Marilena hat sich selbstständig gemacht – nach Jahren in der Festanstellung ein großer Schritt für die 32-Jährige. Wie sie ihre Gründung angegangen ist, was sie dabei gelernt hat und was es mit dem Gründungszuschuss auf sich hat, verrät sie hier.

Text: Marilena Kipp

Hätte mir vor ein paar Jahren jemand gesagt, dass ich heute hier sitze mit Umsatzsteuer-ID, Homepage und Buchhaltungssoftware hätte ich nur herzlich gelacht. Ich als Selbstständige? Ja ne, ist klar. Doch mein Leben und mein Bauchgefühl hatten da scheinbar Pläne mit mir, von denen ich noch nichts wusste. Von einem entscheidenden Coaching über die finale Idee bis hin zur Unterstützung durch die Arbeitsagentur – ich nehme euch heute mit auf meine Reise in die Selbstständigkeit. 

Und was nun?

Sonnengebrannt und mit vielen wunderschönen Eindrücken einer langen Reise saß ich im Oktober 2022 (arbeitslos) an meinem Schreibtisch und schrieb Bewerbungen. Ich hatte meinen letzten Job gekündigt und mir danach den Traum einer kleinen Auszeit erfüllt. Doch Ersparnisse reichen nicht ewig und so wurde es dringend Zeit für einen neuen Zukunftsplan. Effizienz kann ich und so meldete ich mich bei der Arbeitsagentur an, versendete Anschreiben um Anschreiben, optimierte meinen Lebenslauf und durchforstete diverse Jobportalen. Was mich dabei auch begleitete? Bauchschmerzen!

Nichts schien so richtig zu meinem Profil zu passen, vieles war sehr weit weg oder in großen Städten, in denen ich mir ein Leben nicht vorstellen konnte. Nachdem ich dieses Programm ein paar Wochen lang durchzog, war mir klar: Es muss Hilfe her, so geht das nicht. Übers Internet fand ich eine systemische Coachin direkt bei mir um die Ecke und vereinbarte ein erstes kostenfreies Probegespräch. Der Deal war: Findet man sich nett, geht’s direkt danach in ein anderthalbstündiges Coaching. Was zugegeben ordentlich Geld kostet – aber das war es wert.

Die Idee, die lange schlummerte 

Denn was soll ich sagen – Nach einem zweiten Treffen erzählte ich meiner besten Freundin bei einem Kaffee: Du, ich glaube, ich mache mich selbstständig. Meine Coachin schaffte es, mit den richtigen Fragen eine Idee aus mir herauszukitzeln, von der ich im Nachhinein weiß, dass sie schon ganz lange in meinem Kopf schlummerte. Dass ich mir wünschte, freier zu arbeiten und verschiedene Kunden kennenzulernen. Ich hatte mich einfach nicht getraut, diese Idee laut zu denken und mir zuzutrauen. Doch das änderte sich rapide. Wir fertigten ein riesiges Mindmap an mit möglichen Standbeinen, meinen Wünschen, zu klärenden Fragen und den nächsten Schritten. Sozusagen einen Fahrplan für die nächsten Wochen. Drei Standbeine sollten es für mich als ehemalige Agrarjournalistin und Pressesprecherin sein: Journalismus, PR und Lektorat.

Der AVGS und ich 

Mit einem schon etwas festeren Konzept im Kopf kontaktierte ich im nächsten Schritt meinen Berater bei der Arbeitsagentur, den ich sowieso regelmäßig über meinen Bewerbungsstand unterrichten musste. Ich präsentierte ihm meine Idee und fragte nach Unterstützung. Zu meinem riesigen Glück erhielt ich diese in Form eines Aktivierungs- und Vermittlungsgutscheins (kurz AVGS) – für mich der Gamechanger schlechthin. Das ist ein Gutschein, mit dem sich die arbeitssuchende bzw. in meinem Fall gründungsfreudige Person eine Fortbildung aussuchen kann, mit der sie bei ihrem Vorhaben unterstützt wird. Nach etwas Recherche fand ich eine Coachin aus Berlin, die mir sofort sympathisch erschien und ein Gründercoaching online anbot. Perfekt! 

Brutto, äh ne, netto! 

Der Lehrplan reichte von Buchhaltung über Steuern bis hin zur Profilschärfung und Marketing. Über mehrere Wochen lernte ich so wahnsinnig viel Neues. Und das war nötig, denn Prozentrechnung gehörte unter uns gesagt noch nie zu meinen Stärken. Ich erhielt Hilfe beim Ausfüllen des Fragebogens zur steuerlichen Erfassung (ist genauso spaßig wie er klingt, aber sehr wichtig, damit man eine Steuernummer bekommt), erstellte (und träumte zu oft von) Liquiditätsplan und Rentabiliätsvorschau, lernte, welche Unternehmensform ich in Zukunft sein werde (freiberufliche Einzelunternehmerin, yeah!) und befasste mich auch intensiv mit mir selbst, genauer gesagt mit meiner Gründerpersönlichkeit. Was sind meine Stärken und Schwächen? Wo möchte ich hin? Wo muss ich aufpassen und an mir arbeiten? 

