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Eine Gänseherde auf einer grünen Weide

Kommt bei dir traditionell eine Gans auf den Weihnachtsteller? Wenn ja: wo kaufst du sie? Lea hat mit Celine vom Seckerdiecks Landgut gesprochen – dort leben die Gänse draußen und möglichst stressfrei. Was es sonst noch alles auf dem Hof gibt und warum Celine ihrer Arbeit so liebt, erfährst du im Interview. Außerdem verrät uns die Gänse-Expertin ihr absolutes Lieblings-Rezept.

1. Liebe Celine, magst du dich und euren Hof kurz vorstellen?

Wir sind Familie Seckerdieck und unser Hof heißt Seckerdiecks Landgut. Unser Standort ist direkt vor den Toren Hamburgs – in Seevetal. Mein Partner und ich bewirtschaften den Betrieb nun schon in dritter Generation und leben hier gemeinsam mit unseren Kindern, meinem Vater und ganz vielen Tieren. 

Zwei Personen vor grüner Wiese mit Huhn auf der Schulter

Untypischerweise haben wir keinerlei Ackerflächen, sondern ausschließlich Grünland. Alle unsere Produkte, ob Fleisch oder Ei, vermarkten wir direkt auf unserem Hof an unsere Kunden und diese sind immer dazu eingeladen, auch einen Blick in die Ställe oder auf die Wiesen zu werfen und sich anzuschauen, wie unsere Tiere leben. Seit Kurzem bieten wir die Möglichkeit an, Kindergeburtstage bei uns auf dem Hof zu feiern.

2. Welche Tiere leben auf eurem Hof und wie seid ihr auf die Gans gekommen?

Wir haben Rinder, Legehennen, Weihnachtsgeflügel (Enten und Gänse), Schweine und ein paar Pferde, die sind aber eher Hobby.

Gänse gab es schon auf unserem Hof, als mein Opa den Betrieb noch geführt hat. Das waren, wie für damalige Zeiten üblich, so 20 bis 30 Tiere. Mein Vater hat das fortgeführt und Gänse zu Weihnachten an die Nachbarschaft verkauft. Tatsächlich vergingen dann einige Jahre ohne Gänse – nun sind sie aber seit mehr als zehn Jahren wieder ein fester Bestandteil unseres Betriebes. Mittlerweile sind es ein paar mehr als damals – nämlich 250 Gänse. Jede einzelne Gans verkaufen wir direkt auf unserem Hof an die Kund:innen. Das ist uns sehr wichtig.

3. Wie sieht das Jahr im Leben einer Weihnachtsgans aus?

Die Gänse kommen im Mai als Eintagsküken zu uns. Direkt nach dem Schlüpfen in der Brutmaschine werden sie in der Brüterei in sichere Transportboxen gepackt und wir nehmen sie dann mit zu uns auf den Hof. Dort angekommen geht es für die Gänseküken erstmal in einen geschützten Raum unter eine Wärmelampe. Was mich übrigens jedes Jahr aufs Neue begeistert: es ist total ausschlaggebend, wer die Küken auspackt, bzw. wer währenddessen redet. Denn auf die Stimme, die die Gänse als Küken beim Auspacken wahrnehmen, hören sie ihr Leben lang. Wenn das Wetter es zulässt – vor allem windstill sollte es sein – geht es direkt für einen kleinen Moment raus auf den Rasen.

Es ist uns total wichtig, dass die kleinen Gänse von Anfang an auf die Wiese und an die frische Luft kommen, damit es ihnen gut geht und es nicht zu Verhaltensauffälligkeiten kommt – dafür ist Beschäftigung ausschlaggebend. Gänse sind zwar ausgeglichenere Wesen als manch anderes Geflügel, wie zum Beispiel Enten, aber Auslauf und Wasserstellen tragen maßgeblich zu ihrem Wohlbefinden bei. Wenn sich die gelben Gänseküken in weiße Gänse verwandelt haben und sie somit robust genug sind, verbringen sie den ganzen Tag auf der Wiese. Nachts kommt das Geflügel in den Stall, um es vor Marder, Fuchs und Co. zu schützen. 

Geschlachtet werden unsere Gänse übrigens in einer Bio-Schlachterei. Uns ist es einfach wichtig, dass die Tiere möglichst wenig Stress haben. Deshalb gehen wir nachts im Dunkeln in den Stall und setzen eigenhändig jede Gans einzeln in die Transportkisten. Natürlich könnte das auch das Personal der Schlachterei übernehmen, aber da die Gänse an uns gewöhnt sind, machen wir das selbst. Der respektvolle Umgang mit den Tieren ist für uns Grundvoraussetzung.

4. Worauf sollte man beim Kauf einer Weihnachtsgans achten?

Ganz klar meine Empfehlung: die Weihnachtsgans vom Direktvermarkter kaufen!

