Ein unerfüllter Kinderwunsch und eine daraus resultierende Behandlung sind eine große Belastung. Sowohl physisch als auch psychisch und leider oft auch zusätzlich finanziell. Unsere Community-Autorin hat viele harte Jahre hinter sich und teilt ihren schwierigen und berührenden Weg mit uns.

Es kommt immer anders als man denkt. Ich hatte einen Lebensplan: Bis ich 30 Jahre alt bin, wollte ich verheiratet sein, ein Haus gekauft haben und mindestens das erste Kind bekommen haben. 2018 habe ich meinen wundervollen Ehemann geheiratet, 2019 haben wir sein Elternhaus gekauft, somit waren die ersten zwei Punkte meines Lebensplanes abgehakt. 

Im Februar 2020 entschieden wir uns dann, dass es an der Zeit war die Verhütung, ich nahm die Pille, abzusetzen. Drei Monate später ging ich zu meiner Frauenärztin, da sich immer noch keine Periode eingestellt hatte. Ich solle abwarten, es dauere bis zu einem Jahr, ehe sich der rper nach der Pilleneinnahme wieder reguliere. Recht schnellt hlte ich mich allerdings in meine Jugend zurückversetzt: Ich nahm wieder ordentlich an Gewicht zu, bekam wieder schuppige Kopfhaut und hlte mich in meinem rper nicht mehr ich selbst. Also hrte mich mein Weg wieder zu meiner Frauenärztin, der ich diese Probleme schilderte. Sie machte einen Ultraschall und schnell zeigten sich an meinen Eierstöcken viele kleine „Zysten“, die sich wie eine Perlenketten aufgereiht hatten. Sie äußerte ihren Verdacht des PCO-Syndroms (das polyzystische Ovarial Syndrom) und schickte mich in die Kinderwunschklinik. Dort wurde dieser Verdacht bestätigt. 

Sie machte einen Ultraschall und schnell zeigten sich an meinen Eierstöcken viele kleine „Zysten“.

Das PCO-Syndrom ist eine Hormonstörung, bei der die Eierstöcke zu viele nnliche Sexualhormone produzieren oftmals in Kombination mit einem gestörten Zuckerstoffwechsel. Daraus folgt ein sehr langer bis kein vorhandener Zyklus. Somit ist die Frau theoretisch unfruchtbar, bzw. wird nur sehr, sehr schwer auf natürlichem Wege schwanger.

Keine Spermien

Das habe ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich realisiert. In der Kinderwunschklinik stand neben meiner Untersuchung auch die Untersuchung meines Mannes an. Reine Routine wie es hieß. Also musste er in bestimmten Abständen zwei Spermiogramme machen. Leider wurden keine Spermien gefunden. Dann ging es nach Kiel zum 2. Standort der Kinderwunschklinik, nochmals ein Spermiogramm erstellen lassen. Wieder nichts nachzuweisen. Unsere Ärztin hatte eine Vermutung, wollte dies aber mittels Gentest bestätigen lassen. Somit ging es wieder nach Kiel, dieses Mal ins Genetiklabor. Es wurden einige Fragen gestellt und eine Blutprobe entnommen. Bis die Ergebnisse da sein sollten, dauerte es etwa 6 Wochen.

Als wir den Anruf aus dem Genetiklabor bekamen, war es inzwischen schon November 2020. Ich habe immer zu meinem Mann gesagt: „Bei dir ist alles gut, ich bin das Problem. Ich kann mich noch gut an den Moment erinnern, als der Anruf kam. Mein Mann war noch auf der Arbeit und hatte die Ärztin gebeten später wieder anzurufen, wenn er zu Hause wäre. Er vergisst schnell, was am Telefon besprochen wurde und wollte, dass ich es mit anhöre.

„Der Gentest hat bei meinem Mann einen Gendefekt festgestellt.“

Der Gentest hat bei meinem Mann einen Gendefekt festgestellt. Normalerweise weist ein Mann 46XY Chromosomen auf. Mein Mann hat 47XXY Chromosomen. Das bedeutet er hat das Klinefelter-Syndrom. Leider ist es so, dass alle Träger des Klinefelter-Syndroms unfruchtbar sind. Somit sind wir beide unfruchtbar. Für mich war es sofort ein Schock. Ich werde niemals Kinder von meinem eigenen Mann bekommen können. Dieser Gedanke saß so fest und mitunter kommt er auch heute noch zum Vorschein. Mein Mann nahm das ganze erstmal recht gelassen, er hat fast zwei Jahre gebraucht, bis er überhaupt realisiert hat, was das Ganze r ihn eigentlich bedeutet. Es ist nicht nur die Unfruchtbarkeit, sondern auch einige andere Einschränkungen, die jetzt zu unserem Leben gehören.

