Kategorien: Natur & Umwelt

Südfranzösische Rebsorten wie Syrah oder Grenache mitten in Deutschland? Klingt ungewöhnlich, doch der Klimawandel macht es möglich. Während in Hamburg und Brandenburg die ersten Weine entstehen, stellt sich die Frage: Wie wird norddeutscher Wein schmecken? Und was bedeutet das für die Zukunft des Weinanbaus? Klönstedt-Autor und Weinliebhaber Simon hat sich mit dem Thema auseinandergesetzt.

Vor einigen Jahren hat mich eine Schlagzeile zum Schmunzeln gebracht: „Weintrauben an Hamburger Landungsbrücken gestohlen“. Bis dahin wusste ich nicht einmal, dass in Hamburg Wein angebaut und aus den Weintrauben sogar 40 bis 50 Flaschen Hamburger Landungsbrücken-Wein hergestellt wird. Ich würde ihn so gern mal probieren und eine der seltenen Flaschen verkosten. Ziemlich unwahrscheinlich, dass das klappt, aber so wie es aussieht, wird der knappe Hamburger Wein bald Gesellschaft erhalten. Denn vor einiger Zeit hat mich dann wieder ein Schlagzeile zum Nachdenken gebracht: „Die Elbhänge eignen sich perfekt“. Im Interview erzählt der Stuttgarter Winzer Fritz Currle, dass Weinanbau in Hamburg funktioniere und sich sogar die Elbhänge dafür geeignet seien. Der Klimawandel begünstige den Weinanbau. Wie soll ich das nur finden? Auf der einen Seite finde ich die Vorstellung von norddeutschem Wein irgendwie cool, auf der anderen Seite bedeutet es, dass der Klimawandel voranschreitet.

Der Hamburger Weinberg hat sogar einen Instagram-Account

Vor allem Wassermangel macht Schwierigkeiten

Ich wollte wissen, was der Klimawandel für Auswirkungen auf den Weinanbau allgemein hat und habe deshalb meine befreundete Winzerin Linda Kurz gefragt. Sie ist vor allem auf badischen und schwäbischen Weinbergen zu Hause und hat die Weinbar Kurz und Kork in Freiburg, in der ich gern Gast bin. Linda, welche Auswirkung hat der Klimawandel auf die typischen Rebsorten einer Region? „Viele Rebsorten kommen mit den klimatischen Extremen in den deutschen Weinbaugebieten nicht mehr klar. Hauptsächlich Wassermangel in den Hochsommern ist für viele Pflanzen schwierig.“

Syrah vom Kaiserstuhl

Es stimmt also: In den letzten Jahrzehnten haben Klimaveränderungen und vor allem Wassermangel einen spürbaren Einfluss auf den Weinbau und die Rebsorten in Deutschland gehabt. Aber auch weltweit gab es Wandel. In Südfrankreich sind die Veränderungen besonders deutlich zu spüren. Die hohen Temperaturen und die längeren Vegetationsperioden haben dazu geführt, dass sich die Rebsorten an einigen Stellen anpassen müssen – auch wenn diese Entwicklung nur schleichend vonstattengeht. Eine weitere Auswirkung dieser Veränderungen ist, dass typische südfranzösische Rebsorten wie Syrah, Grenache oder Mourvèdre immer mehr in den Norden wandern, auch nach Deutschland. Stimmt das? „Ja, das stimmt. Allerdings ist es auch so, dass diese Entwicklung immer noch sehr langsam verläuft. Viele pochen immer noch auf die traditionellen Rebsorten“, sagt Linda. Es gebe einige, die eigentlich heimisch in südlichen Gegenden sind, die bereits in Deutschland angepflanzt würden. „Syrah wird inzwischen in Baden, aber auch in der Pfalz angebaut. Auch Tempranillo findet man schon in Deutschland. Viele andere Rebsorten haben aber noch nicht den Weg nach Deutschland gefunden“ ergänzt die Winzerin. Man baue immer noch gern die Traditionsrebsorten an.

Französische Weinreben - ein schöner Anblick

Norddeutscher Wein – ein schöner Gedanke?

Natürlich ist die Vorstellung von norddeutschem Wein eine schöne. Linda erklärt mir, dass es sogar noch mehr norddeutschen Wein gebe. „Das Weingut Wolkenberg in Brandenburg südlich von Cottbus zum Beispiel. Es kommen auch immer mehr dazu. Viele dieser Weingüter setzen auf pilzwiderstandsfähige Reben, da das Klima und vor allem auch der Boden, für die Traditions-Rebsorten aus dem Süden nicht optimal sind. Auch wenn es immer wärmer wird, ganz perfekt ist das Wetter noch nicht für Burgunder und Co. Der Boden im Norden ist oft sehr sandig, was den Anbau noch zusätzlich erschwert.“

Küsten-Cuvée und Rendsburger Riesling

Norddeutsche Weine – spannend! Da muss ich mich wohl mal ans Probieren machen. Aber wenn ich einen weiteren Gedanken über die Auswirkungen auf die Landwirtschaft habe und nur daran denke, was aus Schleswig-Holstein wird, wenn der Meeresspiegel weiter steigt, dann wird mir ganz anders. Aber es scheint immer wahrscheinlicher, dass wir norddeutschen Wein bekommen. Wie wird er dann wohl heißen? Küsten-Cuvée oder Rendsburger-Riesling? Wie wird der Wein beim Verkosten beschrieben? „Ja, ganz klare Salznoten vom Küstenwind und wie sehr man das Terroir ‚Holsteinische Schweiz‘ schmeckt – irre!“ Ich bin auf jeden Fall gespannt und verfolge die Entwicklung weiter. Vor allem bin ich gespannt auf die Erfahrungswerte von norddeutschen Winzern. Ich glaube, Klönstedt sollte mal einem Weingut in Norddeutschland einen Besuch abstatten. Wir werden sehen …

Wein-Expertin Linda Kurz

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