Einen riesigen Unterschied macht es, wie die Gans ernährt wurde. Bei uns wachsen die Gänse natürlich, das heißt, sie bekommen zu Beginn einen sogenannten Kükenstarter, damit sich das Knochengerüst vernünftig ausbilden kann und danach in erster Linie Gras. Sie werden jedoch nicht künstlich mit Mais oder Ähnlichem fettgefüttert. Eine Gans als Wassergeflügel hat natürlicherweise einen hohen Fettanteil. Der ist übrigens wetterbedingt: in einem trockenen Jahr wird die Gans lange nicht so fett wie in einem nass-kalten Jahr.

Es macht also absolut Sinn, sich vor dem Kauf zu informieren, wo die Gans herkommt, wie sie aufgewachsen ist und womit sie gefüttert wurde. Da ist es einfach am besten, aus erster Hand direkt vom Landwirt zu kaufen. Das gilt natürlich nicht nur für die Weihnachtsgans, sondern auch für anderes Fleisch, Eier, Käse, Gemüse und so weiter. Wer die Möglichkeit hat, direkt beim Landwirt seine Lebensmittel zu beziehen, sollte diese auch nutzen.

Gänseherde auf Weide im Sonnenuntergang

5. Wie kann man bei euch eine Weihnachtsgans bestellen?

Tatsächlich am besten über WhatsApp oder E-Mail. Für dieses Jahr ist unser Weihnachtsgeflügel allerdings fast ausverkauft. Die ersten Bestellungen habe ich bereits im Juli angenommen. Alle bestellten Weihnachtsgänse werden bei uns am 23. Dezember abgeholt. Da kommt dann so richtig Weihnachtsstimmung auf. Ponys mit Weihnachtsmützen, Feuerschalen, Glühwein – für uns und unsere Kund:innen ein echtes Highlight zum Jahresende und ein fester Bestandteil der Vorweihnachtszeit.

6. Gibt es bei euch an Weihnachten auch Gans?

Ja natürlich, das gehört einfach dazu. Tatsächlich reservieren wir für uns mittlerweile rechtzeitig zwei Gänse, da es schon vorkam, dass wir restlos ausverkauft waren und keine mehr für uns da war. Wenn wir mal eine Gans mehr übrig haben, frieren wir diese ein. Schmeckt – etwas anders zubereitet – auch im Sommer sehr gut!

7. Hast du einen Tipp für die Zubereitung einer Weihnachtsgans und wie schmeckt sie dir am besten?

Ganz einfach: Für drei Stunden bei 180 Grad auf einem Backblech, auf den Bauch gedreht, in den Ofen schieben. Zwischendurch einmal auf den Rücken drehen. Das war’s eigentlich schon. Eine Gans zuzubereiten ist gar nicht so schwierig, wie viele denken. An Weihnachten füllen wir die Gans mit Boskop-Äpfeln und Rosinen. Ah, ich hab‘ da ein Rezept für euch:

8. Und zum Abschluss: Was macht dir an deinem Job am meisten Spaß und was ist dir dabei besonders wichtig?

Das Tierwohl steht bei uns an erster Stelle. Artgerechte Haltung und ein respektvoller Umgang mit den Lebewesen sind bei uns Grundvoraussetzung. Soweit es irgendwie möglich ist, verzichten wir auf den Einsatz von Medikamenten. Dank der guten Haltung kommt es bei uns zum Glück auch sehr selten zu kranken Tieren oder Abgängen. Wir sind kein eingetragener Bio-Betrieb, aber unsere Tiere haben mehr Platz und Auslauf, als es nach Bio-Norm vorgeschrieben ist. Insgesamt betreiben wir unsere Landwirtschaft sehr natürlich und ursprünglich. Verschiedene Tierarten, viel Auslauf, Stroh statt Spalten und natürlich haben wir auch eine Bindung zu unseren Tieren. Auf großen Betrieben darf man beispielsweise Schweineställe meist gar nicht betreten – bei uns ist das ausdrücklich erlaubt.

Das ist es auch, was mir unter anderem so viel Freude bereitet: es wird nie langweilig. Was mir an meiner Arbeit außerdem besonders gut gefällt, ist, dass alles aus einer nämlich unserer Hand kommt. Das, was wir produzieren, geben wir am Ende an die Kund:innen weiter. Das sind zum Großteil Stammkund:innen. Die Wertschätzung, die uns entgegengebracht wird, ist das größte Lob für unsere Arbeit und die Bestätigung, dass wir genau das Richtige tun. Etwa 60 % unserer Kund:innen, die eine Seckerdiecker Weihnachtsgans kaufen, besorgen bei uns auch alles andere an Fleisch und Eiern, was sie benötigen – das ist ein sehr schönes Gefühl. Insgesamt sind das Leben und die Arbeit auf unserem Hof sehr erfüllend, das muss aber auch so sein, denn Zeit für Erholung bleibt kaum.

Danke dir für das Gespräch, liebe Celine!

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