Dänische Samenbank

Trotz allem war der Kinderwunsch da, er war groß, sehr groß. Meine Gedanken drehten sich um nix anderes. Also ging es zu weiteren Besprechungen in die Kinderwunschklinik. Wir hatten nur eine Option: Spendersamen. Unsere Ärztin war zuversichtlich, dass ich mithilfe von stimulierenden Medikamenten und einer Insemination schnell schwanger werden rde. Ich sei ja schließlich noch jung und verfügte über eine gute Eizell-Reserve. Diesen Optimismus nahm ich sehr schnell an und es konnte r mich nicht schnell genug gehen. Wir bekamen Informationen über eine Samenbank aus nemark, mit der unsere Kinderwunschklinik zusammenarbeitet und sogar einen 10 % Rabattcode hatte. Toll habe ich gedacht, dann sparen wir Geld. Denn dadurch, dass wir auf Spendersamen angewiesen sind, waren wir Selbstzahler. Egal was es war, wir mussten bezahlen, r jede Blutuntersuchung, jeden Termin, jedes Medikament.

„Egal was es war, wir mussten bezahlen, r jede Blutuntersuchung, jeden Termin, jedes Medikament.“

Zu Hause haben wir uns die Samenbank angeschaut und waren restlos überfordert. Wir mussten uns entscheiden, nach welchen Kriterien wir den Samenspender aussuchen. Wir waren uns einig, nach einem Spender zu suchen, der meinem Mann ähnlichsieht. Das grenzte die Auswahl massiv ein, da mein Mann rothaarig ist. Auf dem Profil der Samenspender kann man Kinderfotos, die rpergröße, Haarfarbe, Augenfarbe, Blutgruppe, Gewicht, rperbau, Vorlieben, den schulischen und beruflichen Werdegang, die Handschrift und noch viele weitere Merkmale herauslesen. Wer chte, kann sich auch eine Stimmprobe anhören. r uns waren es zu viele Informationen, manch andere chten bestimmt alles wissen. Wir haben den kostenfreien Zugang der Samenbank genutzt. Zahlt man einen Jahresbeitrag kann man sich bei einigen Spendern sogar Erwachsenenfotos anschauen. Die Samenhalme sind dann aber auch um ein Vielfaches teurer. Immer und immer wieder blieben wir an einem Profil ngen. Dieser Spender sollte es auch werden. Mit 950 € pro Samenhalm auch noch relativ „nstig“.  

Die erste Insemination

Wir hatten uns dazu entschieden auch Samenhalme r eventuelle Geschwisterkinder zu kaufen. Zudem mussten wir auch noch eine Quotenreservierung kaufen, damit die maximale Anzahl der Schwangerschaften r diesen Spender nicht plötzlich erreicht wird. Hinzu kommt der Versand der Samen zu der Kinderwunschklinik. Den Versand haben wir aber durch die 10 % Rabatt der Kinderwunschklinik gespart, sodass wir bei der Bestellung r die Quotenreservierung r 3 Jahre und 6 Samenhalme bei „nur“ noch 6.359,25 lagen. Der erste Schritt zum Wunschkind war getan. 

Durch mein junges Alter und die gute Eizell-Reserve entschieden wir mit unserer Ärztin, dass wir die „einfachste“ Behandlungsmethode, die Insemination, hlen rden. Dabei wurde ich mit Medikamenten stimuliert, es wurde also r eine Eizellreifung gesorgt. Wenn alles stimmig war, wurde der Eisprung ausgelöst und am chsten Tag wurden die Spermien mit Hilfe eines Katheters in die Gebärmutter eingeführt. Um festzustellen, ob beide Eileiter durchgängig sind, wurde bei mir eine Bauchspiegelung durchgeführt. Leider hatte ich das „Glück“, dass der linke Eileiter verschlossen ist und auch nicht mehr geöffnet werden konnte, sodass wir bei einer Stimulation nur die Eizelle der rechten Seiten zum Eisprung auslösen konnten. 

