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Zum Grundstück von Sarah gehört ein alter Heuboden. Schon lange waren sie und ihr Mann gespannt, was sich eventuell für besondere Schätze auf diesem verbergen könnten. Nun war es endlich so weit: die Luke wurde geöffnet. Was sie auf den alten Dielen gefunden haben, berichtet Sarah in ihrer neuen Kolumne.
Schon als wir unser Haus zum ersten Mal besichtigt haben, sagte uns Frau Müller, dass sie in all den Jahren, die sie in dem Haus lebten, nicht einmal auf dem Heuboden waren. Der Vorbesitzer habe dort alte Möbel gelagert und diese irgendwann mal abgeholt. Sie und ihr Mann hätten nie Interesse an diesem Bereich ihres Grundstücks gehabt.
Am liebsten wären mein Mann und ich direkt auf den Heuboden gestiegen und hätten begutachtet, welche Schätze sich dort verbargen. Doch wir mussten noch mehr als ein Jahr warten, bis wir es endlich erfahren sollten.
Ein Blick ins Unbekannte
Im März hielten wir die Neugierde nicht mehr aus und warfen einen kurzen Blick durch die Luke auf den Heuboden. In den unteren Ställen gibt es nirgendwo einen Zugang oder eine Treppe nach oben. Alle Bodenlöcher, durch die man das Heu damals von oben nach unten beförderte, wurden verschlossen. Uns blieb also nur die Möglichkeit, von außen per Leiter einen Blick ins Unbekannte zu werfen. Leider ging die Sonne bald unter und wir konnten kaum noch etwas sehen.
Das erste Resultat war etwas ernüchternd: Der Heuboden war, bis auf ein paar Kisten und Kartons so gut wie leer. Doch wir gaben die Hoffnung nicht auf. Wer weiß, was sich darin befand?!
Die ersten Frühlingssonnenstrahlen hatten schon den ganz speziellen Duft von warmem Dachbodenstaub im Sommer hervorgelockt und so freuten wir uns wie die Schneekönige darauf, eine Erkundungstour unterm Dach in Angriff zu nehmen, sobald es etwas wärmer wurde.
Erwartungen, die enttäuscht werden könnten
So viele Dinge passierten in der Zwischenzeit. Wir räumten weiter aus, freuten uns über unseren üppigen Garten, fuhren Anhänger für Anhänger auf die Müllkippe und zogen vorübergehend sogar ins Haus ein. Doch unsere Tour auf den Heuboden verschoben wir ein ums andere Mal. Ich weiß nicht, ob es wirklich an den vielen anderen Dingen lag oder an unseren Erwartungen, die enttäuscht werden könnten. Gedacht habe ich fast jeden Tag an den Heuboden und seine Kisten.
In der vergangenen Woche hatten wir dann Besuch von unseren lieben Freunden aus Potsdam. Sie hatten Urlaub und hofften, dass sie uns im Haus helfen könnten. Da wir sie enttäuschen mussten, dass es noch keine Wände und Böden zum Abreißen gab, wollten wir ihnen eine andere Freude machen. Was hätte sich da Besseres angeboten, als die Erkundungstour zusammen mit ihnen zu machen? Wir alle vier sind leidenschaftliche Flohmarktgänger und Dachbodeninspekteure und so war es kein Wunder, dass die Luft fast vor Spannung knisterte, als die Luke zum zweiten Mal geöffnet wurde.
Versöhnende Funde
Da der kleine Bauchbewohner und ich strengstes Leiterverbot haben, ließ ich unserer Freundin den Vortritt. Sie machte Bilder, erklärte mir ganz genau, wo was lag, und machte doch noch den ein oder anderen großartigen Fund: Wie das knapp drei Meter lange Schild des Kolonialladenbesitzers, das sicherlich einmal irgendwo bei uns im Haus hing und vielleicht auch eines Tages wieder hängen wird. Was gibt es Schöneres, als alte, authentische Deko, die die Geschichte des Hauses widerspiegelt?
Das Erstaunlichste war allerdings der alte verstaubte Holzkasten, den wir schon bei unserem ersten Blick auf den Heuboden erspähten. Unsere Freundin rieb den Staub vom Deckel und öffnete ihn vorsichtig: „Das muss die alte Kasse sein“, hörte ich sie nur sagen und war gespannt wie ein Flitzebogen. „Mit Gott“ steht auf dem Deckel und im Inneren befinden sich Schlüssel, die uralte Bonrolle und der Mechanismus der Kasse. Was für ein Fund! Wie alt die Kasse wohl ist und wie sie wohl funktionierte?
Gefühl tiefer Verbundenheit
Ob das Geld meiner Urgroßeltern wohl schon in dieser Kasse verschwand, nachdem sie etwas gekauft hatten? Ob sie wohl jedes Mal das Schild mit dem Namen des Ladenbesitzers lasen, wenn sie in unser Haus gingen? Wir werden es nie erfahren, aber der Gedanke daran erfüllt mich mit einer wohligen Wärme und dem Gefühl von tiefer Verbundenheit.
Auch wenn es nicht viel auf unserem Heuboden gab, das wir entdecken konnten, sind wir umso glücklicher, so wunderbare und außergewöhnliche Dinge gefunden zu haben. Das Schönste daran ist, dass wir diese Erfahrung auf ewig mit unseren Freunden teilen können und sie uns ein ums andere Mal noch näher zusammenbringt, auch wenn uns bald viele Kilometer voneinander trennen werden.
Hier gibt es Sarahs Kolumne auf Plattdeutsch zum Anhören:
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