Fotos: Jenny Wiedemann (7)

Die Weiten des Pazifiks sind faszinierend und zugleich gnadenlos. Jenny von strong.sails erzählt in ihrer neuen Kolumne von einer stürmischen Zeit auf hoher See, in der die Natur ihre unbändige Kraft zeigt und die Crew an ihre Grenzen bringt.

Gerade habe ich meine Wache übernommen. Nur wenige Sekunden, nachdem ich ins Cockpit gekommen bin, trifft uns eine große Welle. Die Sprayhood, die sich wie ein Halbbogen von vorne über das Cockpit und den Eingang ins Boot spannt und das Wasser abhalten soll, lässt dennoch Wasser durch. Ich wische mir die tropfenden Haarsträhnen aus dem Gesicht, drehe die Musik in meinem Ohr lauter und bereite mich mental auf eine ungemütliche Nacht vor.

Ein Spielball auf den Wellen

Im Süden von uns herrscht Sturm. Noch ist Winter auf der Südhalbkugel. Ein Sturmtief jagt das nächste. Wir befinden uns deutlich nördlich davon und bekommen dennoch mit, welche Gewalt Neptun, der Gott der Meere und Winde, hat. Welche Gewalt die Mutter Natur hat. Wie ein Spielball tanzen wir auf den Wellen auf und ab. Unsere Segelfläche ist stark reduziert (gerefft) und dennoch jagen wir mit Spitzengeschwindigkeiten durch die tosenden Wassermassen. Umso besser, denn wir befinden uns erst am Anfang des Sturms. Ob wir den Schutz der Inseln erreichen, bevor die Wellen noch höher und der Wind noch stärker werden?

Sehnsucht nach dem sicheren Hafen

Es ist die Kehrseite davon, die Welt auf einem Boot erkunden zu wollen. Es ist nicht unser erstes schweres Wetter auf dieser Reise. Genauer gesagt, kann ich schon nicht mehr zählen, wie häufig ich lieber zuhause vor einem Kamin mit einer heißen Tasse Kakao gesessen hätte, anstatt mich vor Kälte zitternd unter der Sprayhood zu kauern und mich damit zu trösten, dass mich das nächste Ziel für die Strapazen belohnen wird. Das Leben steht still. Man schläft, isst oder geht Wache. Man hört Musik und starrt auf die Wellen. Mein Blick wandert über die Segel. Der Wind zerrt kräftig an ihnen. Werden sie dem Druck standhalten?

Gefahr in der Tiefe

Mein Blick wandert weiter über das Meer. Kein Schiff in Sicht. Unser „Buddy-Boot“ mit dem wir zusammen gestartet sind, ist außer Sicht. Doch eine Gefahr lauert dort draußen. Wale. Es ist Walsaison in diesen Breiten. Die Wale kommen aus der Antarktis zum Fressen und Kalben hierher. Und bei diesem Wetter haben wir keine Chance, diese zu sehen. Vor wenigen Wochen haben wir Dänen kennengelernt, die erst letztes Jahr ihre Yacht durch eine Kollision mit einem schlafenden Wal verloren haben. 22 Stunden mussten sie in ihrer Rettungsinsel verbringen, bevor sie gerettet werden konnten. Ist das Glück auf unserer Seite?

Augen zu und durch

Die Wellen werden höher. Abwechselnd befinden wir uns im Wellental oder auf dem Berg. Mehrere Meter werden wir angehoben und abgesenkt. Unser Boot ist vom Wind stark auf die Seite gedrückt. Jede unserer Bewegungen wird durch die Schiffsbewegung eingeschränkt. Blaue Flecken sind vorprogrammiert. Zum Essen gibt’s leicht gekochte Gerichte ohne Histamine – Seekrankheit vorbeugend. Und es bleibt uns nichts anderes übrig als Augen zu und durch. Es gibt keinen Ausweg. Einmal auf dem Meer, bist du auf dich allein gestellt. Einmal auf dem Meer, musst du dich bis zu deinem Ziel kämpfen. Du bist der Natur machtlos ausgeliefert und dennoch tröstet mich der Gedanke, dass in wenigen Tagen alles vorbei ist und nur die Erinnerung bleibt.


Wer neugierig geworden ist, kann hier noch einmal Jennys Intro und ihre weiteren Kolumnen lesen. Oder schau auf Jennys und Jonas‘ Instagram-Profil vorbei: Unter strong.sails teilen sie ihre Erlebnisse und Eindrücke.

Teile es mit deinen Freunden!

Wie kann ich Klönstedt unterstützen?

Das ist ganz einfach. Es sind die vielen kleinen Taten, die Klönstedt groß werden lassen. Melde dich zum Newsletter an, folge uns auf Instagram, lies unsere Artikel, schau unsere Videos, oder nimm an unseren Dorftreffen teil. Neben all der Liebe, die in diese Inhalte und Veranstaltungen fließt, kostet die Herstellung der Inhalte auch Geld. Damit Klönstedt auch weiterhin nur wenig Werbung zeigen muss, benötigen wir finanzielle Unterstützung von euch. Wir informieren euch bald über eine neue Möglichkeit, wie ihr Klönstedt auch finanziell unterstützen könnt.