„Ich war perfekt stimuliert, sodass die Insemination stattfinden konnte.“

Am 22.04.2021 war es dann so weit: Ich war perfekt stimuliert, sodass die Insemination stattfinden konnte. Wir machten uns wieder auf den Weg nach Kiel. Durch die Corona-Pandemie durfte mein Mann nicht bei der Behandlung dabei sein. Somit musste ich allein in den Behandlungsraum. Alle Ärztinnen und Schwestern waren super nett und einfühlsam, dennoch re es schön gewesen, meinen Mann an meiner Seite zu haben. Das war etwas, was uns die gesamte Behandlungszeit begleitete. Ich durfte zu den meisten Behandlungen nur allein erscheinen. Mein Mann verbrachte die Zeit grundsätzlich im Auto und wartete auf mich.  

Nach der ersten Insemination war ich so zuversichtlich, ich glaubte alles zu spüren, was auf eine Einnistung der Eizelle hindeutete. 14 Tage später, am 07.05.2021 bekam ich das Ergebnis des Bluttest. Negativ …  Zunächst war ich schockiert, hoffte dann auf den chsten Zyklus. Im Juni war es dann wieder so weit. Die gleiche Prozedur von vorn mit dem gleichen Endergebnis. Der chste Zyklus konnte nicht genutzt werden, da die Eizelle auf der falschen Seite heranreifte. Im August ließen wir die 3. Insemination machen. Wieder mit einem negativen Ergebnis. Bis dahin hatten wir r 3 Inseminationen, Medikamente und Lagerungskosten des Spermas 1.915,76 € ausgeben, wobei die Spritkosten nicht eingerechnet sind.

Nächster Schritt: In-Vitro-Fertilisation

Unser Gefühl sagte uns, so wird das nichts. Das bestätigte auch unsere Ärztin. Also gingen wir einen Schritt weiter. Der chste Zyklus sollte ein IVF-Zyklus werden. Bei einer In-Vitro-Fertilisation wird die Frau so stimuliert, dass mehrere Eizellen heranreifen. Diese werden dann bei einer kleinen OP entnommen und mit den Spermien in ein Reagenzglas gegeben. Dabei lassen sich dann hoffentlich viele Eizellen befruchten.

Die Medikamente r die Stimulation waren dieses Mal teurer, durch die Kinderwunschklinik bekamen wir eine Nummer r eine französische Apotheke. Dort bestellte ich die Medikamente, die dann gekühlt per Post geschickt wurden. Bei den Inseminationen konnte ich mithilfe von Tabletten stimulieren. Nun musste ich mich nach einem bestimmten Plan zu bestimmten Zeiten selbst spritzen. Die ersten Spritzen kosteten mich unglaublich viel Überwindung, es flossen Tränen. Aber der Wille war da, ich wollte unbedingt ein Kind, also nahm ich auch das auf mich. Ich spritzte mich, fuhr regelmäßig zur Blutkontrolle und dann waren 1.156,36 r die Medikamente einfach weg. Ich hatte einen vorzeitigen Eisprung, sodass die ganze Stimulation umsonst war. Das geschah im November 2021. Da hatte ich also fünf Stimulationen und drei erfolglose Inseminationen innerhalb eines halben Jahres hinter mir. Ich entschied mich, es r 2021 einfach gut sein zu lassen. 

„Ich entschied mich, es r 2021 einfach gut sein zu lassen.“

Die Gesamtkosten r 2021 lagen somit bei 9.987,63 €. Ende November 2021 hatten wir eine Entscheidung gefällt, mit der ich wieder eine neue Aufgabe bekommen sollte. Ich war aufgrund der ganzen Kinderwunschbehandlung und reaktiver Depressionen schon seit April 2021 krankgeschrieben. Wir haben uns einen Hund ausgesucht, der Anfang Dezember bei uns eingezogen ist. Ein wunderbarer kleiner Welpe, der mein Herz wieder Stück r Stück zusammensetzte und meine Gedanken ein bisschen vom Kinderwunsch ablenkte. Aber re es nicht toll, wenn Kind und Hund gemeinsam aufwachsen rden? 2022 rde besser werden, davon war ich fest überzeugt  

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