen spielen eine ebenso wichtige Rolle. Offenheit für Ideen und die Einbindung der Bevölkerung in Planungsprozesse sind entscheidend für eine zukunftsgerichtete Entwicklung von kleinen Orten.
Das haben wir schon immer so gemacht!
Am Ende müssen wir natürlich alle selbst entscheiden, wie und wo wir wohnen wollen. Mir ist es jetzt auf jeden Fall erstmal egal, dass ich entgegen dem Trend, in der Stadt geblieben bin. Ich genieße nun viel lieber meine neuen vier Wände. Ich kann aber alle verstehen, die sich für ein Leben auf dem Land entscheiden. Und in der Tat wäre dann für mich dort auch eine gewisse Offenheit der Alteingesessenen besonders wichtig. Ein „das haben wir schon immer so gemacht“ kann es für mich in diesen herausfordernden Zeiten von Klimawandel und der Erstarkung nicht-demokratischer Parteien nicht mehr geben. Wir müssen gemeinschaftliche schauen, wie wir uns in Städten und auf dem Land organisieren wollen, damit es uns allen schlussendlich einfach gut geht und wir unser Leben genießen können.
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