Wer bin ich und was kann ich?  

Ich muss sagen, gerade der letzte Teil half mir nochmal unheimlich stark dabei, mein Vorhaben zu konkretisieren und mir selbst die nötige Sicherheit zu verschaffen. Ich lernte mein inneres Team kennen und schlüsselte genau auf, welche Teile meiner Persönlichkeit ich für welchen Aufgaben nutzen kann. Sich außerdem nicht allein durch all die Bilanzen, Steuern und Rechnungen zu kämpfen, die für mich als ehemalige Festangestellte total neu waren, war unglaublich hilfreich. Dazu kommen noch Formulare für die Krankenversicherung, Berufshaftpflicht, Vermögensschadenshaftpflicht usw. Klingt wild? Ist es auch – doch glaubt mir, es ist machbar.  

Ich habe mir um vieles total den Kopf gemacht, aber mit ein bisschen Recherche, YouTube, Google und notfalls Anrufen bei Finanzamt und Co. ließ sich jedes Problem lösen. Es spielt natürlich eine große Rolle, mit welchem Vorhaben man gründen möchte. Ist es beispielsweise die Eröffnung eines Geschäftes oder Cafés, muss man ganz anders kalkulieren und vorgehen als eine freie Journalistin, die im Prinzip nur ihren Laptop braucht. Sehr empfehlen kann ich hierbei auch die Gründerplattform, auf der man sich Beispiel-Businesspläne anschauen kann und viele nützliche Infos findet.  

Businessplan und Gründungszuschuss 

Denn apropos Businessplan: Dieser stand für mich als Nächstes auf dem Programm. Über die Arbeitsagentur hat man nämlich auch die Chance auf den sogenannten Gründungszuschuss. Überzeugt ein Gründungsvorhaben die Arbeitsagentur, ist es möglich, sich für die ersten sechs Monate finanzielle Unterstützung zu sichern. Diese setzt sich zusammen aus der Höhe deszuletzt erhaltenen Arbeitslosengeldsplus zusätzlich 300Euro zur sozialen Absicherung. Total super, denn sind wir mal ehrlich: Die wenigsten Gründer verdienen schon ab Tag 1 genau so viel, wie sie gern möchten und brauchen. Geschweige denn genug, um auch für Krankenversicherung und Versicherungen im Allgemeinen aufzukommen. Die Akquise muss erstmal Früchte tragen und die ersten Auftragsrechnungen von Kunden bezahlt werden. Da kann es schon ganz schön knapp werden.

Save the Date 1. April 2023 mit Kalenderblatt

Save the Date – Los geht’s 

Ich steckte also viel Hirnschmalz, Zeit und Liebe in meinen Businessplan und konnte so Ende Februar endlich alles einreichen, inklusive Zeugnisse, Antragsformulare und einer Tragfähigkeitsbescheinigung durch eine fachkundige Stelle, in meinem Fall die Coachin des AVGS-Trainings. Was genau alles benötigt wird und welche Fristen es gibt, erklären die jeweiligen Arbeitsagenturen auf ihren Homepages. Es lohnt sich definitiv, hierbei genug Zeit einzuplanen, denn auf die Entscheidung der Arbeitsagentur muss man meiner Erfahrung nach durchaus ein bisschen warten (klopf auf Holz). Mein Gründungsdatum stand trotzdem fest: Der 1. April 2023 sollte es sein, im Kalender bereits dick eingekringelt. Die Wochen bis dahin verbrachte ich damit, meine Homepage zu erstellen, ein Marketingkonzept zu entwickeln, viiiele offene Fragen zu klären, mein Büro einzurichten und ganz wichtig: Akquise zu betreiben. Denn mit ein paar ersten abgemachten Aufträgen gründet es sich um Einiges entspannter, gerade wenn die Zu- oder Absage für den Zuschuss noch nicht ins Haus geflattert ist.

Naja, und was soll ich sagen: Jetzt sitze ich also hier, bin selbstständig und es fühlt sich richtig und gut an. Abenteuerlich und auch respekteinflößend, aber richtig und gut. Ich würde also sagen, das Bauchgefühl hat erstmal gewonnen. 

Wenn du mehr über mich und meine Arbeit erfahren möchtest, schau doch mal unter www.marilenakipp.de oder auf Instagram unter @mari.und.lena vorbei, ich freu mich! 

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